Sagen und Maerchen aus Sachsen und Thueringen (Erweiterte Ausgabe)
war und sie mit einer Wünschelruthe hob. Sie wurde den Grafen von Gleichen gebracht, denen der Grund gehörte, auf welchem das Kloster bei Farnstädt gestanden hatte. – Auch sitzt eine goldne Gans mit goldnen Eiern unter der Doppelkapelle in Landsberg.
Von der Morizburg in Halle führt ein unterirdischer Gang nach Giebichenstein, an dessen Ende eine goldne Ente mit drei goldnen Eiern sitzt. Doch wo der Gang ausmündet weiß man nicht; sonst wäre man dort schon längst hinab gestiegen und hätte sich den Schatz geholt: von Halle aus aber bis an das Ende des Ganges zu gehen hat noch Niemand vermocht, weil der Gang zu finster ist. Drei Hallorenweiber machten sich einst auf, die Ente zu suchen. Sie nahmen eine Lampe mit und banden am Eingang des unterirdischen Weges das Ende eines Knäuls an, den sie beim Fortgehen immer weiter abwickelten, um den Weg zurück zu finden. Als sie jedoch etwa den dritten Theil des Weges gegangen sein mochten, erlosch die Lampe, und sie mußten umkehren. Zum Andenken werden ihre Kamisole noch jetzt von den Halloren in der Sakristei der Morizkirche aufbewahrt. – Eine andre goldne Ente mit einem halben Schock goldner Eier sitzt unter dem Deichtenne in Sittichenbach bei Eisleben und eine dritte mit dreizehn Eiern unter einem Hügel in Gutenberg bei Halle.
57. Die Mühle bei Aschersleben.
Mündlich aus Bendorf.
Friedrich Gottschalck Die Sagen und Volksmärchen der Deutschen S. 17-22.
Vor der Stadt Aschersleben, in dem Thale das die Eine durchfließt, stand noch vor fünfzig Jahren eine Mühle, welche dem Einsturz nahe war; doch der Müller war arm und konnte sie nicht neu aufbauen. Des Müllers Sohn und seine Magd liebten sich seit manchem Jahre gar treu, und sie klagten oft daß sie so arm seien und sich wohl nie würden heiraten können. Da wachte die Magd einst bei Nacht auf und sah ein helles Licht, das in die Fenster schien, und sie meinte, die Sonne gehe schon auf, und sprang aus dem Bett um das Frühstück zu kochen. Doch ihr Feuerzeug wollte nicht fangen, obgleich sie erst am Abend vorher frischen Zunder gebrannt hatte. Sie ging ans Fenster und sah über dem Wege auf der Wiese drei Männer um ein mächtiges Kohlenfeuer liegen. Da dachte sie »Hier kann ich mir wohl meinen Schwefel anzünden« und ging zu dem Feuer: doch hielt sie den Schwefel vergeblich an die Kohlen; er brannte nicht. Sie raffte darum einige Kohlen auf den Ring des Leuchters; aber als sie wieder ins Haus trat, waren sie ausgelöscht. Verdrießlich nahm sie eine Schippe und holte neue Kohlen; doch auch diese erloschen, als sie ins Haus kam. Da eilte sie mit einem großen, eisernen Becken zum dritten Mal an das Feuer und füllte das Becken bis zum Rand; und als sie wegging, rief einer der Männer ihr nach »Nun aber nicht mehr !« Kaum war sie über die Schwelle des Hauses, so waren die Kohlen wiederum schwarz. Und als sie noch nachdachte was sie nun thun sollte, schlug die Uhr; sie zählte, und es war erst zwölf. Mit dem letzten Schlage verschwanden die Männer und das Kohlenfeuer. Die Magd aber legte sich, da es noch nicht später war, wieder zu Bett; und als sie am Morgen aufstand, sah sie die hellen Goldstücke auf dem Boden ihrer Kammer und auf der Hausflur umherliegen: das waren die Kohlen, die sie von dem Feuer geholt hatte. Sie gab den Schatz ihrem Bräutigam, und sie bauten die große, stattliche Mühle, die noch jetzt bei Aschersleben zu sehen ist, und hielten fröhlich Hochzeit.
58. Die Pfanne bei Rothenschirmbach.
Mündlich aus Helfta.
Bei dem Dorfe Rothenschirmbach unfern Eisleben liegt ein Berg, welcher die Pfanne heißt. Zu dem Berge kamen alle Jahre in der Mariennacht drei Venetianer und sprachen ein bestimmtes Wort. Da that sich der Berg auf, und man sah unermeßliche Schätze darin brennen; und sie nahmen so viel sie wollten: dann sprachen sie das Wort noch einmal, und der Berg schloß sich wieder. Ein Bauer war einst auf eine Eiche dicht am Berge geklettert, um sich einen Stecken abzuschneiden, als die drei Kucksgänger kamen. Er sah und hörte Alles und merkte sich das Wort wohl; und im folgenden Jahre ging er in der Mariennacht zur Pfanne, sprach es aus, und auch vor ihm that sie sich auf: er nahm von den Schätzen und kehrte mehrere Jahre hindurch wieder, bis die Venetianer ihn einst ertappten. Da schwur er, weil sie ihn zu tödten drohten, daß er noch keinem Menschen das Wort verrathen habe, es keinem je verrathen werde und auch selbst es
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