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Saigon - Berlin Thriller

Titel: Saigon - Berlin Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hef Buthe
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greift das doch an und holt die Leute da raus!«, prustete ich los. »Ihr macht doch den Urwald jetzt schon platt. Wo klemmt es denn damit?« Mein weißer Finger schubste den schwarzen Finger von Brian vom Foto.
    »Weil das Kambodscha ist, das sich nicht im Krieg befindet. Das wäre ein Politikum ohnegleichen. Es geht einfach nicht. Zumindest so nicht.« Brian holte einen seiner Flachmänner aus der Uniform. Der Oberst lächelte und rauchte.
    »Hast du für meinen jungen Kollegen aus Deutschland nicht einen Einsatz? Er ist hier um zu arbeiten, Ergebnisse bei seinen Chefs abzuliefern.«
    Der Oberst rauchte und fixierte mich durch den Tabakqualm. Wedelte ihn beiseite.
    »So. Aus Deutschland ist er. Die haben doch auch einen zweigeteilten Staat. Rechts die Kommunisten, links die Kapitalisten.« Ngnuen sprach nur mit Brian. Ich schien für den kleinen Oberst kein Gesprächspartner zu sein. Ich existierte. Aber nicht für ihn. Er nahm mich nur der Höflichkeit wegen wahr.
    »Das ist nicht so einfach mit einem Einsatz, bevor dein deutscher Freund nicht durch die Sicherheitsprüfung unseres und eures Geheimdienstes gelaufen ist. Das müsstest du aber wissen.«
    Brian lächelte. Es war ein unmerkliches Lächeln.
    »Kennst du mich?«
    Der Oberst nahm die Papiere, die ihm Brian über den Tisch schob. Studierte sie. Schob zwei davon zurück. Eines behielt er.
    »Ihr nennt uns Schlitzaugen. Aber ihr seid Schlitzohren. Na gut. Dein Kollege soll seinen Einsatz bekommen.«
    Brian steckte die restlichen Papiere wieder ein und schmunzelte. Der Oberst telefonierte.
    Ich verstand nichts.
 
    »Was war das denn?« Brian trabte neben mir her. Oder es war umgekehrt: Ich folgte ihm wie ein kleinerer Hund.
    Wellblechbaracke reihte sich an Wellblechbaracke. Es wurde warm. Es roch nach Benzin und Moder. Soldaten reparierten Fahrzeuge, Waffen, Hubschrauber. Aus einem Zelt drangen Essensdüfte. Aus dem anderen, dem mit dem weit sichtbaren roten Kreuz, eine Schwade, die nach Desinfektionsmitteln roch. Ein Schwein schrie, das einem Koch ins Messer gelaufen war. Auch ein Mensch schrie. Sie amputierten ihm gerade ein Bein.
    »Was das war?«, nahm Brian meine Frage auf. »Das war für den Oberst eine Zusage der kanadischen Regierung, dass er und seine Familie dort sofort und ohne weitere Formalitäten einreisen kann. Wenn er will.«
    »Und die anderen Papiere?«
    Brian lächelte wieder nur. »Du fragst zu viel. Komm. Wir suchen dir jetzt einen schönen Einsatz aus. Einen mit null Chancen, ihn zu überleben. Das macht doch den Reiz für einen richtigen Reporter aus. Oder?«
    Ich schluckte. Reiz ja. Aber ich hatte mir noch nicht bewusst gemacht, dass es Himmelfahrtskommandos wirklich gab. Einsätze, in denen die Rückkehrmöglichkeit tatsächlich nahezu bei null lag. Aber das wussten die, die dorthingeschickt wurden, in den seltensten Fällen. Brian sagte es mir wenigstens. Oder machte er Spaß? Ich konnte es nur hoffen.
    Gezielt steuerte er ein Wellblechhalle an, als kenne er sich hier aus. Die Tür stand offen. Ein Offizier der amerikanischen Armee hielt einen Vortrag. Brian wies mir einen Klappstuhl in der hintersten Reihe zu und strebte wie ein Berg auf den Vortragenden zu. Der unterbrach seine Rede. Plauderte mit Brian. Nickte und deutete in meine Richtung. Da war niemand außer mir.
    »Leute, wir haben einen Gast aus Westdeutschland. Wer nimmt ihn heute mit?« Ein Gemurmel unter den Soldaten hob an, um gleich wieder zu verebben.
    Zwei Hände hoben sich.
    »Er ist aber Journalist«, setzte der Vortragende an. Eine Hand verschwand. Die andere blieb oben.
    Brian nickte. Er sah zufrieden aus. »Du bekommst deinen Auftrag. Aber geh besser hinaus. Dies ist eine Lagebesprechung. Da haben Zivilisten nichts zu suchen. Warte einfach auf deinen Kutscher vor der Tür.«
    Kutscher? Was war das denn für ein Begriff?
    Der Lärm über dem Gelände wurde unerträglich. Mehrere Hubschrauber landeten. Zwei zogen dunkle Rauchfahnen hinter sich her. Einer fiel wie ein Stein vom Himmel. Befehle, Signale und Schreie erhöhten das Stakkato. Soldaten rannten. Ärztliches Personal lief mit zusammengefalteten Tragen.
    Ich suchte mir einen zur Bank umgebauten Baum. Was wollte ich hier? Hier herrschte das Chaos. Meine Erfahrung aus dem Bürgerkrieg in Nicaragua löste sich in nichts auf. So hatte ich das nicht erlebt. Hier herrschte offener, blutiger Krieg. Mein Magen erinnerte mich, dass er gleich zu kotzen gedachte.
    »Du wirst mit der Truppe fliegen, die die gelandete

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