Saga von Dray Prescot 22 - Jikaida-Zyklus 04 - Ein Sieg für Kregen
gellend auf und ließ den Voller in den Nachthimmel aufsteigen, in das Licht der kregischen Monde.
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Warum unterscheidet sich die Luft eines Kontinents oder einer Insel von der anderer Kontinente oder Inseln? Die Luft über jedem Land enthält ein eigenes Wesen, einen eigenen Duft. Riecht die Luft Valkas süßer als die Luft in jedem anderen vallianischen Landstrich? Ich glaube fest daran – wüßte aber nicht, wie ich das erklären sollte. Danach fragt man lieber die Todalpheme, die weisen kregischen Mathematiker und Meteorologen.
Jedenfalls spürte ich den Unterschied, als ich die Luft über der Insel Pandahem einzuatmen begann, die sofort lebhafte und quälende Erinnerungen an Pando und Tilda weckte. Ja, damals stand ich noch in der Schuld vieler Kreger. Ich war dankbar, daß mich Deb-Lu-Quienyin schon in bezug auf Que-si-Rening beruhigt hatte. Doch wenn ich diesmal in Hyrklana war, wollte ich nicht nur Balass den Falken, Oby und Tilly aufsuchen, sondern mir noch mehr Mühe geben zu erfahren, was aus Prinzessin Lilah geworden war. Agenten, die ich auf ihre Spur angesetzt hatte, waren unverrichteter Dinge zurückgekehrt. Allenfalls Gerüchte waren mir hier und dort zu Ohren gekommen – Gerüchte über eine ›Tragödie‹, die über Prinzessin Lilah von Hyrklana hereingebrochen war.
So marschierte ich denn aus den dschungelbewachsenen Vorbergen, in denen ich Trylon Nath Orscops Voller versteckt hatte, zu Tal. Und natürlich hatte er bei dem Handel gar nicht schlecht abgeschnitten, denn das Flugboot, das ich bei der Landung zurückgelassen hatte, eines von den drei Booten, die wir in Khorunland befreit hatten, stellte einen mehr als gerechten Ausgleich dar.
Die Insel Pandahem liegt zwischen Vallia im Norden und Havilfar im Süden und wird von einer mächtigen, von Westen nach Osten verlaufenden Bergkette in zwei Hälften geteilt; diese Berge tragen unterschiedliche Namen. Der Nordteil der Insel teilt sich in verschiedene Königreich auf, von denen ich einige recht gut kenne. Die Reiche im Süden waren mir dagegen so gut wie unbekannt und waren vorwiegend mit einem dichten feuchten und sehr unwirtlichen Dschungel bedeckt.
Auf dem überwachsenen Weg, der zur Stadt Mahendrasmot führte, begann ich ein Gespräch mit einem schlaksigen Relt. Er trug einen anständigen Lendenschurz mit Sandalen und hatte sich einen Umhang zusammengerollt über die Schulter geworfen. Relts sind eine hagere Abart der Rapa-Rasse und besitzen Schnabelgesichter, die allerdings milder und verträglicher erscheinen. Der Mann trug einen hohlen Bambusstab voller Schreibstifte, einen Papiervorrat und drei Bambusflaschen mit Tinte.
Er war Schreiber, was unser Gespräch erleichterte, da ich bei den Oberherrn von Magdag auch schon als Schriftgelehrter gearbeitet hatte. Der Relt, der sich Ravenshal nannte, wußte natürlich nichts vom kregischen Binnenmeer.
»Der Jahrmarkt, Jak?« fragte er, und das tiefe Grün des Dschungels, das den Pfad säumte, bildete einen hübschen Kontrast zu seinem eifrigen Vogelgesicht. »Ein abstoßender Ort, manchmal schrecklich. Viele Seeleute gehen dorthin – du weißt ja, wie ungehobelt die manchmal sein können.«
»Ja, Ravenshal. Sie führen ein primitives Leben.«
»Die Leute kommen von weither auf den Jahrmarkt. Die Seeleute von den Schwertschiffen sind kaum weniger schlimm als die Piraten, auf die sie es abgesehen haben.«
»Lassen sich an dieser Küste denn auch Piraten blicken?«
»Natürlich. Der Handel blüht.«
»Ach, verstehe. Und kennst du den Goldenen Prychan?«
Er rieb sich mit der Faust den Schnabel und sagte schließlich: »Um diese Schänke mache ich immer einen großen Bogen. Sie ist berüchtigt.«
Aha, überlegte ich, das scheint mir ja ein großartiges Fleckchen für Turko zu sein!
In Trylon Naths Flugboot hatte ich ein Bündel Kleidung gefunden und mir daraus eine schlichte braune Tunika und einen kurzen blauen Mantel genommen. Das prächtige Kettenhemd hatte ich ohne Bedauern zurückgelassen, denn es konnte mir hier nur Ärger machen. Die Waffen allerdings hatte ich mitgenommen, denn sie würden nicht weiter auffallen.
Ravenshal berichtete, er komme gerade von einem Baumzapfer, der oben in den Bergen wohne und bei ihm ein Schriftstück aufgenommen habe. Dem Mann war die Frau fortgelaufen, und er wollte den Oberherrn von Mahendrasmot bitten, Männer loszuschicken, sie zu suchen, und hatte eine Belohnung von hundert Silber-Dhems ausgesetzt.
»Er muß sie sehr lieben ...«,
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