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SÄURE

SÄURE

Titel: SÄURE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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nachsehen, ob sie kürzlich größere Summen abgehoben hat. Haben Sie ein gemeinsames Konto?«
    »Nein, unsere Finanzen sind unabhängig.«
    »Keine gemeinsamen Konten?«
    »Nein, Mr. Sturgis.« Ramp verschränkte die Arme über der Brust. Mit jedem Wort schien er sich mehr zu verschließen. »Summen abgehoben, Fluglinien, was sagen Sie da? Daß sie absichtlich weggelaufen ist?«
    »Ich bin sicher, daß sie es nicht ist, aber…«
    »Sie ist es bestimmt nicht.«
    Milo fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. »Mr. Ramp, hoffen wir, daß sie hier jetzt gleich hereinspaziert. Wenn sie es nicht tut, muß man es wie einen Fall behandeln, wo eine Person vermißt wird. Und Fälle, wo Personen vermißt werden, sind nicht so gut für das Ego derer, die warten. Wenn man die Arbeit richtig machen will, muß man nämlich annehmen, daß alles möglich ist. Es ist, als ob ein Arzt von einem Knoten eine Gewebeprobe nimmt - obwohl er höchstwahrscheinlich gutartig ist. Der Arzt zitiert Ihnen Statistiken und sagt Ihnen mit einem Lächeln, es gäbe keinen Grund zur Beunruhigung. Aber er schneidet ihn trotzdem auf und schickt eine Probe ins Labor.«
    Er knöpfte das Jackett auf, vergrub beide Hände in die Hosentaschen, verlegte das Gewicht des einen Beins auf die Hacke und wiegte sich vor und rückwärts wie ein Wettläufer, der den Knöchel streckt.
    Ramp sah hinab auf den Fuß, dann nach oben in Milos grüne Augen.
    »Also«, sagte er, »man wird mich aufschneiden.«
    »Sie haben die Wahl«, sagte Milo, »sonst bleibt Ihnen nur übrig, dazusitzen und zu warten.«
    »Nein, nein, gehen Sie, tun Sie das alles. Sie können das schneller. Ich nehme an, Sie möchten einen Scheck, bevor Sie anfangen.«
    Milo sagte: »Ich möchte einen, bevor ich gehe - siebenhundert Dollar, das ist ein Zehn-Stunden-Vorschuß. Aber holen Sie zuerst die Angestellten, rufen Sie den Gärtner, er soll herkommen, samt den Söhnen, die heute hier gearbeitet und sie vielleicht gesehen haben. Inzwischen würde ich gern ihre Suite sehen und ihre Sachen durchchecken.«
    Ramp wollte Einwände erheben, aber in Anbetracht der zu erwartenden Antworten schluckte er sie lieber herunter.
    Milo sagte: »Ich werde so wenig wie möglich durcheinanderbringen. Wenn Sie zusehen wollen, ist mir das recht.«
    Ramp erwiderte: »Nein, ist schon gut. Gehen Sie ruhig hinauf, hier endang.« Er zeigte auf die Treppe.
    Die beiden fingen an, einer neben dem anderen hinaufzugehen, immer auf derselben Marmorstufe, aber mit größtmöglicher Distanz zueinander.
    Ich folgte ihnen in einem Abstand von zwei Stufen und kam mir vor wie ein Knabe, der Ali und Foreman miteinander bekannt gemacht hat.
    Als wir oben anlangten, hörte ich, wie eine Tür geöffnet wurde und sah zwei Türen hinter Gina Ramps Zimmer einen Lichtstrahl auf den Boden des Korridors fallen. Melissa kam, immer noch in Hemd und Jeans, heraus. Sie wirkte angeschlagen und rieb sich die Augen.
    Ich rief leise ihren Namen.
    Sie fuhr zusammen, drehte sich um und lief auf uns zu. »Ist sie…«
    Ramp schüttelte den Kopf. »Noch nichts, das ist Detektiv Sturgis, Dr. Delawares Freund. Detektiv, Miss Melissa Dickinson, Mrs. Ramps Tochter.«
    Milo streckte die Hand aus. Sie berührte sie kaum, zog ihre Hand schnell zurück, sah zu ihm auf. Es waren Knitterfalten in ihrem Gesicht, ihre Lider waren geschwollen. »Was werden Sie tun, um sie zu finden? Was kann ich tun?«
    »Waren Sie zu Hause, als Ihre Mutter wegfuhr?« fragte Milo.
    »Ja.«
    »In was für einer Stimmung war sie?«
    »Nicht schlecht, etwas aufgeregt, daß sie ganz allein wegfahren würde, im Grunde nervös, und sie überspielte es dadurch, daß sie ein begeistertes Gesicht zu machen versuchte. Ich machte mir Sorgen, daß sie einen Anfall bekommen könnte. Daher habe ich versucht, es ihr auszureden, habe ihr gesagt, ich würde mitkommen. Aber sie hat es abgelehnt, sie wurde sogar laut. Sie ist mir gegenüber noch niemals zuvor laut geworden…« Sie preßte die Lippen aufeinander, um die Tränen zurückzuhalten. »Ich hätte darauf bestehen sollen.«
    Milo fragte: »Hat sie gesagt, warum sie allein wegfahren wollte?«
    »Nein, ich habe sie das andauernd gefragt, aber sie wollte nicht antworten. Das sah ihr überhaupt nicht ähnlich, - ich hätte wissen müssen, daß etwas nicht stimmte.«
    »Haben Sie sie tatsächlich wegfahren sehen?«
    »Nein, sie sagte mir, ich solle ihr nicht folgen, sie befahl es mir.« Sie biß sich auf die Lippe. »Also ging ich in mein Zimmer,

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