Safer (S)EX (German Edition)
durchtrainierten Bauchmuskeln tatsächlich ein bisschen flau wurde.
Allmächtiger, P.J.! Beruhige dich!
Offensichtlich musste sie wieder häufiger ausgehen. Als junges Mädchen hatte sie sich geschworen, nicht jenen Fehler zu begehen, zu dem sich offenbar etliche Frauen in Kleinstädten verleiten ließen: sich an einen Mann zu binden, nur um nicht allein zu sein. Sie hatte sich selbst bisher immer dafür beglückwünscht, einen gesunden Mittelweg zu finden. Allerdings musste sie zugeben, dass sie in letzter Zeit so sehr auf ihre Karriere konzentriert gewesen war, dass ihr Liebesleben praktisch nicht existierte. Trotzdem hatte sie Männern nicht den Rücken gekehrt.
Aber vielleicht hatte sie es in letzter Zeit mit der Arbeit doch ein wenig übertrieben, wenn sie allein schon der Anblick eines gut gebauten männlichen Oberkörpers so sehr in Aufregung versetzte. Das war in der Tat bedenklich.
Gleichzeitig versetzte sie dieses aufgeregte Kribbeln in Hochstimmung.
„Wann hast du angefangen zu joggen?“, unterbrach Jared ihre Gedanken.
„Mit sechzehn. Eine der Schulen, die ich damals besuchte, hatte ein Leichtathletikteam, und Mama und ich waren ausnahmsweise einmal lange genug dort, dass ich mich dafür eintragen konnte.“ Dass sie zwei Tage nach dem ersten Trainingstermin die Order bekam, ihre Sachen zum nächsten Umzug erneut zusammenzupacken, sagte sie nicht.
„Tust du das, um deinen knackigen Hintern so toll in Form zu halten?“
„Nein, ich tue es, um mich fürs Singen in Form zu halten.“
Als er sie verständnislos ansah, erklärte sie: „Die Lunge ist wie ein Blasebalg. Joggen verbessert die Lungenkapazität, und das wiederum verbessert meine Fähigkeit, lange Töne zu halten und überhaupt zu singen.“ Sie sah durch ihre langen Wimpern zu ihm auf. „Du findest meinen Hintern knackig?“
Überrascht registrierte sie, dass er rot wurde. „Hey, ich bin auch nur ein Mann. Ich habe deinen Hintern … na, du weißt schon … einfach registriert wie ein ganz normaler Mann.“
„Männer!“, bemerkte sie trocken. Und plötzlich merkte sie, dass sie nicht mehr sauer auf ihn war. Das sichtliche Unbehagen dieses Mannes, von dem sie gedacht hatte, dass ihn rein gar nichts verunsichern könnte, erinnerte sie an den Jungen, den sie einst bewundert hatte.
Außerdem stellte sich das, was sie anfänglich als Demütigung erachtet hatte – Jareds verbissener Entschluss, sie genau zu beobachten und zuverlässig bei ihren Konzerten abzuliefern –, tatsächlich als eine Art Geschenk heraus. Dieses Katz-und-Maus-Spiel hielt sie davon ab, pausenlos über ihre Mutter nachzudenken.
Sie konnte sich an keine Gelegenheit erinnern, zu der sie so viel Spaß gehabt hatte wie jetzt – es sei denn, sie stand gerade auf der Bühne. Jareds Gesellschaft wirkte stimulierend. Es amüsierte sie, ihn auszutricksen.
Vielleicht war das der Grund, warum sie auf Jareds plötzliche Frage, was ihre Mutter denn getan habe, dass P.J. sie gefeuert habe, eine ehrliche Antwort gab.
„Sie hat die Bücher frisiert.“
Er starrte sie entgeistert an. „Sie hat dich übers Ohr gehauen?“
P.J. spürte erneut den Schmerz und wünschte, sie hätte Jared doch wieder mit einer frechen Bemerkung abgespeist. Aber dann zuckte sie mit den Schultern, als wäre es keine große Sache, und nickte nur.
„Dieses hinterhältige Biest!“
Schon früher hatte sie es immer verabscheut, wenn er schlecht über Jodeen gesprochen hatte. Wenn sie selbst es tat, war das etwas anderes. Doch diesmal widerstand sie dem Drang, ihm zu widersprechen. Weil er recht hatte. So wenig sie es auch zugeben mochte, aber er hatte zu hundert Prozent recht.
Mama war ein Biest. Wahrscheinlich war sie das schon immer gewesen, und P.J. hatte sich nur geweigert, es zu erkennen.
Trotzdem hoffte sie sehr, dass man ihr die Enttäuschung über diese neue Erkenntnis nicht ansah. Sie stand auf und nahm den Trinkrucksack wieder an sich. „Tja, dann“, sagte sie leichthin, als würde sie sich über nichts in der Welt Sorgen machen, „das war wirklich nett. Aber unsere kleine … wie soll ich sie nennen? Unsere Waffenruhe …?“
„Entspannungspolitik?“
„Ja, genau. Die ist nun vorbei. Denk ja nicht, dass sich durch unser Geplauder etwas daran geändert hat. Ich bin immer noch mächtig sauer, dass ich einen Wachhund am Hacken habe, und werde dir deine Arbeit nicht leicht machen.“ Und falls das eine Spur Bedauern in ihr auslöste, wusste sie es gut zu verbergen.
Er
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