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Sagrada: Mystery-Thriller (German Edition)

Sagrada: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Sagrada: Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Enric Balasch
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des Mittelalters für den Kampf zwischen Himmel und Erde, während die Farbe Weiß dem Licht beigeordnet ist, der Reinheit und der absoluten Vollkommenheit. Da man sie auch in Beziehung zum Anfang und zum Ende gesetzt hat, findet sie bei vielen Riten Verwendung, die mit Geburt, Initiation und Tod zu tun haben. So ist Weiß in Asien und einigen slawischen Ländern die Farbe der Trauer beim Tod eines Menschen. Außerdem besteht die Haupttreppe des Parks aus drei Abschnitten mit jeweils elf Stufen …«
    Munárriz, der inzwischen mit der Deutung von Symbolen vertraut war, sagte rasch: »Das heißt dreiunddreißig Stufen, also die Dreieinigkeit und die Lebensjahre Christi …«
    »Außerdem«, ergänzte Grau, »haben wir da das Tierkreiszeichen der Zwillinge, das Symbol von Castor und Pollux, denn diese drei Abschnitte stehen mit einem gegabelten von zwölf Stufen in Verbindung.«
    »Mit der gegabelten Treppe wollte Gaudí wohl auf Christus und dessen Zwillingsbruder verweisen«, ergänzte Munárriz.
    »So ist es. Dreiunddreißig und zwölf ergibt fünfundvierzig«, führte Grau aus. »Ein Vielfaches der Zahlen fünf und neun, der dreifachen Dreiheit. Die Zahl der Säulen unterhalb der Bank beträgt sechsundachtzig, was die Quersumme fünf ergibt … Diese Beispiele ließen sich endlos fortsetzen.«
    »Die Quintessenz.«
    »Die Fünf gehört zu Merkur«, fügte der Architekt hinzu. »Die Pythagoräer nannten sie ›die Zahl der Vereinigung‹, weil sie die irdische Energie der Zwei und die himmlische Energie der Drei miteinander verband. In der Sagrada Familia taucht die Fünf auf, weil diese Kirche den Menschen mit Gott versöhnen, die Vereinigung des Irdischen mit dem Himmlischen bewirken soll. Wie der Drache fasst die Fünf Himmel und Erde in sich zusammen. In der Sprache der Alchemisten bedeutete der Ausdruck ›den Drachen töten‹, dass man sich die Dualität der Energie unterwarf, so, wie es die Heiligen und die Mystiker getan haben: der Erzengel Michael und Sankt Georg in der christlichen Überlieferung, und der Erzengel Gabriel in der des Islam. Im Drachen, der an der Avenida de Pedralbes den Eingang zum Park Güell ziert, dürfen wir den hundertköpfigen Drachen Ladon sehen, der in den Gärten der Hesperiden den Baum mit den goldenen Äpfeln bewachte und der in ein Sternbild verwandelt wurde, nachdem Herkules ihn getötet hatte.«
    Mit den Worten »Es sind auch mehrere Aufnahmen aus dem Park Güell dabei«, wies Munárriz zu dem Häufchen auf dem Tisch.
    »Zweifellos, weil jener Person die Bedeutung von Gaudís Symbolen bekannt war«, gab Grau im Brustton der Überzeugung zurück. »Das wichtigste Geheimnis des Parks aber findet sich übrigens an seinem Haupteingang.«
    »Meinen Sie die Pavillons an der Calle Olot?«
    »Ja. Sie bewachen sozusagen den Haupteingang. Der eine dient als Pförtnerhaus, und der andere war als öffentliche Toilette vorgesehen. Außer ihm gibt es sechs weitere Zugänge zum Park – ein Hinweis auf die siebenstufige Treppe der Alchemie, die zur Element-Umwandlung führt.«
    »Von dort aus geht es zur Treppe und zum Salamander.«
    »Ja.« Grau nahm eins der Fotos, das rote und weiße Kachelsplitter in Nahaufnahme zeigte. »Sehen Sie sich das hier einmal an. Das stammt von der Decke des Raumes in einem der Pavillons, die ein großer Pilz ziert.«
    Konzentriert sah Munárriz die Aufnahme an, deren Gegenstand er nie im Leben hätte identifizieren können.
    »Jetzt, wo Sie das sagen«, erklärte er, »kann ich einen roten Pilz mit weißen Punkten erkennen. In manchen Märchenbüchern wohnen Zwerge in so einem Pilz.«
    »Ja, es handelt sich um einen Fliegenpilz mit dem wissenschaftlichen Namen amanita muscaria .«
    Schweigend wartete Munárriz darauf, dass Grau weitersprach. »Bekanntlich war Gaudí nie von besonders robuster Gesundheit«, fuhr dieser fort. »Im Mai 1910 bekam er hohes Fieber. Er litt an einer Lymphknoten- und Milzschwellung, an Nerven- und Muskelschmerzen sowie an Appetitlosigkeit, so dass er das Bett hüten musste. Die Ärzte diagnostizierten eine durch Bakterien hervorgerufene Infektionskrankheit, die als Brucellose oder Maltafieber bekannt ist und vom Hausrind übertragen wird.«
    »Auf welche Weise hat er sich damit angesteckt?«
    »Vermutlich, indem er ungenügend erhitzte Milch getrunken hatte …«
    »So etwas kam damals ja wohl ziemlich häufig vor.«
    »Mit Bettruhe und einer guten Ernährung«, fuhr Grau fort, »überwand er die Krankheit zwar, doch hatte sie

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