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Sag, dass du eine von ihnen bist

Sag, dass du eine von ihnen bist

Titel: Sag, dass du eine von ihnen bist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwem Akpan
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»Gabriel, Sir … G-a-b-r-i-e-l … Engel des Herrn!«
    »Was kümmern mich die Engel des Herrn … Nimm diesen blöden Finger vom Mund. Du bist echt widerlich!«
    »Jetzt haltet einfach die Klappe, ihr beiden«, sagte Emeka.
    »Wo wart ihr denn, als die Polizei da war?«, fragte Ijeoma. »Warum habt ihr da nicht das Maul aufgemacht? Jetzt stört uns unser Satellitenfernsehen nicht.«
    »Feiglinge!«, meldete sich Monica zum ersten Mal seit dem Zwischenfall mit den Beamten zu Wort. »›Königlicher Vater‹, da lach ich bloß!«
    »Jetzt haltet mal alle den Mund«, mischte sich Emeka wieder ein. »Ich sehe hier meine Leute kämpfen! Oder habt ihr vielleicht auch Verwandte, die in der Glotze schon mal den Schwarzenegger gemacht haben?«
    »Du sagst mir, ich soll den Mund halten, wie?«, wollte Monica wissen.
    »Wenn Sie die Güte hätten«, erwiderte Emeka.
    »Mann, du und ich, ich glaub, wir haben hier beide gleich viel zu melden!«, antwortete die Frau.
    »Hier sind einfach zu viele verrückte Weiber in diesem Bus«, sagte Emeka.
    Behutsam legte Monica ihr Baby auf den Boden, stand auf und raffte ihr Gewand zusammen, um sich besser mit ihm anlegen zu können, was allerdings nicht so einfach war. Sie wollte schon das lange Tuch ganz ablegen, doch hielten ihre Nachbarn sie zurück und redeten ihr gut zu, lieber keinen Ärger zu machen. Außerdem schalten sie Emeka, weil er sie ein verrücktes Weib genannt hatte. »Du kriegst schon dein Fett weg«, gelang es Monica noch, Emeka zuzurufen.
    Jubril wusste nicht genau, wie gut er seinen Versprecher korrigiert hatte. Der Häuptling zog ein ausdrucksloses Gesicht, also begann er, sich wieder zu entspannen, und dankte Allah, dass Emeka, Monica und Ijeoma die Leute im Bus abgelenkt hatten. Er hielt es für ein kleines Wunder, über das er sich im tiefsten Innern freute. Monicas Verhalten hatte seine feindselige Einstellung ihr gegenüber gelockert. Und als sie Emeka herausforderte, hatte er sie insgeheim sogar angefeuert, ruhig noch mehr Lärm zu machen und Emeka richtig gegen sich aufzubringen, damit sich die Aufmerksamkeit nicht wieder auf ihn und den Häuptling richtete.
    Jubril ließ drei Leute in der Warteschlange an sich vorbei, damit er hinter dem Fernseher stehen bleiben konnte. Dann schloss er erneut die Augen und rückte nervös den Armstumpf in seiner Tasche zurecht. Dass er seinen richtigen Namen genannt hatte, war wirklich verdammt blöd gewesen.
     
    Jubril war es nicht gewöhnt, Gabriel gerufen zu werden, auch wenn es ein alter ›neuer‹ Name war. Für das, was seine Mutter ihm über seine vormuslimischen, christlichen Wurzeln erzählt hatte, hatte er sich immer ein bisschen geschämt. Um sich an Gabriel zu gewöhnen, sagte er den Namen nun viele Male still vor sich hin, als betete er seine tasbih . Er wollte sich nicht noch einmal versprechen. »Na ja, nur ein Name«, sagte er sich. »Nur ein Name. Jubril und Gabriel, die bedeuten das Gleiche.« Er malte sich aus, wie es wäre, in Vaters Dorf zu sein und zu hören, wie man ihn »Gabriel, Gabriel« rief. Und er stellte sich vor, unverzüglich auf den Ruf zu reagieren, stellte sich vor, am Morgen sofort aufzuwachen, wenn er »Gabriel« hörte und lernte, Gabriel rückwärts zu buchstabieren. Dann sang er den Namen leise vor sich hin, hatte aber immer noch Probleme mit dem G anstelle des J .
    Vor den Unruhen hatte er darunter gelitten, dass seine persönliche Geschichte nicht so geradlinig verlaufen war wie ge
wünscht, weshalb er sich in den vergangenen Jahren größte Mühe gegeben hatte, alles über seine Anfänge zu vergessen. Erwähnte jemand das Delta oder den Atlantischen Ozean, wechselte er rasch das Thema, denn in seiner Vorstellung lag dort der mit Scham besetzte Ort seiner Geburt. Aus dem Süden warfür ihn gleichbedeutend mit Ungläubiger , und selbst wenn man ihm sagte, dass es im Süden ebenfalls Muslime gab, vor allem unter den Yorubas im Südwesten, weigerte sich sein Verstand, irgendwie zu glauben, dass es sich bei diesen Muslimen aus dem Süden um echte, wahrhaftige Gläubige handeln konnte. Er fand, es war ein Privileg, aus dem Norden zu sein, und er tat alles, um diesen Teil seiner Biografie in den Vordergrund zu rücken.
    Wurde über den Ölreichtum im Süden geredet, spürte er Wut in sich aufsteigen, da er sich fragte, warum Allah das Land der Ungläubigen mit Öl gesegnet hatte. Erleichtert hörte er daher, wie Politiker in jüngster Zeit den Massen während ihrer Wahlkampagnen

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