Saga von Dray Prescot 31 - Pandahem-Zyklus 05 - Die Masken von Scorpio
war, eine Entwicklung, die ich mit Interesse verfolgt hatte – natürlich auch mit Unbehagen, doch mit einer gewissen Zuversicht für die Zukunft.
Nun sah es so aus, als fiele uns eine ganz neue Aufgabe zu.
»Jak ...«, begann Pompino.
Ich drehte mich zu meinem Gefährten herum. Es war eine langsame Bewegung.
Ich hatte mir den Namen Jak aus offensichtlichen Gründen zugelegt – Gründen, die ich hier schon erklärt habe und die leicht verständlich sind. Manchmal ärgerte es mich dennoch, auf einen anderen Namen antworten zu müssen. Ich heiße schlicht Dray Prescot. Es stimmt durchaus, daß ich Lord von Strombor und Krozair von Zy bin – Privilegien und Pflichten, die ich sehr ernst nehme. Ich war außerdem Herrscher von Vallia, König von Djanduin, Strom von Valka und hatte allerlei andere Titel und Ehrenbezeichnungen in meinem Stammbuch stehen. Trotzdem ...
»Ja?«
»Wieder einmal hat der Gdoinye dich nicht Jak genannt. Er müßte doch wissen, daß du jetzt Jak Leemsjid heißt.«
»Natürlich müßte er das wissen, dieser raffinierte, onkerische ...«
»Jak!«
Instinktiv hob Pompino den Blick. Zweifellos rechnete er damit, daß ein Blitz vom Himmel herabführe und mich für meine ketzerischen Äußerungen bestrafen würde. Pompinos Umgang mit den Herren der Sterne basierte auf der Einsicht, daß es sich um übernatürliche Götter handelte, die stets Gehorsam und Anbetung fordern durften. Er erachtete es als Privileg, ihnen dienen zu dürfen. Und sie hatten ihn schon mehrfach belohnt. Ihr Einfluß hatte ihm Gold zugespielt, Gold, mit dessen Hilfe er sich seine Schiffsflotte zusammengekauft hatte.
Soweit ich wußte, hatten mir die Herren der Sterne bisher keinen einzigen Kupfer-Ob zukommen lassen.
»Jak – wenn der Vogel die Wahrheit kennt, warum spricht er dich dann mit dem Namen des Herrschers von Vallia an, mit einem Namen, den du vor langer Zeit doch nur als List angenommen hattest?«
Ich zupfte mir nicht an der Unterlippe, ich verzichtete darauf, mir den Kopf zu kratzen. Ich kniff auch nicht die Augen zusammen – obwohl alle diese Reaktionen durchaus angemessen gewesen wären.
»Nun ja, Pompino ...«, setzte ich an. Dann fügte ich hinzu, wie es vielleicht Seg Segutorio in seiner offenen, freien Art getan hätte: »Mein alter Dom, die Dinge stehen so.«
Aber dann hielt ich inne.
Nein. Nein, ich wollte unsere Beziehung nicht aufs Spiel setzen. Ich hatte mir schon früher überlegt, daß Pompino mir nie wieder auf die alte kameradschaftliche Art begegnen konnte, wenn er Bescheid wüßte. Wie konnte er auch? Wenn ich Herrscher war, müßte er mich so behandeln wie eines der hochherrschaftlichen Wesen auf Kregen – und das war mir grundsätzlich zuwider. Ich schätzte Pompino. Vielleicht durfte er die Wahrheit erfahren, wenn die Situation klarer war – dann fanden wir womöglich einen Kompromiß. Aber hier und jetzt ... nein. Nein, ich konnte mich ihm nicht offenbaren.
»Also, Jak Leemsjid?«
Wir unterhielten uns nicht zum erstenmal über unsere Erlebnisse mit den Herren der Sterne. Dabei war ich behutsam vorgegangen, denn ich ahnte, daß er den riesigen scharlachroten Saal der Herren der Sterne nicht kannte und auch noch nicht in einem ihrer fauchenden Stühle gefahren war oder die Welt tief unter sich ausgebreitet gesehen hatte. So konnte ich vermuten, daß er ihre Pläne nicht in dem Maße begriff, wie man sie mir deutlich gemacht hatte. Gleichwohl kannte er Teile meiner Vergangenheit mit den Everoinye.
Ich sagte: »Liegt wohl daran, daß das der Name war, unter dem sie mich kennenlernten. Sie haben sich dem neuesten Stand noch nicht angepaßt.«
»Sie wissen aber doch alles!«
»Da müssen sie ja auch eine Menge vergessen, nicht wahr?«
»Das kann ich nicht glauben.«
Sogar ich fand meine Erklärung ziemlich lahm und versuchte es noch einmal.
»Die Everoinye waren früher Menschen wie wir. Ich bin überzeugt, daß sie sich einen gewissen Humor bewahrt haben. Ich glaube, es macht ihnen Spaß, einen armen Kerl wie mich mit dem Namen des Herrschers von Vallia anzureden ...«
»Ein sehr mächtiger und schrecklicher Mann!«
»O aye.«
»Er ist überaus streng gegen die Sklavenherren in Vallia vorgegangen. Seinen Namen darf man nicht leichtfertig aussprechen. Solltest du je nach Vallia kommen, Jak, sieh dich vor!«
Die Worte kamen mir über die Lippen, ehe ich sie aufhalten konnte: »Eines Tages, Pompino, werden wir beide in Freundschaft nach Vallia ziehen, und ich freue mich
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