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Sag Mami Good bye - Fielding, J: Sag Mami Good bye - Kiss Mommy Good Bye

Titel: Sag Mami Good bye - Fielding, J: Sag Mami Good bye - Kiss Mommy Good Bye Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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von einer Zecke gebissen worden war. Nein, nein, nein, das durfte nicht wahr sein. »Was ist mit seinem Auto?« fragte Mel. Gar kein Zweifel, daß Victor eins hatte – oder gehabt hatte. »Läßt sich da keine Spur aufnehmen?«
    »Dem sind wir bereits nachgegangen. Hat ihn – den Wagen,
meine ich – am Flugplatz von Los Angeles stehenlassen, irgendwann heute früh. Wo Mr. Cressy – oder Mr. Whitman oder wie immer – sich jetzt befindet: keine Ahnung. Aber wir werden die Augen offenhalten, das verspreche ich Ihnen. Wir haben ihn einmal gefunden, wir werden ihn wieder finden.«
    Er brach ab. Donna faßte ihn, zum erstenmal eigentlich, genauer ins Auge. Er war ein großer Mann, dessen Oberkörper eine überproportionale Länge besaß. Wenn etwas sein Erscheinungsbild kennzeichnete, so war es Eckigkeit: eckige Kinnlade, eckige Schultern, eckig vorstehender Adamsapfel, der aus dem offenen Hemd geradezu herausragte. Bleiche Hauttönung; schien nicht oft an die frische Luft zu kommen – und wenn, dann bekam sie ihm offenbar nicht besonders. Inmitten der Aktenstapel in seinem ansonsten spärlich möblierten Büro in Los Angeles fühlte er sich augenscheinlich wohler. Zumindest war das eine Umgebung, mit der er zu verschmelzen schien.
    »Er hat die Namen der Kinder geändert«, sagte er plötzlich.
    »Was?«
    »Das kleine Mädchen – er rief sie Carol, nicht Shannon.«
    »Sharon«, korrigierte Donna ihn.
    »Ja, Sharon. Und den kleinen Jungen, den rief er...« Der Detektiv warf einen Blick in sein Notizbuch. »... rief er Tommy.«
    »Sind Sie sicher, daß es sich um die von uns Gesuchten handelt?« fragte Mel.
    Der Detektiv zuckte mit den Achseln. »Die Beschreibungen passen hundertprozentig. Und dann – hören Sie, wieso geht’s so mir nichts, dir nichts ab über alle Berge, wenn’s nicht die sind, nach denen wir suchen?«
    Donna nickte. »Wo haben sie gewohnt?« fragte sie mit dumpfer, tonloser Stimme. Was für eine unsinnige Frage. Was kam’s darauf an, wo sie gewohnt hatten? Jetzt zählte nur noch,
daß sie dort nicht mehr wohnten. Waren verschwunden. Mitten in der Nacht. Waren davon. Erneut. Für wie lange dieses Mal? Wieder elf Monate? Oder elf Jahre?
    »Nicht weit von hier.« Marfleet ließ ein Lachen hören, das unverkennbar eine Leere ausfüllen sollte. »Aber von hier ist im Grunde nichts sehr weit. Das Haus ist in Monte Verde.« Wieder blickte er in sein Notizbuch. »147 Monte Verde.«
    Donna erhob sich. »Ich möchte es sehen. Zeigen Sie es mir«.
    »Es ist leer«, sagte Marfleet. »Und verschlossen.« Er machte keine Anstalten aufzustehen.
    Mel hatte sich erhoben. »Ich werde Donna hinfahren. Wir können uns dort ja mal umschauen.«
    »Klar doch«, sagte der Detektiv, während ihm seine Pizza – eine Pizza mit allem Drum und Dran – serviert wurde. »Sie haben doch nichts dagegen, wenn ich mich erst mal stärke?«
    »Lassen Sie sich nur Zeit«, sagte Donna, und sie haßte diesen Mann. Haßte ihn wegen seiner Gefühllosigkeit und mehr noch, weil er ihr diesen Hoffnungsstrohhalm hingehalten hatte, um ihn sogleich wieder fortzuziehen.
    Nein, nein, dachte sie, während sie mit Mel das Restaurant verließ. Es war wirklich nicht Marfleets Schuld, daß sie sich in einem solchen Zustand hochgespannter Erwartungen befunden hatte. Dafür hatte sie ganz allein gesorgt. Mit Hilfe der Zecke war der ganze Zeitplan durcheinandergeraten. Sie warf Mel die Autoschlüssel zu. Nein, viel mehr ließ sich wohl kaum ertragen. Sie waren fort. Und sie, Donna, hatte das ihre dazu beigetragen, daß es dazu kommen konnte. Allmächtiger Gott. Und aus irgendeiner Verdrehtheit heraus trieb es sie jetzt, jenes Haus in Augenschein zu nehmen, wo ihre Kinder während des letzten halben Jahres gewohnt hatten – Carol und Tommy, wie er sie umbenannt hatte; sonderbare, in Donnas Ohren geradezu fremdartige Namen. Es sollte ja Leute geben, die innerlich bestimmte psychische Wellen empfingen, wenn sie ein Kleidungsstück oder
ähnliches berührten. Nun, vielleicht würde auch sie, Donna, irgend etwas spüren, mochte es auch noch so vage sein.
    Sie stieg ins Auto. Genug ist genug, dachte sie. Von nun an würde sie die Detektivarbeit den Profis überlassen: Bitte, meldet euch erst bei mir, wenn ihr meine Familie dingfest habt.
    Ja, dieser Entschluß stand so gut wie fest: Sobald sie sich davon überzeugt hatte, daß Victor und ihre Kinder wirklich nicht mehr hier waren, würde sie heimkehren. Nach Florida. Zurück zu Annie. Zurück zu jenen

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