Saga von Dray Prescot 30 - Pandahem-Zyklus 04 - Die Klauen von Scorpio
nicht unbedingt halten, bei Pandrite!«
»Das stimmt. Murgon könnte so viele Männer ins Feld führen, daß wir zermahlen werden.«
»Dazu lasse ich es nicht kommen«, sagte Rondas der Kühne und fuhr sich mit einem Finger durch das Gesichtsgefieder. »Vorher gehe ich auf die Kerle los, vorwärts ...«
»Ja, Rondas«, warf ich ein. »Das ist bewundernswert. Aber warte noch ein paar Murs. Greif mit uns zusammen an, das ist unsere Stärke.«
»Normalerweise schon – aber dies ist kein normaler Kampf mehr.«
Alle hatten mich mißverstanden.
Obwohl Pompino davon gesprochen hatte, daß wir uns zurückziehen würden, bis wir alle zermahlen wurden, mochte er sich sofort auf diese neue Möglichkeit stürzen – auch wenn wir mit diesem Ausfallangriff in den sicheren Tod gehen würden. Jeder von uns würde hoffen, irgendwie durchzukommen.
Folglich sprach ich es klar aus, und alle stimmten mir zu.
»Allerdings müßte Kov Pando bald hier sein«, sagte Lisa die Empoin. »Ich habe im Palast gewohnt, und dort war von nichts anderem die Rede. Daß ihr mich aber nicht mißversteht – ich bleibe bei Quendur!«
»Mein Schatz«, sagte Quendur sanft, »du darfst deine Hoffnung nicht so sehr auf eine wundersame Errettung setzen ...«
»Inzwischen kennst du mich, Quendur! Ich habe doch nur wiedergegeben, was ich gehört hatte – du Onker!«
So waren wir alle recht gut gelaunt.
Und gewillt, einen Ausfall zu machen und unseren Tod selbst in die Hand zu nehmen.
Constanchion wurde aufgefordert, seine Gefolgsleute und Sklaven und alle, die nicht kämpfen konnten, in ein sicheres Versteck zu führen, von dem aus sie um ihr Überleben verhandeln konnten. Einige kräftigere Sklaven erklärten sich sofort bereit, mit uns zu kämpfen, und zum Entsetzen des guten Constanchion rüsteten wir sie mit Waffen aus. Was ihn betraf, so hatten wir das Gefühl, daß er sich mit Strom Murgon schon einigen würde.
Die beste Stelle für den Ausfall war ein Seiteneingang. Naghan kannte den Palast in- und auswendig. In Vorbereitung auf unsere Aktion hatten wir uns schnell zurückgezogen und einen ganzen Block des Gebäudes innerhalb des Hofes aufgegeben, nicht ohne Türen und Fenster hinter uns zu verbarrikadieren. Nun versammelten wir uns in einem Saal im Erdgeschoß, gekrönt von der sogenannten Nathium-Kuppel viele Stockwerke über unseren Köpfen. Wir bereiteten die Attacke vor.
Plötzlich ertönte ein entsetzter Ruf. Hälse wurden verdreht.
Die Stimme schrillte und erhob sich über das ferne Krachen und Dröhnen, mit dem sich Murgons Männer durch unsere improvisierten Barrikaden kämpften, über das Stimmengemurmel und das nervöse Klicken von Stahl auf Stahl.
»Die Verrückte Mindi!«
Ja, dort war sie und verharrte, wie ich sie schon mehrmals gesehen hatte. Den Kopf hatte sie geneigt, und das hellblaue Kleid fiel in glatten Falten bis zum Boden herab. Sie stand vor einer unscheinbaren kleinen Tür, die in das Putzmittelzimmer eines Sklaven führte. Sie schaute uns an, dann hob sie die Hand und winkte uns mit dem Zeigefinger zu sich.
»Mindi!« rief Naghan und fuhr zu uns herum. »Sie ist Hexe und weiß viele seltsame Dinge ...«
Mindi winkte erneut, und ich sagte: »Und sie kennt einen geheimen Ausgang aus dem Palast, das ist klar.«
»Aye!«
Nun erhoben sich brüllende Stimmen, und die meisten von uns forderten: »Zeig uns den Weg, Mindi, zeig ihn uns!« Und: »Führ uns aus der Gefahr, Mindi!«
Rondas wirkte ziemlich verärgert, während Murkizon seine Axt im Kreis pfeifen ließ.
»Los, ihr zwei!« knurrte Pompino mit bissigem Unterton. »Kein Kampf ohne Grund – bedenkt, wohin wir wollen und was wir tun müssen! Macht euch das mal richtig klar!«
»Aye, du hast recht, Horter Pompino. Aber ein letzter großer Kampf wäre mir so richtig willkommen ...«
»Heute nicht. Folgen wir der Verrückten Mindi.«
Und das taten wir. Im Gänsemarsch durchquerten wir den Raum mit den Reinigungswerkzeugen, dann eine Treppe hinab und durch verstaute, mit Spinnweben verhangene Korridore, bis wir schließlich nach längerer Zeit in einem Nebenkorridor eine Sackgasse erreichten. Der durchscheinende Geist winkte uns weiter voran.
Wir betrachteten das kahle Mauerwerk, auf dem allerlei feuchte Flecken wuchsen, und unsere Fackeln ließen winzige Salpeterstellen aufglühen.
»Ist dies das Ende?« rief jemand.
An der Wand des kurzen Korridors stand eine zerbrochene Truhe, umfangen von rostigen Eisenbändern, außerdem stank es nach fauliger
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