Saga von Dray Prescot 30 - Pandahem-Zyklus 04 - Die Klauen von Scorpio
Chozputz ...«, korrigierte ich sie.
Wir krochen über einen schmalen glatten Vorsprung und folgten den Geräuschen der anderen und dem zuckenden Licht ihrer Fackeln, die uns davor bewahrten, in den Abwasserkanal neben uns zu treten.
»Chusto?« fragte Dayra. »Chozputz? Ich habe noch nie ...«
»Da bist du nicht allein. Die beiden habe ich erfunden.«
»Ach!«
»Und wir haben in unserer Gruppe jemanden, der kleine Bändchen liegen läßt, um unseren Fluchtweg zu markieren.«
»Du hast keinen bestimmten Verdacht?«
»Nein. Wahrscheinlich ist es einer der Sklaven, denen wir Waffen gegeben haben. Vielleicht auch ein Wächter Naghans. Diese Leute sind sich nicht zu fein, vom dankbaren Murgon einen unehrenhaften Lohn anzunehmen.«
»Die können von mir aber etwas anderes entgegennehmen – bei Vo... Chusto! –, sobald wir sie entlarvt haben.«
»Sobald ...«
Der kleine Kanal führte in einen größeren Abwassertunnel, der wiederum zu einer größeren Anlage führte. Auffällig war die Tatsache, daß der Gestank sich nicht verschlimmerte oder verringerte; die Bewohner von Port Marsilus waren im Waschen eher Durchschnitt. Kratzende Krabbelwesen flohen vor uns, doch begegneten uns keine gefährlichen Ungeheuer, was mich doch sehr dankbar stimmte. Ich mußte an die kleinen Mädchen denken und die Art und Weise, wie ihre neuen Kleider nun beschmutzt wurden. Endlich erreichten wir einen Ausstiegschacht, aus dem uns Pompinos energisch wirkendes Gesicht anschaute. »Komm, Jak!« rief er. »Wir warten auf dich! Oh – Lady Ros. Hier, nimm meine Hand!«
Ganz Kavalier, half er ihr den Schacht hinauf. Wir befanden uns in einem dunklen Schuppen, der angefüllt war mit Werkzeugen wie Schaufeln und Besen und Jochen für den Transport von Wasser. So vermochten wir uns ein wenig zu säubern, ehe wir uns auf die taghellen Straßen der Stadt hinauswagten.
»Es gefällt mir wahrlich nicht, mich vor einem Kampf zu drücken«, sagte Pompino. »Aber unsere weiterreichenden Pläne verlangen diese Ehrlosigkeit.«
»Das Gold verlangt sie«, stellte ich richtig – und war nicht froh darüber.
»Ja, führ uns zum Gold!« rief Kapitän Murkizon. »Nach den übelriechenden Abwasserkanälen wissen wir bestimmt, was wir damit anstellen wollen.«
»Beng Dikkane würde davon dick werden«, sagte Larghos, der einen Arm schützend um Nalfi gelegt hatte. Sie sah mitgenommen und bedrückt aus.
Wir beschlossen, uns nicht zu trennen und verstohlen durch die Stadt zu schleichen, sondern als Gruppe offen zum Hafen zu marschieren. Dayra führte uns. Niemand erbot sich, uns den Weg zu verstellen; vermutlich würde Murgon bald erfahren, daß wir unterwegs waren; wir mußten eben schneller sein.
Am Hafen angekommen, wurden die Kinder mit dem Boot zur Jungfrau von Tuscurs übergesetzt, außerdem Lady Nalfi und einige Sklaven, die mit uns geflohen waren und keine Kämpferqualitäten besaßen. Dann begaben wir uns zur Anlegestelle des Schwertschiffs Igukwa Valjid, das Zankov gehörte.
Die Wache sah uns natürlich kommen und versuchte Widerstand zu leisten. Aber da unsere Freunde Gold rochen, wollten sie sich durch nichts aufhalten lassen. Die Männer der Wache gingen über Bord oder flohen. Dayra wußte genau, wo die Schatztruhen verstaut waren; die Eisenriegel bereiteten goldgierigen Schurken wie uns kein Problem, und so holten wir die schweren Lenkenholz-Truhen aus den Laderäumen.
Als wir schon einen ziemlich großen Haufen am Kai aufgestapelt hatten und die erste Bootsladung zur Jungfrau von Tuscurs hinübergebracht worden war, gab der Ausguck Alarm.
Berittene galoppierten auf den Kai. Schrill schreiend wirbelten sie Schwerter und drohten mit Lanzen. Wir formierten uns, um ihrem Ansturm zu begegnen, und machten mit den unbedacht angreifenden Männern kurzen Prozeß.
»Da kommen bestimmt noch mehr Rasts«, sagte Pompino schweratmend und schüttelte seinen Bogen. Er brüllte nach hinten: »Beeilt euch! Schafft die Truhen an Bord!«
»Quidang!«
Der nächste Angriff geschah in Zusammenarbeit einiger Kreutzin mit der Kavallerie, so daß wir schießen konnten und anschließend in ein Handgemenge verwickelt wurden. Doch auch diesmal hatte die ungeordnete Attacke keine Chance. Erst wenn Murgon und Zankov die volle Kampfkraft ihrer neuen Armee einsetzen konnten, sähe die Lage anders aus. Doch bis dahin hatten die Löcher, die wir der Igukwa Valjid verpaßt hatten, so viel Wasser hereingelassen, daß das Deck sich auf Höhe der Wellen befand. Nur
Weitere Kostenlose Bücher