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Sagrada: Mystery-Thriller (German Edition)

Sagrada: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Sagrada: Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Enric Balasch
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zwischen Morgenund Abendland. Nachdem im Jahre 1291 die nach ihrem Schutzpatron Johannes benannte Burg der Templer in Akkon gefallen war, beschäftigten sie sich nur noch mit Bankgeschäften und steigerten ihre Macht ins Unermessliche.«
    »Ich hab mal irgendwo gelesen«, gab Munárriz zum Besten, während er ein weiteres Stück Rebhuhn aufspießte – »dass die Templer den Reisescheck erfunden haben sollen. Dadurch war es ihnen möglich, einfach mit einem Stück Papier in der Tasche frei in aller Herren Länder umherzureisen, ohne Bargeld mit sich führen zu müssen.«
    »So ist es«, pflichtete ihm der Priester bei. »Dabei handelte es sich um eine Art Kreditbrief. Aber gerade die wirtschaftliche Macht des Ordens erwies sich als die Ursache für seinen Untergang. Angesichts der mehr als fünfzehntausend Mitglieder, über die er zu Beginn des 14. Jahrhunderts verfügte, und seines unermesslichen Reichtums sah mancher Staat den eigenen Fortbestand gefährdet. Vor allem Frankreich, weshalb dessen König, der ehrgeizige Philipp der Schöne, beschloss den Orden aufzulösen. Philipp sorgte nach dem Tod des Papstes Bonifaz VIII. dafür, dass Klemens V. auf den Stuhl Petri gewählt wurde, weil dieser Papst den Wünschen der französischen Krone gegenüber gefügig war. Er nahm sogar seine Residenz in Frankreich, und zwar in Avignon.«
    »Ach ja, die Stadt der Gegenpäpste, die bis zur französischen Revolution der Verwaltung durch päpstliche Beauftragte unterstand.«
    »Sie scheinen ja die geschichtlichen Zusammenhänge recht gut zu kennen«, bemerkte der Priester befriedigt. »Das Ende der Templer begann sich im Jahr 1307 abzuzeichnen«, klagte er mit vollem Mund. »Klemens V. wurde 1305 auf König Philipps Betreiben gewählt und residierte ab 1309 in Avignon. Im Jahre 1307 ließ der König den Großmeister Jacques de Molay zusammen mit anderen Ordensrittern unter dem Vorwurf der Ketzerei festsetzen. Sie gestanden, nachdem man sie mit glühenden Eisen gefoltert hatte, woraufhin man sämtliche Templer in allen Ländern der Christenheit mit der gleichen Anklage festnahm und alle Besitztümer des Ordens einzog.«
    »Eine Hexenjagd.«
    »Ja, so könnte man sagen«, pflichtete ihm der Priester nachdenklich bei. »Man häufte Unwahrheit auf Unwahrheit, um sich der Templer zu entledigen. Obwohl das von Papst Klemens im Jahre 1311 einberufene Konzil von Vienne alle gegen den Orden erhobenen Anklagepunkte ausnahmslos als unbegründet zurückwies, setzte er sich über die Konzilsmeinung hinweg und hob den Templerorden mit der Bulle Vox in excelso auf. So kam es, dass der letzte Großmeister, Jacques de Molay, im Jahre 1314 auf dem Scheiterhaufen endete und die Krone Frankreichs und die Johanniter sich die unermesslichen Reichtümer des Ordens teilten. Das war das Ende der bedeutendsten geistlichen Rittergemeinschaft, die je bestanden hat.«
    »Eins verstehe ich nicht – wieso hat man diese Leute der Ketzerei beschuldigt?«
    »Das denke ich mir. Wenn es Sie trösten kann: Auch ich verstehe noch so manches nicht, obwohl ich mich schon seit vielen Jahren mit der Geschichte des Templerordens beschäftige. Sie ist ebenso fesselnd wie rätselhaft und hinterlässt bis auf den heutigen Tag zahlreiche ungelöste Fragen. Den Vorwurf der Ketzerei hat der französische König auf die homosexuellen Praktiken der Ordensmitglieder gestützt …«
    »Bei denen gab es homosexuelle Praktiken?«
    »Ja«, räumte der Priester ein und errötete unwillkürlich. »Nur sollten Sie darin beileibe kein widernatürliches Verhalten sehen, denn es ging dabei um einen Ritus, mit dem die Männer in die Geheimnisse des Kosmos und der Alchemie eingeweiht wurden. Dem König war klar, dass er den Orden ohne die Unterstützung der Bevölkerung nie und nimmer würde auflösen können, und so stützte er einen seiner Hauptvorwürfe gegen ihn auf den Brauch, dass seine Mitglieder einander küssten. Das wurde als widernatürliches Verhalten hingestellt, womit man erreichte, dass sich die Menschen von ihnen abwandten.«
    »Und warum küssten sie einander?«
    Der Priester stieß einen Seufzer aus und schob, bevor er fortfuhr, den Teller von sich, auf dem die sauber abgenagten Rebhuhnknochen lagen wie Überreste einer Schlacht.
    »Die strenge Ordensregel verlangte völlige Keuschheit von den Templern und wies ausdrücklich auf die Gefahr hin, die der Umgang mit Frauen bedeuten konnte. Daher durften die Templer ausschließlich Mütter und Schwestern küssen … Die im

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