Saga von Dray Prescot 30 - Pandahem-Zyklus 04 - Die Klauen von Scorpio
Tranzer. Pompino streifte sich über die Schnurrbarthaare, eine Geste, die besagte, daß es für ihn im Grunde nichts Besonderes war, wenn die Dinge nicht gut standen, und daß er, beim Mächtigen Horato, sich nur mal darum kümmern müßte, damit die Leute begriffen, wo es langging!
»Der Vetter des Kov, Strom Murgon, hegt einen Groll gegen den Kov. Er hat die Stadt gegen ihn aufgebracht. Die Lage ist sehr schlimm.« Framco der Tranzer zerrte unglücklich an seinen Schnurrbarthaaren und runzelte die Stirn. »Ich habe nur wenige gute Männer – die anderen sind ...«
»Wenig besser als Masichieri!« warf Pompino ein.
»Ja.«
»Aber«, sagte ich besorgt, »man muß doch nicht befürchten, daß die Bürger die Kovneva in ihrer eigenen Hauptstadt, in ihrem eigenen Palast angreifen würden?«
»Ihr wurdet gestern nacht angegriffen, Horter Jak.«
»Ja, aber ...« Ich verkniff mir den Rest des Satzes. Wir, die wir Lem den Silber-Leem kannten, wußten, wie seine Anhänger ihre geheimnisvollen Riten schützten, wie sie hinter den Kulissen ihre Macht ausübten. Ob der Cadade dies wohl auch wußte? Ich nahm es nicht an, aber denkbar war es.
»Die Leute machten auf mich den Eindruck von Räubern, von Drikingern, die Reisende überfallen, töten und ausrauben, und die sich in uns lediglich getäuscht haben.«
»Das haben sie wirklich getan, Dank sei Numi-Hyrjiv der Goldenen Pracht. Ich denke aber an meine Pflichten gegenüber der Kovneva. Ich entstamme den Besitzungen des Kovs und bin kein angemieteter Söldner.«
»Glaubst du, daß die Bewohner von Port Marsilus versuchen werden, den Palast zu stürmen – oder nicht?«
Er zuckte zusammen. »Das weiß ich nicht, Horter. Es gibt hier einen Kult, von dem ich wenig weiß. Man hört nur Gerüchte und angstvolles Gemunkel. Ich habe die Befürchtung, der Kov ist in diese bösen Dinge verwickelt – angefleht sei Odifor, daß es nicht so sein möge. Jedenfalls liegt auf der Hand, daß Strom Murgon Marsilus keine Gelegenheit verstreichen läßt, die Kovneva auf ihren Sohn, den Kov, zu hetzen.«
Ich – und vermutlich auch Pompino – hatte den Eindruck, daß Framco der Tranzer wahrscheinlich wesentlich mehr wußte, als er uns anvertraute. Er hatte Angst vor Repressalien von uns unbekannter Seite. Das Klappern von Schuhen lenkte unsere Aufmerksamkeit auf den Kastellan, den grüngekleideten Twayne Gullik, der inmitten mehrerer anderer Iftkin herbeimarschierte. Gullik machte einen ungezügelten, doch zugleich beherrschten Eindruck, als könne er seine Zeit abwarten.
Ich habe gelegentlich erwähnt, daß die grüne Farbe sich für gewisse Zwecke gut eignet, und möchte nun diese Liste um Regimentsfarben und -abzeichen ergänzen. Auf der Treppe vor Tildas Palast stehend, versuchte ich mir klarzumachen, daß ich hier und jetzt im Zusammenhang mit »Grün« an Robin Hood und Sherwood denken mußte, und nicht an die Grodnims am Auge der Welt. Twayne Gulliks direkte Art machte mir das schwer.
Er redete nicht um den heißen Brei herum.
»Ich danke euch für euren Einsatz zu Gunsten der Kovneva.« Er stand aufrecht vor uns, eine Hand in die Hüfte gestemmt. Heute früh hatte er sich einen Bogen über die Schulter geschwungen, einen kurzen, zusammengesetzten Reflexbogen; über seinen Rücken hing ein Köcher mit Pfeilen. Jeder Pfeil war mit grünen Federn verziert, die im zunehmenden Sonnenlicht schimmerten. »Nachdem ihr die Kovneva sicher zu Hause abgeliefert habt, ist eure Aufgabe erfüllt. Ihr könntet sofort aufbrechen. Ich stelle euch eine Eskorte zum Kai zur Verfügung.«
Pompino wollte schon aufbrausen, doch da sagte ich mit ziemlich scharfer Stimme: »Eine Eskorte, Gullik? Bei Tageslicht? Wozu brauchen wir im friedlichen Port Marsilus bei hellem Tage Begleitschutz?«
Er mochte es nicht, daß ich ihn Gullik nannte. Die Frage aber gefiel ihm noch weniger.
»Eine Vorsichtsmaßnahme, weiter nichts. Vergeßt nicht, daß ihr letzte Nacht angegriffen wurdet.«
»Woher wußten die Kerle überhaupt, welchen Weg wir nehmen würden?« entfuhr es Pompino. »Und warum haben sie nicht den Schiffs-Hikdar und den Stuhl angegriffen, der mit dieser Gruppe unterwegs war? Jemand hat uns verraten, Gullik! Vielleicht warst du es, he?«
Blitzschnell hatte Twayne Gullik sein Schwert gezogen. Sein bleiches Gesicht, dem die schrägen Augenbrauen und spitzen Ohren etwas Scharfes verliehen, verdunkelte sich vor Wut. Ein Mann, der seine Gefühle nicht in der Gewalt hatte.
»Wenn du nicht unter
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