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Sagrada: Mystery-Thriller (German Edition)

Sagrada: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Sagrada: Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Enric Balasch
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mir die Fischerei fehlt.«
    Munárriz leerte das Glas mit der Mischung aus flambiertem Rum und Kaffee, um die Kälte aus seinen Eingeweiden zu vertreiben, und stellte es dann auf den Boden. Der Ofen verbreitete eine angenehme Wärme. Munárriz sah Pau Escofet an. Die Hände des Mannes waren schwielig, sein Gesicht unter der Kapitänsmütze voll tiefer Falten, eine von schneidenden Winden und der brennenden Sonne gezeichnete Landkarte. Trotz aller Härte und Entbehrungen war er glücklich gewesen, wenn er durch Wind und Wellen den Fischgründen entgegenstrebte.
    »Du musst mir helfen, Pau«, sagte Munárriz ohne Einleitung.
    »Nichts lieber als das.«
    Er nahm seinen Notizblock aus der Tasche und las die Namen der drei Schiffe und deren Zielhäfen vor, die ihm der Angestellte der Hafenbehörde genannt hatte.
    »Ich möchte wissen, von Bord welchen Schiffes man etwas ins Meer geworfen hat, das in Bogatell angespült worden ist.«
    »Das ist nicht so einfach«, sagte Escofet mehr zu sich selbst als zu ihm. »Seit meiner Zeit haben sich manche Strömungen an dieser verfluchten Küste durch die Arbeiten bei der Hafenerweiterung, das Ausbaggern des Sporthafens für die Olympischen Spiele, die Umleitung des Flusses Llobregat, die Verlängerung der Molen und die weiter nach draußen verlegten Wellenbrecher stark verändert.«
    »Versuch es wenigstens«, bat er ihn.
    Der alte Fischer erhob sich mühsam und forderte Munárriz auf, ihm nach oben zu folgen. Dort sah es wie in einer Rumpelkammer voll Schiffszubehör aus. Beherrscht wurde der Raum von der »Back« der Neptun , dem Tisch, an dem die Besatzung ihre Mahlzeiten eingenommen hatte. Um darauf Platz zu schaffen, schob Escofet alles beiseite, was er zum Bau seiner Schiffsmodelle benutzte, und breitete stockfleckige Seekarten voller Gebrauchsspuren und Anmerkungen aus, die einen Platz in einem Schifffahrtsmuseum verdient gehabt hätten. Munárriz sah sich um und entdeckte einen Magnetkompass, einen Kreiselkompass, einen Sextanten, Logbücher, Zirkel, einen Rechenschieber …
    »Sag mir doch noch mal die Namen der Schiffe und die Bestimmungshäfen«, forderte er Munárriz mit einem Blick auf die Karte auf.
    Er las sie vor, und Pau Escofet notierte sie sich. Dann blätterte er in einem Buch mit Schifffahrtsrouten und zog drei Linien auf der Karte für den vermutlichen Kurs, den jedes der Schiffe einschlagen musste, um sein Ziel zu erreichen.
    »Was, schon fertig?«, fragte Munárriz verblüfft.
    »Nein, hexen kann ich nicht«, sagte der Fischer mit spöttischem Lächeln. »Wenn du auch nur eine ungefähre Vorstellung davon haben willst, von welchem Schiff das, worum es dir geht, ins Wasser geworfen worden ist, muss ich die Mondphasen feststellen, um die Gezeiten einkalkulieren zu können. Als nächstes muss ich die Richtung der Strömungen in dieser Jahreszeit ermitteln, in Schiffslisten nachsehen, wie viel Fahrt die Pötte machen, wie viel Tonnage sie haben, und dann brauch ich noch einen ganzen Haufen weitere Angaben. Aber ganz gleich, welches Schiff es war, kann ich dir jetzt schon sagen, dass sie das gemacht haben, bevor sie das Kontinentalschelf hinter sich hatten, also etwa fünfzehn bis zwanzig Seemeilen von der Küste entfernt.«
    »Ist das sicher?«
    »Von weiter draußen wäre es nie in Bogatell angetrieben worden.«
    Munárriz musste ihm Recht geben. Er wollte nicht sagen, dass es sich um eine Leiche handelte, aber Pau Escofet hatte ohnedies verstanden, worum es ging. Als Nächstes zog er einen Himmelsalmanach zu Rate, notierte sich die Mondphasen und die Position bestimmter Sterne an den vier Tagen, holte verstaubte Bücher aus dem Regal, Listen von Handelsschiffen, Navigationshandbücher … Von Zeit zu Zeit legte er den Magnetkompass auf eine der Seekarten, maß etwas ab und schlug mit dem Zirkel Kreise, deren Mittelpunkte er durch eine Gerade verband. Er schüttelte den Kopf, brummelte Unverständliches vor sich hin, stieß Seemannsflüche aus und wiederholte das Ganze immer wieder von vorn. Dann ließ er eine der Schiffslisten auf dem Tisch liegen und sagte mit einem Seufzer der Erleichterung: »So, das wäre geschafft. Ab jetzt wird es einfacher.«
    »Kennst du die Schiffstypen?«
    »Die Pocavina «, erläuterte Escofet, »wurde 1964 in Rotterdam gebaut und vom Stapel gelassen, ein Trockengutfrachter mit geschlossenem Deck. Der Fachausdruck dafür lautet shelter deck . Sie verfügt über fünf vordere Laderäume und einen achtern, hat zwölftausend Tonnen und

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