Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sagrada: Mystery-Thriller (German Edition)

Sagrada: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Sagrada: Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Enric Balasch
Vom Netzwerk:
…«
    »Warum?«
    »Verstehen Sie etwas von Mathematik? Von Differenzialrechnung, Algebra, Trigonometrie? Von Algorithmen und Volumenberechnungen …?«
    »Ich beherrsche die vier Grundrechenarten«, gab Munárriz zurück. Er begriff nicht, was den raschen Stimmungswechsel des Mannes hervorgerufen hatte. »Was bezwecken Sie mit Ihrer Frage?«
    »Wer diese Fotos und Zeichnungen angefertigt hat, war auf der Suche nach mathematischen und geometrischen Parallelen zwischen den Gegenständen auf diesen Bildern. Er wollte …«
    »Was?«
    »Ich denke, es ist das Beste, wenn Sie die Sache auf sich beruhen lassen«, regte Grau an.
    »Das geht nicht«, sagte Munárriz verärgert. »Die Frau, die diese Fotos und Zeichnungen angefertigt und die mathematischen Berechnungen im Zusammenhang damit angestellt hat, ist tot.«
    »Tot? …« Grau fuhr aus seinem Sessel hoch.
    »Man hat sie umgebracht, und ich bin entschlossen festzustellen, wer die Tat begangen hat und was der Grund dafür war.«
    Das Gesicht des Architekten lief bläulich an, als wäre alles Blut daraus gewichen. Während er unverwandt auf die Fotos und Zeichnungen blickte, meldete sich in seinem Inneren eine Stimme. Es war die Stimme seines Gewissens. Er holte tief Luft, stand auf und hielt lange den Blick auf das Bild der Stadt gerichtet, die im Dunst vor ihm lag. Mit gesenktem Kopf, als betrachtete er ein Staubkörnchen auf der Spitze eines seiner makellos sauberen Pantoffeln, wandte er sich um, stieß ein entschlossenes Schnauben aus und schloss die Schiebetüren, die den Erker vom Salon trennten.
    »Sie sind Polizeibeamter?«, fragte er.
    »Ja. Aber in diesem Fall ermittle ich inoffiziell. Nur wenn ich weiß, was hinter diesen Fotos und Zeichnungen steckt, kann ich das Motiv der Tat erkennen. Ich bitte Sie um eine aufrichtige Antwort.«
    »Schön, Señor Munárriz. Ich werde Ihnen sagen, was ich weiß. Hören Sie gut zu und versprechen Sie mir bitte, dass Sie alles ernst nehmen werden, was ich Ihnen sage, wie sonderbar auch immer es Ihnen erscheinen mag. Was für Schlüsse Sie dann daraus ziehen, ist ausschließlich Ihre Sache.«
    »Ich verspreche es.«
    »Der unübersehbare Zweck dieser Berechnungen«, begann Grau, nachdem er erneut in seinem Sessel Platz genommen hatte, »ist die Ermittlung einer ›goldenen Zahl‹, die man auch den Goldenen Schnitt nennt. Das ist ein gemeinsames Merkmal all dieser Bilder, und …«
    »Einen Augenblick bitte … Es wäre mir lieb, wenn Sie bei Ihren Erklärungen bedenken würden, dass ich von der ganzen Sache nicht das Geringste verstehe.«
    »Ach ja, Entschuldigung. Nach Überzeugung der Hermetiker«, erläuterte Grau, »gibt es für jeden, der das Universum erfassen will, zwei bedeutsame Zahlen, nämlich pi und phi . Erstere, mit dem Wert 3,141592653 … bis hin zu den hunderttausend Nachkommastellen, die ein IBM-Rechner im Jahre 1958 ermittelt hat, dient zur Berechnung von Umfang und Fläche eines Kreises. Die Zahl phi lautet 1,6180339887 und wird die ›goldene Zahl‹ genannt. Die mit ihrer Hilfe ermittelten Proportionen, die als Goldener Schnitt bekannt sind, finden wir in nahezu allen Bauwerken der Antike, auf alten Gemälden, aber auch in Musikpartituren, heiligen Riten und weltlichen Bräuchen, in jeder logarithmisch aufgebauten Spirale sowie bei geometrischen Mustern, die in der Natur vorkommen. Die fünftausend Jahre alten Fünfecke und fünfzackigen Sterne auf sumerischen Tafeln«, fuhr er fort, »zeigen uns, dass sie den Menschen schon von alters her bekannt war. Damit Sie sich ein Bild machen können, sei gesagt, dass Plato in dieser Zahl die vollkommenste aller mathematischen Beziehungen und den Schlüssel zur Erkenntnis der Gestalt des Weltalls sah. Der Mathematiker Mark Barr hat sie im Jahre 1900 zu Ehren des Bildhauers Phidias, der die Arbeiten beim Bau des Parthenons in Athen leitete, mit dem griechischen Buchstaben phi bezeichnet.«
    »Dann sind diese beiden die Zahlen der Schöpfung?«
    »So ist es«, bestätigte Grau, den Blick auf seine Tasse gerichtet. »Die berühmte Zeichnung, auf der Leonardo da Vinci die Proportionen des menschlichen Körpers darstellt, stützt sich auf sie. Das ist in keiner Weise verwunderlich. Immerhin war er mit den Gedanken der neuplatonischen Schule vertraut, und zwar in erster Linie durch die von Marsilio Ficino, Zentralfigur der Platonischen Akademie in Florenz, angefertigte Übersetzung von Platons Schriften ins Lateinische.«
    »Meinen Sie die Zeichnung, bei der man einen

Weitere Kostenlose Bücher