Saga von Dray Prescot 23 - Spikatur-Zyklus 01 - Die Bestien von Antares
krampften sich um die Zügel, die sich sonst wie ein Nest voller Klapperschlangen selbständig gemacht hätten. »Ich habe die Organisation der Kavallerie aus zweiter Linie abgeschlossen. Meine Jungs aus dem Blaugras-Gebiet drillen die Burschen energisch. Du wirst in Kürze über eine gute und verläßliche, wenn auch noch etwas ungeschliffene Truppe verfügen können.«
»Danke, Filbarrka«, sagte ich. »Und du willst dich mit Lady Zenobya nach Pershaw begeben?«
»Aye!«
Und natürlich war das nicht alles – das erkannten wir sofort. Später fragte Delia: »Die beiden geben ein großartiges Paar ab, meinst du nicht auch, Schatz?«
»Oh, aye! Filbarrka hat den ganzen Spaß für sich und darf in Übersee Abenteuer erleben, während ich hier festsitze ...«
»Psst!«
So ziemlich zum erstenmal auf Kregen sehnte ich mich förmlich nach den verdammten Herren der Sterne. Sie sollten mich ergreifen und irgendwo absetzen – irgendwo. Ich würde ihr kleines Problem schnell regeln und dann als freier Mann aus eigenem Antrieb nach Hyrklana reisen können, ohne jede Behinderung. Natürlich durfte ich Delia nicht vergessen ...
Sie hätte die Rückkehr unserer Freunde aus Hyrklana bestimmt begrüßt. Und ich mußte verhindern, daß Delia womöglich in der Nähe von Königin Fahias Jikhorkdun ihr Leben riskierte!
Mein Plan war typisch für Dray Prescot, ein einfacher Plan. Notfalls kann ich mir auch sehr komplizierte, teuflisch heimtückische Strategien ausdenken; aber schlicht ist mir lieber. Obwohl man mir immer wieder versichert hat, daß mein wildes, abschreckendes Gesicht eher Aufmerksamkeit erweckt, vermag ich doch auch mit einer Miene totaler Blödheit aufzutreten. Diese Fähigkeit hat mir schon verschiedentlich geholfen. Deb-Lu-Quienyin war nun in der Lage, der Natur in dieser Hinsicht noch entscheidend nachzuhelfen.
»Es ist eine Frage der Muskelkontrolle«, versicherte er mir bei einem privaten Gespräch in meinem Arbeitszimmer. »Du hast deine Muskeln schon recht gut im Griff. Doch glaube ich, das läßt sich noch verbessern.«
Er veranlaßte mich zu Übungen mit meinem häßlichen alten Schreckensgesicht. Zweifellos setzte er auch einige seiner magischen Kräfte ein. Jedenfalls konnte ich nach einer Sennacht mein Gesicht dermaßen verziehen, daß ich mich im Spiegel selbst nicht wiedererkannte.
»Ein Wunder, San ...«
»Kein Wunder. Lediglich eine Frage der Abstufung, der Muskelbewegung, der Betonung oder Verstellung von Gesichtszügen. Bei einiger Übung kann man seinem Gesicht bestimmte Veränderungen verpassen. Die Leute sehen nicht, was sie vor sich haben; sie sehen, was sie zu sehen erwarten.«
»Das stimmt. Folglich ...?«
»Folglich sehen sie deine Kleidung und passen das Gesicht dazu. Wohin willst du?«
Ich wandte mich halb um. »Ich gedenke einen Versuch zu machen.«
Er stimmte ein Lachen an wie ein Ast, der von seinem Stamm gerissen wird. »Laß Torheit und Stolz nicht unschöne Folgen zeitigen!«
»Aye – und Hunch und Nodgen haben immer wieder gesagt, daß sie mich nach Hyrklana begleiten wollen. Ich bitte dich! Kannst du dir unseren Hunch in der Arena vorstellen?«
»Der Gedanke läßt mich kalt – und amüsiert mich zugleich.«
Ich trug Sandalen und eine einfache graue Tunika mit einem schmalen Gurt, an dessen schlichtem Bronzegehänge ein langer vallianischer Dolch baumelte. Dann setzte ich ein neues Gesicht auf und verließ das Arbeitszimmer. Ich ging durch Korridore, und zahlreiche Leute kamen an mir vorbei, ohne mich zu beachten. Leute, die ich kannte! Leute, die mich kannten!
Da ich nicht wußte, wie lange der Trick funktionieren würde, wie lange ich meinen Muskeln das neue Gesicht aufzwingen konnte, kehrte ich nach kurzer Zeit in mein Arbeitszimmer zurück. Auf dem Rückweg nahmen mich einige Leute genauer in Augenschein, und ich mußte in einen Seitenkorridor ausweichen und mich einen Augenblick entspannen. Bei Zair! Die Sache war anstrengend. Mein Gesicht schmerzte wie von einem ganzen Bienenschwarm zerstochen. Mit einiger Übung müßte ich in der Lage sein, mein Gesicht über längere Perioden zu verändern.
Deb-Lu musterte mich eingehend, als ich die Tür hinter mir geschlossen hatte.
»Tut es weh?«
»Ja.«
»Das geht vorüber.«
»Hoffentlich. Wenn ich aus dem Palast heraus will, ohne daß mich einer meiner Raufbolde erwischt, muß das fremde Gesicht eine Weile vorhalten. Die Bewachung ist derzeit erstklassig. Kein Attentäter hätte hier eine Chance.«
»Und du
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