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Sagrada: Mystery-Thriller (German Edition)

Sagrada: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Sagrada: Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Enric Balasch
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die beiden die Tür nicht aus den Augen. Die Menschenmassen, die draußen in Richtung Calle Pelai oder Rambla vorüberzogen, hielten einen gewissen Abstand zwischen sich und den in Gold- und Silberfolie oder schwarze Tücher gehüllten Menschen, die als lebende Statuen auf einem Sockel standen, was Schaulustige wie Taschendiebe gleichermaßen anlockte. Munárriz sah auf seine Armbanduhr. Es war fünf Minuten über die angegebene Zeit. Der Ausdruck von Enttäuschung trat auf Mabels Züge. Sie hätte es sich denken müssen. Da schienen sie doch einem Spaßvogel auf den Leim gegangen zu sein …
    »Lass uns noch fünf Minuten zugeben«, schlug Munárriz vor.
    Sie nickte unentschlossen, trank ihren Kaffee aus, verlangte die Rechnung und bezahlte. Munárriz nahm ihren Arm, um das Lokal zu verlassen, doch sie hielt ihn zurück. Jemand hatte ihren Namen gerufen. Sie drehte sich um und sah einen Kellner in makellos weißer Weste, der sich durch die Tische zwängte. Er hielt eine Tafel hoch, auf der mit Kreide Mabel Santamaría geschrieben stand.
    »Hier!«, rief sie, hob die Hand und ging auf den Mann zu.
    »Sie werden am Telefon verlangt«, sagte dieser und wies zum hinteren Ende des Lokals.
    Sie wechselte einen unsicheren Blick mit Munárriz und zuckte die Achseln. Außer ihnen beiden wusste niemand etwas von der Verabredung, nicht einmal ihre Kollegen in der Redaktion. Der Hörer lag auf einem Stapel alter Zeitungen. Sie nahm ihn auf und hielt ihn ans Ohr.
    »Hier Mabel Santamaría.«
    »Verlassen Sie die Bar zusammen mit Ihrem Begleiter«, sagte eine Stimme mit ausländischem Akzent im Befehlston. »Gehen Sie auf dem rechten Bürgersteig in Richtung Calle Bergara. Dort erwartet Sie ein Chrysler 300 mit dem Kennzeichen 6354 EWE, der Sie zu mir bringen wird.«
    Mabel wiederholte die Anweisungen, und Munárriz notierte die Nummer in seinem Büchlein. Sie wollte dem Mann noch mehr entlocken, aber er hatte schon aufgelegt.
    »Was machen wir jetzt?«, fragte sie Munárriz.
    »Mitspielen. Kein Mensch treibt für einen Schabernack einen so großen Aufwand.«
    »Solche unbesonnenen Unternehmungen gefallen mir überhaupt nicht«, protestierte sie beunruhigt.
    »Glaubst du etwa, mir?«
    Sie verließen die Bar. Tatsächlich kam ihnen an der genannten Stelle ein graumetallic lackierter Chrysler 300 mit dem angegebenen Kennzeichen im Schritttempo entgegen. Der Fahrer ließ die Lichthupe aufblinken und hielt neben ihnen an. Munárriz knöpfte sein Jackett auf, um notfalls schnell zur Waffe greifen zu können.
    »Steigen Sie ein«, forderte sie der Fahrer auf. Sie nahmen auf dem Rücksitz Platz, und der Wagen fuhr an.
    »Wohin fahren wir?«, erkundigte sich Mabel.
    Statt einer Antwort hörte man ein Summen, und eine getönte Glasscheibe fuhr zwischen ihnen und dem Fahrer hoch. Munárriz versuchte unauffällig die Tür zu öffnen und stellte fest, dass sie verriegelt war. Nur gut, dass er seine Dienstwaffe dabeihatte! Es ging jetzt den Paseo de Gràcia entlang. Als der Wagen an einer Ampel anhielt, klingelte ein unterhalb der Sitzbank angebrachtes Telefon. Mabel nahm ab.
    »Ja?«, sagte sie betont energisch.
    »In wenigen Minuten werden wir das Vergnügen haben, einander kennenzulernen.«
    Sie erkannte die Stimme sofort: Es war die des Mannes, der sie in der Bar angerufen hatte. »Genießen Sie bis dahin die Fahrt. Sie dürfen beruhigt sein, Ihnen wird nichts geschehen. Andernfalls hätte ich bestimmt nicht zugelassen, dass Ihr Begleiter, Inspektor Sebastián Munárriz von der Kriminalpolizei, eine Waffe bei sich trägt. Also dann, bis bald.«
    Wieder legte er auf, bevor sie Gelegenheit hatte, eine Frage zu stellen. Sie fuhren jetzt Richtung Oberstadt und gelangten nach einer Weile über den Paseo de Santa Eulàlia ins sogenannte Desierto de Sarrià, ein vornehmes Viertel, dessen Existenz den meisten Bewohnern von Barcelona nicht mehr bewusst war.
    Im Zickzack ging es durch ein Gewirr von schmalen Straßen, die auf beiden Seiten von hochherrschaftlichen Villen gesäumt waren. In einer Sackgasse blieb der Wagen zwischen von wildem Wein dicht bewachsenen Mauern vor einem Gittertor stehen. Nach kurzem Warten öffnete ein Mann in einem Anzug mit Weste, sodass der Wagen einfahren konnte. Er hielt vor der Veranda eines zweistöckigen Hauses an, das in einem leicht vernachlässigten Park stand. Auf einer mit einer dicken Schicht welker Blätter bedeckten Rasenfläche erhob sich ein Barockbrunnen mit zwei übereinanderliegenden moosbewachsenen

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