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Sagen und Märchen Altindiens

Titel: Sagen und Märchen Altindiens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alois Essigmann
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Gattin schenkten. Der Jüngling ward Dhrischtadjumna genannt und die schöne, schwarzlockige Jungfrau Draupadi.
    Als die Pandava die Erzählung des Brahmanen gehört hatten, beschlossen sie, unerkannt, in ihren Büßerkleidern, an dem Feste am Hofe Drupadas teilzunehmen.
    Am nächsten Morgen nahmen sie freundlichen Abschied von ihren dankbaren Wirten und schlugen den Weg nach Pantschala ein.
    An der Ganga hatte Ardschuna einen schweren Kampf zu bestehen: Tschitrasena, der König der Gandharva, wollte die Pandava am überschreiten des Stromes verhindern. Doch Ardschuna besiegte ihn nach langem Kampf mit dem Bogen Agneya, den der Lieblingsschüler Dronas einst von seinein Waffenmeister erhalten hatte.
    Der edle Bharataprinz schonte den Besiegten, die Schwester Tschitrasenas riet dem Bruder zur Versöhnung, und so schlossen die beiden Gegner nun ein aufrichtiges Freundschaftsbündnis. Ein frommer Brahmane namens Dhaumia, der an Tschitrasenas Hof lebte, schloß sich dort den fünf tapferen Brüdern an und ward der Hauspriester der Pandava.
    Beim Abschied schenkte Ardschuna dem Tschitrasena die Waffe Agneya, und die fünf Brüder erhielten als Gastgeschenk hundert der herrlichen milchweißen Gandharverrosse. Sie ließen sie vorläufig in ihrem Stall, denn sie setzten ihre Reise als Büßer fort.
    In Drupadas Residenz nahmen die Pandava im Hause eines redlichen Töpfermeisters Wohnung und heischten, als büßende Brahmanen von Haus zu Haus gehend, milde Gaben für ihren Unterhalt. Auch auf dem Festplatz erschienen sie nur in ihrer Verkleidung.
    Der Tag der Gattenwahl kam heran, und die Edelsten Indiens zogen in die langgestreckte Arena.
    Dhrischtadjumna, mit Draupadi an der Hand, trat in ihre Mitte und rief:
    »Seid gegrüßt, ihr Herren der Erde, die ihr um die Schwester steht wie Speichen um eine Nabe: keiner der Erste, keiner der Letzte! Durjodhana, Prinz von Kuru, mit deinen Brüdern: sei uns gegrüßt! Und du Schischupala, mächtiger Herrscher von Tschedi, Schalya, König von Madras, Jarasandha und ihr anderen Herren und Fürsten: Heil euch und Gruß! und höret, wie Draupadi wählt:
    Hier liegt ein mächtiger Bogen aus der Zeit unserer Väter, drei Menschenalter entspannt schon! Wer ihn besehnt und fünf glatte Rohrpfeile durch das Auge des silbernen Fisches am Ende der Bahn zu jagen vermag, den kürt die Schwester zum Gatten und folgt ihm noch heute nach Hause. – Auf, edelgeborene Krieger! der Preis ist des Sieges wert!«
    Da trat Durjodhana vor, ergriff den Bogen, setzte das eine Ende, an welchem die Sehne hing, auf den Boden und hing sich mit aller Kraft an das andere, um es durch die Öse am freien Ende der Sehne zu zwingen. Doch wie er auch zog und mit dem Knie gegen die Wölbung des Bogens drückte, es fehlte immer noch eine gute Spanne zum Gelingen. Mit hochrotem Kopf stolperte er endlich bei seiner ruckweisen Arbeit und fiel, unter dem lauten Gelächter des Volkes und manches schadenfrohen Preisbewerbers, der Länge nach hin.
    Doch die Nebenbuhler hatten zu früh gelacht: Was dem starken Kuruprinzen mißlang, das konnte auch ihnen nicht gelingen. Schalya plagte sich vergeblich und der starke Schischupala von Tschedi, sowie jeder andere. Mancher fiel noch unter dem Hohn der Menge in den Staub.
    Als letzter tritt Karna vor, der König von Anga: Ein Druck – der Bogen ist gespannt – schon liegt der erste Pfeil auf der Sehne –.
    »Halt!« ruft Draupadi. »Dem Fuhrmannssohn werd' ich nie als Gattin folgen!«
    Mit einem unsäglich traurigen Blick auf die trotzige Schöne läßt Karna die Armwe sinken. Im krampfhaften Spiel der Hände entspannt er den Bogen und wirft ihn zu Boden. Dann hebt er, ohne mit der Wimper zu zucken, sein Auge zum strahlenden Gestirn des Tages und eilt mit einem gellenden Lachen schmerzvollen Hohnes aus den Schranken.
    Wo die Sitze der ehrwürdigen Brahmanen stehen, erhebt sich ein Mann und springt über die Brüstung in die Arena.
    Ardschuna ist es, von niemand erkannt! So rasch wie Karna besehnt er den Bogen, sein Pfeil fliegt, und klirrend fällt das silberne Ziel zur Erde.
    Draupadi legt ihm den Kranz um das Haupt und ruft: »Dich, starker Held, wählt mein Herz! und das sei der einzige Richter!« Laut jubelte das Volk, als nun Ardschuna, Draupadi an der Hand, mit der Familie des Königs die Arena verlassen wollte. Doch am Tor standen die abgefallenen Freier und schalten den König, daß er die Tochter einem Brahmanen geben wolle, da doch die Sitte der Gattenwahl nur in der

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