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Sagrada: Mystery-Thriller (German Edition)

Sagrada: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Sagrada: Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Enric Balasch
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Santiago de Compostela. Auf dem Rückweg machte er in León die Bekanntschaft eines jüdischen Arztes namens Canchas, der ihm die Bedeutung einiger der hermetischen Gestalten in jenem Werk enthüllte. Dank der Unterweisung durch diesen Meister gelang Flamel die Element-Umwandlung, und er wurde zum wohlhabendsten Mann von ganz Paris. So groß war sein Reichtum, dass König Karl VI. nachfragen ließ, woher dieser stammte.«
    »Und hat er es ihm gesagt?«
    »Nein …«, gab Grau mit feinem Lächeln zurück. »Dieses Geheimnis hat er nie jemandem verraten. Dem Alchemisten John Dee ist es übrigens ähnlich ergangen wie Flamel. In einem Buchladen von Antwerpen stieß er auf eine Schrift des Tritemius, in der von einer Sprache die Rede war, in der man Verbindung mit Wesen aus dem Jenseits aufnehmen konnte. Sie bestand aus einer Art Schwingungen, einer Wellenfrequenz ähnlich wie bei Mantras …«
    »So etwas wie die schwingenden Wellen bei der Einweihung der Sagrada Familia , von denen Sie gesprochen haben?«
    »Da dürfte eine gewisse Parallelität bestehen. Auch der von der schwedischen Königin Ulrike wegen seiner Verdienste um das Reich geadelte Emanuel Swedenborg erfuhr zu einem bestimmten Zeitpunkt seines Lebens eine radikale Veränderung seiner Persönlichkeit. Seiner eigenen Aussage nach öffnete sich sein Geist mit einem Mal, und er konnte Dinge aus anderen Welten hören und sehen.«
    Munárriz schüttelte verblüfft den Kopf.
    »Fest steht, dass sich Gaudí intensiv mit Ramón Llull und der Heiligen Theresa beschäftigt hat, von deren Schriften ihn am meisten Die Innere Burg faszinierte. Darin stellt sich die Heilige die Seele des Menschen als eine Burg mit sieben Wohnstätten vor, die den sieben Stufen des Gebets entsprechen. Ihr geht es um die Beziehung der Seele zu Gott, der sich ihrer Vorstellung nach in der Mitte der Burg befindet. Diesen Gedanken hat Gaudí beim Bau des Colegio Teresiano in der Calle Granduxer aufgegriffen. Über die ganze Länge des Mittelganges hinweg hat er den Raum in sieben Rechtecke aufgeteilt, damit das Tageslicht so ins Herz des Gebäudes dringt wie die sieben Stufen des Gebetes zu Gott gelangen. Allerdings könnte man das auch auf andere Weise deuten, denn mehrere Kulturen des Ostens kennen sieben Himmel, in denen sieben Götter wohnen …«
    »Und was ist mit Ramón Llull?«
    »Natürlich wusste Gaudí, dass Llull zu den großen Meistern der Alchemie im Mittelalter gehörte, und er nutzte seinen Aufenthalt auf Mallorca bei der Restaurierung der Kathedrale von Palma zu einer gründlichen Beschäftigung mit dessen metaphysischem und theologischem Sammelwerk Ars generalis oder Ars magna . Auch die Ars brevis hat er gelesen. Sie müssen nämlich wissen«, betonte Grau, »dass Llull in England am Hof König Eduards III. mehrere Element-Umwandlungen gelungen sind. Das berichtet er selbst in De transmutatione animae metallorum . Manche Gelehrte wenden dagegen ein, dass es sich dabei um ein apokryphes Werk handelt. Auch kannte Gaudí die Schriften des Agrippa von Nettesheim, der Llull gründlich studiert und als Ergebnis dieser Beschäftigung seine Commentaria in artem brevem Raimundi Lulli veröffentlicht hat. Llulls alchemistischer Theorie zufolge hat Gott aus dem Nichts das argentum vivum oder Quecksilber geschaffen, woraus dann alles andere entstand. Aus dessen reinstem Anteil gestaltete er die Engel, aus dem dichtesten die Himmelssphären und aus dem unreinsten die Gestirne. Auf der Erde bildete er mit einem Teil des argentum vivum die vier alchemistischen Elemente Luft, Erde, Feuer und Wasser, behielt aber einen Teil des reinsten Materials, der quinta essentia , zurück, das als Bindeglied zu allen anderen dienen sollte.«
    »Ein Versuch, die Erschaffung der Welt durch den alchemistischen Prozess zu erklären.«
    »Das Quecksilber«, fuhr Grau in Gedanken versunken fort, »gehört zu den herausragenden alchemistischen Substanzen, und Gaudí hat bei seinem ersten wichtigen Auftrag, einer Gruppe von Straßenlaternen, die man noch heute auf der Plaza Reial sehen kann, das Symbol dafür gestaltet: Sie sehen aus wie ein siebenarmiger Leuchter nach dem Vorbild der jüdischen Menora . Als Symbol für Gottes Gegenwart und das ewige Leben gehörte sie zum Kultgerät in der Stiftshütte wie auch in Salomos Tempel in Jerusalem. Jeder der Arme dieser auf einem Marmorsockel ruhenden Laternen steht für einen der sieben Planeten und der sieben Himmel. Bekrönt hat Gaudí die Leuchter mit dem

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