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Sagrada: Mystery-Thriller (German Edition)

Sagrada: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Sagrada: Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Enric Balasch
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Schulabschluss ein Jura-Studium aufgenommen, denn Medizin hatte ihn stets mit Widerwillen erfüllt.
    Obwohl er sich nie so recht hatte vorstellen können, im Talar vor einem Gericht zu plädieren, hätte er nach den beiden ersten Semestern wohl auch weiterstudiert, wäre nicht einer seiner Mitbewohner, Héctor Berazadi, in die Akademie der Staatspolizei eingetreten. Anfangs hatte Munárriz angenommen, er habe damit lediglich seine streng baskisch-nationalistisch eingestellten Eltern provozieren wollen, doch er irrte sich. Héctor war der geborene Polizeibeamte, und voll Neid sah Munárriz, wie gut dieser nach der Ausbildung verdiente. Dieses Einkommen gestattete ihm ein vollständig unabhängiges Leben. Er konnte nicht nur eine Wohnung für sich alleine mieten, sondern auch Restaurantbesuche und Anschaffungen finanzieren, ohne sich groß einschränken zu müssen. Wenn sie sich trafen, berichtete er über seine Arbeit, die weithin freie Zeiteinteilung, die ihm in seiner Abteilung möglich war, und Munárriz ließ sich davon mitreißen. Er gab das Jura-Studium auf und bewarb sich ebenfalls bei der Polizei.
    Sein Vater tobte. Wegen der vielen Jahre der Franco-Diktatur genoss die Staatspolizei im Baskenland nicht das geringste Ansehen. Nachdem sein Sohn die Polizeiakademie bezogen hatte, sprach er monatelang kein Wort mit ihm, kam aber später zu dem Ergebnis, dass er seine eigenen Fehler machen und vor allem seine Zukunft nach seinen eigenen Vorstellungen gestalten müsse. Nach der Ausbildung wurde Munárriz in die Kriminalpolizei übernommen und durchstreifte in Zivil die Straßen Bilbaos auf der Suche nach großen und kleinen Rechtsbrechern. Nachmittags traf er sich oft mit Héctor auf ein kleines Bier und ein Häppchen in irgendeinem kleinen Lokal der Altstadt. Dann sprachen sie über ihre Arbeit und darüber, wie diese durch die Anschläge der baskischen Terrororganisation ETA erschwert wurde. Von einem Tag auf den anderen verschwand Héctor aus seinem Gesichtskreis. Er versuchte ihn telefonisch zu erreichen und hinterließ zahlreiche Mitteilungen auf seinem Anrufbeantworter, bis es hieß »kein Anschluss unter dieser Nummer«. Offenbar war er umgezogen, ohne seine neue Adresse zu hinterlassen – er war wie vom Erdboden verschwunden.
    Viele Jahre später sah er ihn zufällig in einem Lokal. Er war elegant gekleidet und gebärdete sich völlig anders als früher, so dass Munárriz ihn beinahe nicht erkannt hätte. Anfangs war er sogar unsicher gewesen, ob der Mann, der da an der Theke lehnte, überhaupt Héctor Berazadi war, doch als er ihn ein Glas Wermut Perucchi bestellen hörte, war er seiner Sache sicher. Er trat zu ihm und grüßte ihn, als hätte er ihn erst am Vortag gesehen. Héctor tat so, als kenne er ihn nicht, doch als Munárriz nicht locker ließ und ihn an die alten Zeiten erinnerte, fasste ihn Héctor am Arm und zog ihn mit sich. Auf der Toilette des Lokals vertraute er ihm an, dass man ihn in die ETA eingeschleust hätte und der frühere Héctor tot sei. Munárriz war wie versteinert gewesen und schweigend gegangen, ohne zu wissen, wie er auf diese Enthüllung reagieren sollte.
    Bald nach dieser Zufallsbegegnung wurde die unter der Kurzbezeichnung GAL bekannte Gruppe enttarnt, die das Baskenland durch Gegenterror vom Terrorismus befreien wollte. Munárriz’ Befürchtung, Héctor könne seine Hände dabei im Spiel haben, bestätigte sich nicht. Allem Anschein nach ging er seinen eigenen Weg, arbeitete erst als Einzelkämpfer und gründete dann selbst eine Antiterror-Einheit. Zu keinem Zeitpunkt tauchte sein Name in der Öffentlichkeit auf, wenn es um Aktionen der GAL ging, doch immer wieder verübte er in Südfrankreich Attentate auf eigene Faust und Gefahr. Die Medien meldeten, dass in einem Restaurant von Hendaye eine Bombe hochgegangen sei, wie auch in einem Lokal baskischer Nationalisten in Saint Jean de Luz. Bei einem durch Genickschuss Getöteten habe man ein Bekennerschreiben der ETA gefunden … All das musste ihn förmlich zum Wahnsinn getrieben haben, jedenfalls verwandelte er sich in einen einsamen Wolf, den nichts und niemand zu bändigen vermochte.
    Eines Tages stöberten ihn seine früheren Kollegen vom polizeilichen Nachrichtendienst mitten in Bilbao in einer Wohnung im Viertel San Francisco auf, wo er in völliger Bedürfnislosigkeit das Leben eines Außenseiters führte. Als sie an der Tür klingelten, fiel ein Schuss. Er hatte sich eine Kugel in den Kopf gejagt, um der Verhaftung

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