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Safari

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Titel: Safari Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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verhöhnt. Erzürnen eher als erzählen wollt ich – bisher.«
    »Na klar. Ich hab nichts gegen eine kleine Plauderei.« Unfähig, sich länger zurückzuhalten, öffnete Walker den Mund und biss ein gewaltiges Stück aus dem Essensstein, den er in der Hand hielt. In diesem Moment hätte es ihm auch nichts ausgemacht, Alienkompost zu verschlingen. Er wusste nur, dass es leicht herunterging und das Loch in seinem Magen aufs Angenehmste füllte. Er zwang sich, langsamer zu essen. Als er sich später an den Wassertank begab, die hohle Hand hineintauchte und das begehrte Nass an seine Lippen führte, unternahm das Wesen keinen Versuch, ihn zurückzuhalten.
    Während er allmählich wieder zu Kräften kam, erinnerte er sich an seine eigene Einsamkeit, bevor George zu ihm gekom men war. Vielleicht war das auch das Bedürfnis dieses Wesens – etwas gleich gesinnte Gesellschaft. Doch angesichts der Ehrfurcht gebietenden Größe und Furcht einflößenden Erscheinung dieses Kolosses konnte er nachvollziehen, dass die anderen Gefangenen vor jedem zögerlichen, unbeholfenen Annäherungsversuch zurückschrecken mochten. Es war vielleicht töricht, aber er beschloss, seinem derzeitigen Mitbewohner gegenüber von Anfang an vollkommen offen und ehrlich zu sein. Er ließ sich ihm gegenüber nieder, kaute weiter auf dem Rest des großen Essenssteins herum, den er umklammerte, als wäre es ein staatlicher Goldbarren aus Fort Knox, und wandte sich an seinen unerwartet lyrisch beseelten Mitgefangenen.
    »Mein Name ist Marcus Walker. Du kannst mich Marc nennen. Die ganze Fracht tut das. Ich komme von einer Welt, die Erde genannt wird.«
    »Unbekannter Wohnort, von tarnenden einer und ohne Adresse.« Die Tentakel zogen sich an die pelzigen Flanken zurück, während die Augenstiele voll ausgefahren blieben. »Nenne mich Broullkoun-uw-ahd-Hrashkin.«
    Walker hielt beim Kauen inne. Seine Kiefer schmerzten, aber er war entschlossen, so viel von dem Essensstein zu verdrücken, wie er konnte – und so schnell er konnte. Niemand konnte schließlich sagen, wann sein Mitgefangener wieder mit Knurren und Schlagen anlangen würde oder wann die Vilenjji beschließen mochten, einzuschreiten, um zu beenden, was völlig unerwartet in ein Großes-Interspezies-Palaver ausgeartet war.
    »Ich glaube nicht, dass ich das kann.«
    »Aufrecht gesprochen. Sei es also genug für dich zu sagen ›Braouk‹.«
    »Okay.« Die Art, wie der Name des Aliens in seinem Kopf nachhallte, erinnerte Walker an eine Katze, die einen Haarball hochwürgte. Aber wenigstens war es ein Wort, ein Klang, den er reproduzieren konnte. Und wer weiß? Vielleicht erzeugten ›Marcus Walker‹ und ›Marc‹ ähnlich unerfreuliche Echos im Kopf des Aliens. Kommunikation zwischen den Spezies brauchte auch nicht erfreulich zu sein, solange sie effektiv war.
    »Meine Art wird Mensch genannt«, fügte er hinzu und versuchte, seinen Teil zur Unterhaltung beizutragen.
    »Tuuqalianer die meine. Weit weg von zu Hause, sich sehnend nach den weiten Himmeln, trauere ich.« Lider wie gekrümmte Rouleaus schoben sich über beide Augen, und der Koloss – eine Tonne Zähne, Tentakel und Muskeln – zitterte sichtlich.
    Walker zögerte mit vor Verblüffung offen stehendem Mund. Sah er das extraterrestrische Grauen etwa weinen? Aus seinen ballonförmigen Sehorganen rann keine Flüssigkeit, kein Laut drang aus dem ungeheuren Körper, aber es trauerte unverkennbar. Um seinen fernen Planeten, um Heim und Herd oder was die Tuuqalianer so besaßen. Vor Verblüffung wusste Walker nicht, was er machen sollte. Er erwog, zu dem Wesen hinzugehen und es tröstend in den Arm zu nehmen, ließ es aber bleiben. Da er nichts über tuuqalianische Bräuche wusste, war er auch nicht imstande, einzuschätzen, ob eine solche Geste vielleicht falsch gedeutet werden würde. Wenn ein Tuuqalianer involviert war – falls dieses Exemplar in irgendeiner Weise typisch für die Spezies war –, konnte ein Missverständnis leicht tödlich enden. Also begnügte er sich damit, dort sitzen zu bleiben, wo er saß, und in respektvollem Schweigen abzuwarten.
    Nein, dachte er. Er konnte etwas anderes tun.
    »Geteilter Gram, der Verschleppten sind gar viele.«
    Er glaubte nicht, dass er damit den Anforderungen in Mrs. Longfellows Versdichtungsseminar des letzten Studienjahrs genügt hätte, aber die Wirkung auf den Tuuqalianer trat sofort ein. Beide Augenabdeckungen schoben sich zurück.
    »Trost spricht aus dir und nicht Furcht. Du suchst

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