Saga von Dray Prescot 30 - Pandahem-Zyklus 04 - Die Klauen von Scorpio
meinem Schutz stündest, Horter Pompino, würdest du mir dafür Rechenschaft ablegen müssen. Jeder Dummkopf hätte erkennen können, daß das Gebilde nicht der Stuhl der Kovneva war.«
Ich mußte zugeben, daß das Gebilde im Sonnenschein lächerlich aussah. Aber man hatte es durch mondhelle Straßen getragen. Das Rätsel blieb.
»Wir brauchen uns deswegen nicht zu streiten«, sagte der Fristle-Hauptmann der Wache und zischelte noch mehr als gewöhnlich. Sein Katzengesicht verriet deutlich, wie verwirrt und unsicher er war. »Wir haben draußen schon genug Feinde, da brauchen wir uns innerhalb der Mauern nicht noch neue zu machen.«
Wie immer die Beziehung zwischen Kastellan und Cadade auch aussehen mochte, die Worte hatten zur Folge, daß sich Twayne Gullik ein wenig beruhigte und Pompino sogar so etwas wie eine Entschuldigung über die Lippen brachte.
»Ich habe es nicht böse gemeint, Gullik. Wir sind alle mit den Nerven am Ende.«
Dies rechnete ich Pompino hoch an. Es paßte so gar nicht zu einem hochmütigen Khibil, einem Ift solche Zugeständnisse zu machen, einem Wesen, das frisch von den Bäumen herabgestiegen schien und noch grün und verstaubt wirkte. Offensichtlich fühlte sich Pompino in dieser Situation ebenso unbehaglich wie ich. Wir mußten uns um eine übergewichtige, halb betrunkene Frau kümmern, und ihre Feinde hatten die Möglichkeit, jederzeit zuzuschlagen. Die Verantwortung ging uns auf die Nerven.
»Deine Entschuldigung will ich gern annehmen«, sagte Gullik, und ich machte einen Schritt zur Seite und trat Pompino dabei auf den Fuß.
Gekränkt-überrascht schaute er mich an.
»Die Frage ist doch die«, sagte ich mit etwas zu lauter Stimme, »warum wir hier so schnell wieder aufbrechen sollen. Ich muß noch mit der Kovneva sprechen ...«
»Das kommt nicht in Frage!« warf Gullik ein. »Die Kovneva ist ... indisponiert. Sie wird von ihren Zofen versorgt. Was euren Aufbruch angeht, so hätten wir Mühe, euch alle vernünftig zu versorgen. Wie die Dinge stehen ...«
»Wie die Dinge stehen«, brüllte Pompino, »können wir auch für die Gastfreundschaft der Kovneva zahlen, sollte das eine Frage des Geldes sein!« Er hob den Fuß und rieb ihn, halb nach unten gebückt, und massierte den weichen Lederstiefel. »Pandrite helfe einem armen Reisenden in diesem Land!«
»Das Frühstück ist eben vorbei«, sagte ich, »und ich habe Durst, da ich nur sechs Tassen Tee trinken konnte. Ich möchte mehr. Machst du mit, Pompino? Soweit ich weiß, besitzt du einen goldenen Zan-Talen.«
Ehe Pompino antworten konnte, sagte Twayne Gullik forsch: »Du kannst dir soviel Tee hineinschütten, wie du willst, aber dann verlaßt ihr alle den Palast und kehrt auf euer Schiff zurück.«
»Und wenn nicht?«
»Wenn nicht, werde ich den Cadade bitten müssen, euch den Weg zu zeigen.«
Framco der Tranzer zog bei diesen Worten ein ausgesprochen unglückliches Gesicht, blickte mit rollenden Augen auf uns und zerrte sich beinahe die Schnurrbarthaare aus dem Katzengesicht. Er wollte offensichtlich nichts zu tun haben mit dem Versuch, uns aus dem Palast zu werfen.
Pompino lachte. »Hör mal, Twayne Gullik. Wir verlassen den Palast erst, wenn es uns recht ist, wenn wir dazu bereit sind. Ist das klar?«
»Klar«, sagte der grüngekleidete Ift, »ist mir nur eines: wenn ihr euch so entscheidet, werdet ihr es zutiefst bereuen.«
Nach diesen Worten machte der Iftkin kehrt und marschierte aus dem Raum. Pompino schaute ihm nach, lachte und zwirbelte seinen roten Schnurrbart.
8
Der Zhantil-Palast entpuppte sich als seltsame Residenz. Vornehme Säle, gewundene Treppenhäuser, enge, fensterlose Räume, Korridore mit zahlreichen Türen, die in ein Labyrinth von Wohnungen führten, prächtig verzierte Fenster, schmale Schießscharten, Taubenschläge – o ja, all diese Dinge gab es in Pandos Palast. Dennoch kam mir der Bau irgendwie eigenartig vor. Es gab gutes Porphyry aus Molynux, Teppiche, die im Walfarg-Stil gewebt waren, und – natürlich – pandahemische Keramik. Und doch schienen die Räumlichkeiten nicht zum bequemen Leben geeignet, fehlte ihnen etwas an Gemütlichkeit. Hätte es keine Zweifel an Tildas Sicherheit gegeben, wäre ich überglücklich gewesen, Pandos Zhantil-Palast sofort zu verlassen.
»Der elende Ift«, knurrte Pompino, mit dem ich durch den nördlichen Korridor zu den Kasernen marschierte. »Wenn der sich einbildet, er könnte mich einfach so rauswerfen, irrt er sich!«
»Ich habe mich
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