Sagrada: Mystery-Thriller (German Edition)
lateinischen Namen Alanus ab Insulis bekannt ist, ein französischer Scholastiker, Alchemist und Historiker des 12. Jahrhunderts. Das zweite Werk mit dem Titel Clavis maioris sapientiae stammt von einem arabischen oder jüdischen Alchemisten namens Artefius, der um dieselbe Zeit lebte. Es gehörte zu den von Guillaume Marette im 17. Jahrhundert in Paris herausgegebenen Trois traités de la philosophie naturelle des Paters Arnauld de la Chevalerie … Wer diese Werke hier in der Bibliothek zur Einsicht bestellt, weiß genau, was er tut.«
»Sprechen Sie weiter«, forderte ihn Munárriz auf.
»Verfasser des dritten Werks mit dem Titel Trésor de la philosophie des anciens où l’on conduit le lecteur par degrés à la connaissance de tous les métaux et minéraux, et la manière de les travailler et de s’en servir pour arriver enfin à la perfection du Grand Oeuvre ist Barent Coenders van Helpen, ein niederländischer Alchemist des 17. Jahrhunderts. Es enthält zahlreiche Fehler, die nach Ansicht späterer Alchemisten absichtlich eingestreut wurden, um grundlegende Geheimnisse der Element-Umwandlung zu bewahren.«
»Welchen Sinn hat es, eine Information zu veröffentlichen, die man zu verbergen wünscht?«
»Señor Munárriz«, sagte der Bibliothekar geduldig, »durch die hermetische Verschlüsselung der Schritte, die zur Quintessenz führen, soll verhindert werden, dass solche Kenntnisse Uneingeweihten bekannt werden. Ein mit dem hermetischen Verfahren vertrauter Eingeweihter versteht es, zwischen den Zeilen zu lesen.«
»Das klingt in der Tat sinnvoll«, gab Munárriz zu.
»Die Frau, die diese Werke herangezogen hat, muss weit fortgeschrittene Kenntnisse auf dem Gebiet der Alchemie besessen haben, weil sie sonst von deren Inhalt nicht das Geringste verstanden hätte.«
»Und die drei anderen Bücher?«
»Liegen auf derselben Linie. Das vierte Werk, also das erste, das am Freitag ausgegeben wurde, trägt den Titel Praxis artis alchymiae und ist Teil des dritten Bandes des Theatrum chemicum . Sein Autor ist ein spanischer Alchemist des 17. Jahrhunderts mit Namen Caravantes Hispanus, der unter Kaiser Karl V. und König Philipp II. gelebt hat. Verfasser des nächsten, nämlich Le grand miracle de la nature métallique, en imitant laquelle, sans sophistiqueries, tous les métaux imparfaits se rendront en or, et les maladies incurables guériront , ist Gabriel de Castaigne, ein Franziskaner und Alchemist des 17. Jahrhunderts, der in Avignon wirkte. Das Werk gehorcht den Postulaten des Paracelsus und des Basilius Valentinus, die zur Entstehung der iatrochemischen Schule des Franciscus Deleboe Sylvius beitrugen.«
Munárriz folgte den Worten des Bibliothekars gebahnt, als dieser fortfuhr: »Sylvius hat als Erster vermutet, dass die Stoffwechselvorgänge im menschlichen Körper auf Gärung, Säuerung und Alkalisierung beruhen, und zwar unter Einwirkung eines hypothetischen ›Ferments‹. Fortan galt Gesundheit als ausgewogenes, Krankheit hingegen als gestörtes Verhältnis zwischen den Körpersäften. Paracelsus, der die Werke Avicennas öffentlich verbrannt hat, wozu er mittels alchemistischer Verfahren umgewandelte mineralische Substanzen verwendete, heilte den Buchdrucker und Verleger Johann Frobenius wie auch einen Marschall von Böhmen, nachdem andere Ärzte die beiden als dem Tode geweiht aufgegeben hatten. Schon immer«, schloss er, um seinen Zuhörer nicht mit Fakten zu erschlagen, »hatte die Alchemie die Existenz eines Elixiers ewiger Jugend postuliert, das imstande sei, jede beliebige Krankheit zu kurieren – eine Art Allheilmittel.«
»Klingt verlockend.«
»Sofern Sie sich weiter in diese Materie vertiefen, werden Sie Dinge entdecken, von denen Sie sich nichts haben träumen lassen.«
»Und das letzte dieser Bücher?« Bei diesen Worten wies Munárriz auf die Bestellzettel.
»Das Werk Clavis philosophiae et alchymiae fluddanae stammt aus der Feder des auch Robertus de Fluctibus genannten und im 17. Jahrhundert tätigen englischen Arztes und Alchemisten Robert Fludd. Im Unterschied zu den Peripatetikern und der ganz allgemein als heidnisch angesehenen antiken Philosophie führte er in England das theosophische und gleichsam naturwissenschaftliche Denken der beiden bedeutenden Alchemisten Paracelsus und Heinrich Cornelius Agrippa von Nettesheim ein. Die von Fludd entwickelten Vorstellungen von Zeit und Schöpfung des Universums werden nach wie vor an den Universitäten
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