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Sag, dass du eine von ihnen bist

Sag, dass du eine von ihnen bist

Titel: Sag, dass du eine von ihnen bist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwem Akpan
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auswrang. Er brabbelte vor sich hin und schien unsere Anwesenheit vergessen zu haben.
    Wir hatten Angst, und Yewa rückte zu mir herüber. Fofo sah aus, als hätte er Schmerzen, als könne er die Hitze nicht länger ertragen. Ich fragte mich, warum er nicht draußen an der frischen Luft blieb. Wandert man in Gabun nackt durch die Gegend und schläft in ungelüfteten Zimmern? Ist es da so heiß, dass wir lernen müssen, uns derart zu benehmen? Dann aber
dachte ich an die schönen Strände und an die Häuser auf den Fotos, die unsere Pateneltern uns gezeigt hatten, und sagte mir, dass das nicht stimmte. Musste sich Fofo denn gleich so dramatisch aufführen, nur weil er jetzt mit nach Gabun kam und sich ebenfalls vorbereiten wollte? Das Ganze war wie ein schlimmer Traum, aus dem wir lieber schnell aufwachen sollten.
    »He, Kinder«, sagte er schließlich, sah uns an und klang wieder vergnügt, » j'éspère que ihr euch nicht schämt , Fofo comme çi zu sehen.« Er nahm die Lampe und kam zu uns. »Als una klein wart, habt una da nicht mit euern Eltern in Braffe geduscht?«
    »Doch, haben wir«, antworteten wir und bemühten uns immer noch, ihn nicht anzusehen.
    »Und warum stellt ihr euch jetzt so an? Wo ihr doch fit genug seid, übers Meer zu fahren, um wer Wichtiges zu werden … Aufm Schiff il faut que jeder muss mit jedem auskommen, vous comprenez ? Selbst eure Schwester Antoinette, wenn die ihr Kleid auszieht, dann passt auf, dass es euch nicht wirr im Kopf macht.«
    »Die ist nackt auf dem Schiff?«, rief meine Schwester erschrocken.
    »Unmöglich!«, sagte ich.
    »Nee, nicht direkt«, sagte Fofo. »Aber kann ja sein, dass ihr mal seht, wie sie sich umzieht; so was meine ich.«
    »Nein«, sagte sie.
    »Vielleicht nicht so, aber wenn ihr eine Schwester in die Familie bekommt … und wir sind doch eine Familie, oui ?« Wir nickten widerstrebend, sagten aber nichts. »Und dass una euch nicht schämt, wenn una eure Pateneltern nackt seht. Ist kein großer Unterschied zwischen omẹnnọtọ lẹ . Nackte Menschen nulopo lọ wé yé yin … partout . Eure Pateneltern, die dey leiten eine weltweite Organisation. Und in Gabun seht ihr alle möglichen Sorten von Menschen, Weiße und Farbige und Tou
risten, die das Werk von euren Pateneltern unterstützen. Tut, was immer die wollen – geht mit ihnen zum Strand, mit ins Hotel … wenn sie euch mit nach Europa nehmen wollen, fahrt ihr mit. Wenn ihr's nicht mögt, soiyez patience , nix dauert ewig …«
    »Aber du bist doch bei uns«, unterbrach ich ihn, da mir nicht gefiel, was er sagte. Yewa schüttelte missbilligend den Kopf.
    »Was auch passiert«, sagte Fofo, »nutzt eure opportunité . Keine Sorge, ist keine große Sache das … gbòjé !«
    Jenes Gefühl von Bedrohung, das seit dem Alptraum von ihm ausgegangen war, legte sich. Abgesehen davon, dass er nackt war, wirkte er wieder völlig normal. Sein ganzer Körper schimmerte vor Schweiß, das buschige Schamhaar ausgenommen, aus dem ein schlaffer Penis herabhing, die Eichel glatt wie eine Mangohaut, der Schaft eine Abfolge winziger Fleischringe, die ihn wie den Hals des oba mit seinem ogbida aussehen ließen.
    Plötzlich spreizte Fofo Kpee die Beine und griff sich an die Genitalien, als wollte er sie in seinen Busch zurückpressen.
    »Ihr seid nackt, ich bin nackt, was gibt's da zu fürchten?«, fragte er, als sagte er ein Gedicht auf. »Ihr habt's, ich hab's. Meiner is groß, euers noch klein, okay? Sagt 'hén , Fofo, s'il vous plaît !«
    »Ja, Fofo«, stammelten wir und nickten.
    »Let's talk about sex, mes bébés «, begann er zu singen und wand sich wie ein Irrer. »Let's talk about vous and moi .« Er ballte eine Hand zum Mikrofon, mit der anderen hielt er immer noch seine Genitalien umklammert. Dann stelzte er durchs Zimmer, als wäre er auf einer Bühne, sprang auf den Tisch, wieder zu Boden und ging im Moonwalk, bis er mit dem Rücken die Kleider in der Garderobe streifte. Dann blieb er plötzlich wie erstarrt stehen, ein Bein angehoben. »Kennt ihr den Song?«
    »Nein«, antworteten wir.
    »Wollt ihr mein Ding anfassen? Kommt schon, macht ruhig, allez, touchez moi .«
    Er kam auf uns zu.
    »Nein, nein«, rief ich, und wir wichen vor ihm zurück.
    Meine Schwester blieb stumm. Sie sagte an diesem Abend kein Wort mehr, hielt sich beide Hände vor die Scham und versteckte sich hinter meinem Rücken.
    »Ach, dann wollt ihr vielleicht euer Ding anfassen, mes enfants ?«
    »Nein«, sagte ich.
    Ich spürte

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