Sag's Nicht Weiter, Liebling
an. »Wie du bestimmt … wie wir bestimmt alle … ich meine …«
Er bricht wieder ab und wischt sich mit einer Serviette den Schweiß vom Gesicht.
»Es ist nämlich nun mal so, dass …, dass …«
»Mann, jetzt sag deiner Tochter doch einfach mal, dass du sie liebst, Brian, ein einziges Mal in deinem Leben!«, schimpft Mum.
»Ich … ich … liebe dich, Emma!«, sagt Dad mit belegter Stimme. »Herrje.« Er reibt sich energisch die Augen.
»Ich liebe dich auch, Dad«, sage ich mit einem Kloß im Hals. »Und dich auch, Mum.«
»Na, siehst du«, sagt Mum und tupft sich die Augenwinkel. »Ich wusste, dass es richtig war zu kommen.« Sie greift nach meiner Hand und hält sie fest, und ich ergreife Dads Hand, und einen Moment lang bilden wir eine merkwürdige Kuschelgruppe.
»Wisst ihr … wir sind durch gesegnete Bande im ewigen Kreislauf des Lebens miteinander verknüpft«, sage ich in einer Gefühlsaufwallung.
»Was?« Meine Eltern starren mich verdutzt an. »Äh, egal. Schon gut.« Ich löse meine Hand, trinke einen Schluck Cappuccino und sehe auf.
Und mir bleibt fast das Herz stehen.
Vor der Tür zum Café steht Jack.
22
Ich starre ihn durch die Glastür an, und mir hämmert das Herz in der Brust. Er streckt die Hand aus, die Tür klingelt, und plötzlich ist er im Café.
Als er auf unseren Tisch zukommt, toben in mir die Gefühle. Dies ist der Mann, von dem ich dachte, dass ich ihn liebe. Dies ist der Mann, der mich benutzt hat. Jetzt, da der erste
Schreck abklingt, drohen der alte Schmerz und die Demütigung wieder die Oberhand zu gewinnen und mich in Pudding zu verwandeln.
Aber das lasse ich nicht zu. Ich bleibe stark und stolz.
»Ignoriert ihn einfach«, sage ich zu Mum und Dad.
»Wen?«, fragt Dad und dreht sich um. »Oh!«
»Emma, ich möchte mit dir reden«, sagt Jack ernst.
»Aber ich nicht mit dir.«
»Tut mir Leid, wenn ich störe«, sagt Jack zu Mum und Dad. »Wenn Sie uns für einen Moment entschuldigen würden …«
»Ich gehe nirgendwohin!«, sage ich wütend. »Ich trinke mit meinen Eltern gemütlich eine Tasse Kaffee.«
»Bitte.« Er setzt sich an den Nebentisch. »Ich möchte es dir erklären. Ich möchte mich entschuldigen.«
»Ich wüsste nicht, was du mir erklären könntest.« Ich sehe grimmig Mum und Dad an. »Tut einfach so, als wäre er nicht da. Macht einfach weiter.«
Es herrscht Schweigen. Mum und Dad gucken sich verstohlen an, und ich sehe, dass Mum versucht, Dad Zeichen zu geben. Als sie merkt, dass ich sie beobachte, hört sie sofort damit auf und trinkt einen Schluck Kaffee.
»Lasst uns einfach … ein bisschen reden!«, sage ich verzweifelt. »Und, Mum?«
»Ja?«, sagt sie hoffnungsvoll.
Mein Kopf ist leer. Mir fällt überhaupt nichts ein. Ich kann ausschließlich daran denken, dass Jack keine anderthalb Meter von mir entfernt sitzt.
»Wie läuft’s beim Golf?«, bringe ich schließlich heraus.
»Ach … äh … gut, danke.« Mum schielt Richtung Jack.
»Gar nicht hingucken!«, murmle ich. »Und … und Dad?«, fahre ich lauter fort. »Wie läuft’s bei dir?«
»Es läuft … ebenfalls gut«, sagt Dad gestelzt.
»Wo spielen Sie denn?«, fragt Jack höflich.
»Du redest hier nicht mit!«, keife ich und fahre herum.
Schweigen.
»Ach du liebes bisschen!«, sagt Mum plötzlich theatralisch. »So spät schon? Wir werden doch in der … der … Skulpturenausstellung erwartet!«
Wie bitte?
»War schön, dich zu sehen, Emma …«
»Ihr könnt doch jetzt nicht gehen!«, sage ich panisch. Aber Dad hat schon sein Portemonnaie gezückt und legt einen 20-Pfund-Schein auf den Tisch, während Mum aufsteht und sich die weiße Jacke anzieht.
»Hör ihm doch wenigstens zu«, flüstert sie, als sie sich herunterbeugt und mir einen Kuss gibt.
»Tschüss, Emma«, sagt Dad und drückt mir unbeholfen die Hand. Und innerhalb von dreißig Sekunden sind sie weg.
»So«, sagt Jack, als die Tür hinter ihnen zugeht.
Energisch drehe ich den Stuhl so herum, dass ich ihn nicht sehen kann.
»Emma, bitte.«
Ich drehe den Stuhl noch weiter herum, sodass ich jetzt an die Wand starre. Das hat er nun davon. Nur komme ich jetzt leider nicht mehr an meinen Cappuccino heran.
»Hier.« Jack hat seinen Stuhl direkt neben meinen gesetzt und hält mir die Tasse hin.
»Lass mich in Ruhe«, sage ich wütend und springe auf. »Wir haben nichts zu besprechen. Rein gar nichts.«
Ich grabsche nach meiner Tasche und stolziere aus dem Café auf die geschäftige Straße. Einen Moment
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