Saga von Dray Prescot 23 - Spikatur-Zyklus 01 - Die Bestien von Antares
einzustecken und Papiere zu unterschreiben. Nach der langen windfrischen Zeit auf dem Meer mußte ich mich erst an die Gerüche und das Treiben und Lärmen auf den Piers gewöhnen.
Ich war in Hyrklana.
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Eins mußte man Unmok den Netzen lassen – er war Geschäftsmann. Er entließ seine nichtsnutzigen Helfer sofort – der kahlrasierte Gon hätte am liebsten widersprochen, aber da griff Froshak der Schein kurz nach seinem Seemannsmesser, und der Entlassene zog es vor zu verschwinden. Anschließend entwickelte Unmok eine hektische Betriebsamkeit. Die Thomplods wurden auf ein zweites Boot verladen, eine Art Küstensegler, der halb wie ein Floß aussah. Gebühren wurden bezahlt, Schmiergelder verteilt, Vorräte an Bord genommen – und schon nahmen wir Nordkurs entlang der Westküste Hyrklanas.
Alle waren nervös.
Hyrklana ist eine große Insel, die ungefähr wie eine Birne geformt ist oder wie eine Pfeilspitze aus Feuerstein. Von Norden nach Süden mißt sie etwa dreizehnhundert Meilen und an der breitesten Stelle ungefähr achthundert. Im Westen krümmt sich die havilfarische Küste im Bogen fort, um der Ausbuchtung Hyrklanas Platz zu machen. Der Hyrklanische Kanal ist etwa dreihundert Meilen breit.
Trotz der Breite wimmelte es in diesem Gewässer von Piraten. Räuber aus den Küstengebieten der Länder der Morgendämmerung, Schiffe, die Beute suchten und alles angriffen und ausraubten, was sich blicken ließ – eine üble Situation. Gewisse Schutzmaßnahmen waren eingeleitet worden; die derzeit tobenden Kriege machten eine genaue Überwachung aber zu teuer. So mußte jedes Schiff sehen, wie es durchkam.
Um dieser Situation Rechnung zu tragen, hatten wir in Fanahal Unmoks eigene Wächter an Bord genommen, die Kapitän Naths Undurker-Seesoldaten verstärken sollten. Wir setzten soviel Segel, wie wir angesichts der Wankelmütigkeit Whetti Orbiums wagen konnten, der unter Opaz' segnender Hand auf Kregen für das Wetter zuständig ist. Natürlich wurden gewisse Vorkehrungen getroffen, und so landete in dem niedrigen Kuppeltempel des Gottes, vor dem die Schiffssymbole in Reihen aufgestellt waren, ein weiteres hübsches Sümmchen in Gold, um die Alterspension der Priester zu mehren.
Geld wurde zum wichtigen Bestandteil unserer Überlegungen. Mein Vorrat, so klein er war, stellte unter diesen Umständen einen ziemlichen Schatz dar. Trotzdem würde er nicht ewig reichen.
Unmok hatte sich seine Wächter gut ausgesucht. Es handelte sich vorwiegend um Fristles und Rapas. Er hatte sich verpflichtet, pro Sennacht jedem Mann fünf Sinvers zu zahlen – das war ziemlich wenig angesichts der Zahlen, die ich drüben aus den Ländern der Morgendämmerung kannte. Wie gesagt – Unmok verstand sein Geschäft.
Zu unserem Söldnerhaufen gehörten keine Pachaks oder Chuliks. Es waren insgesamt zehn Mann, davon ein Khibil. Sein Fuchsgesicht ließ die übliche Arroganz seiner Rasse vermissen und wirkte ziemlich bedrückt. Irgendwann hatte er einen schlimmen – sehr schlimmen – Hieb in den Magen erhalten, der tief drinnen in ihm etwas hatte zerbrechen lassen. Er war Bogenschütze, aber seinen Bogen fand ich zu flexibel. Trotzdem war er ein Khibil.
»Ich bin Khibil«, sagte er vor dem Tisch, hinter dem Unmok hockte. Auf der Platte lag ein achtlos geöffneter Lederbeutel mit Silber-Sinvers; einige Münzen schimmerten auf dem Holz. »Ich fordere nicht weniger als acht.«
Ich schaute mir den Khibil an, der sich Pondar der Iumfrey nannte, und mußte an die Zeit denken, da ich mich selbst in den Ländern der Morgendämmerung verdingt hatte, und an Pompino, der stets nur deswegen mehr verlangte, weil er Khibil war. Der Gegensatz zwischen Pondar, der hier vor mir stand, und meinem Gefährten Pompino hätte nicht größer sein können. Ja, bei Zair, wo steckte Pompino der Iarvin jetzt?
»Die Rapas und Fristles waren mit fünf einverstanden«, sagte Unmok. »Du aber bist ein Khibil. Ich zahle dir einen Silber-Sinver am Tag. Mehr nicht.«
»Abgemacht.«
Pondar der Iumfrey machte sein Zeichen.
Es war nicht leicht, Männer zu finden. Gute Kämpfer waren rar. Aber es gab sie noch. Sie streiften durch die Welt und weigerten sich, in große Kriege verwickelt zu werden. Es gefiel Hyrklana, als Insel zu existieren, losgelöst vom übrigen Havilfar.
So segelten wir nun den Hyrklana-Kanal hinauf und hielten Ausschau nach Räubern. Piraten sind eine üble Plage. Als wir schließlich das Schwertschiff erblickten, dessen Ruderreihe
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