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Sakramentisch (German Edition)

Sakramentisch (German Edition)

Titel: Sakramentisch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannsdieter Loy
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wegen dem vielen schönen Geld, Furcht vor der saublöden Ananas vor
seiner Nase, Hoffnung, dass bei denen etwas schieflief. Dass die Polizei
vorbeikäme. Dass der mit den Handschellen irgendwie helfen könnte. Komisch, den
hatte er schon gesehen. In der Zeitung, im Fernsehen, bestimmt nicht auf der Straße.
    Mit einer Hand, damit es langsamer ging, packte er die vielen
schönen Scheine von A nach B, bis die Kasse leer war. Es dauerte Minuten.
Eine Chance, sich zu weigern, hatte er nicht.
    Joschi kam leise jaulend von seinem Hauptquartier unterm Ladentisch hervor
und drängte sich an Pickels Seite. Er hörte auf zu knurren und leckte ihm die
Stiefel.
    »Aus, Joschi«, zischte Pickel. Er wehrte den Hund ab, der sich an
seine Beine herangeschoben hatte. Im Vorübergehen tätschelte er ihm den Kopf.
    Der Wast hätte über diesen Vorgang ganz bestimmt länger sinniert,
wenn nicht dieselbe Hand, die den Hund liebkoste, weitergefahren wäre und sich
die Dirndl-Gachinger’sche Ladenschere gegriffen hätte.
    Damit kappte Pickel die Telefonleitung.
    »Ihr Handy, bitte«, sagte er.
    Wasti langte in die Gesäßtasche und gab es ihm.
    »Den Schlüssel, bitte.«
    »Welchen Schlüssel?«
    »Seien Sie bitte etwas kooperativer«, sagte das Saxofon. »Den zum
Hinterausgang selbstverständlich.«
    Dann waren sie weg. Mit den Tageseinnahmen. Über zwanzigtausend
Euro, schätzte der Gachinger Wast.
    Er holte das Handy seiner Frau aus der unteren Schublade, schloss
die Tür zum Nebenraum auf – und erschrak. Das, was er da erblickte, war ihm vor
lauter Geld-in-den-Sack-Einräumen total entgangen.
    Die Turmuhr der evangelischen Kirche gleich hinterm Haus schlug
vier Mal.
    Es war sechzehn Uhr. Geschäftsschluss.
    Artur fühlte sich nicht wohl in seiner Haut. Er hatte das Gefühl,
die depperte Weihnachtsmannmaskerade erdrücke ihn und er müsse unter der engen
Gummimaske ersticken. Er hatte doch gleich gesagt, er wollte nicht selbst
mitmachen. Doch er konnte auch schlecht die anderen für sich arbeiten lassen.
Und das Geld brauchte er dringend.
    Er vertrat sich die Beine und zählte leise. Es waren dreizehn. Zehn
Frauen und drei Männer, die eine Schlange vor dem Geschäft bildeten, dessen
Rollläden Hadi wie vereinbart vor Minuten von innen heruntergelassen hatte.
    »So eine Sauerei von die Gachingers!«, murrte eine Frau. »Die ham’s
wohl nicht mehr nötig.«
    »Wegen Reichtum geschlossen«, schimpfte ein Mann, der ganz vorn
stand. Er wäre als Nächster drangekommen. Er drehte sich um und ging.
    Die Frau schloss sich ihm an, nicht ohne dem freundlichen
Weihnachtsmann einen finsteren Blick zuzuwerfen.
    Jetzt bin am End noch ich schuld, dass sie das Geld ihrer Erben
nicht ausgeben können, dachte Artur bitter.
    Zwei Minuten später war niemand mehr da. Alle hatten sich in ihr
Auto gesetzt oder waren zu Fuß weggegangen. Der Platz vorm Dirndl-Gachinger war
leer geräumt wie nach einem Bombenalarm.
    Nun stand der freundliche Nikolaus allein auf dem leeren Parkplatz.
Er war erleichtert. Niemand schien Verdacht geschöpft zu haben. Am liebsten
wäre er nach drinnen gegangen und zu den anderen gestoßen. Hätte beim
Geldzählen mitgeholfen. Aber das wäre gegen die Abmachung gewesen.
    Bisher hatte alles wie am Schnürchen geklappt. Hadis verwegener Plan
war aufgegangen. Der Rest würde ein Kinderspiel sein. Drinnen, so stellte er
sich vor, hatte Hadi die anwesenden Kunden in den vergitterten Nebenraum
gesperrt, wo der Gachinger seine Ausbesserungswerkstatt hatte. Sie waren
einstimmig der Meinung gewesen, dass dies der schwierigere Part war. Werner
dagegen würde sich um den Besitzer kümmern und die dicken, fetten Scheine in
den Geschenksack packen. Er musste feixen. Ausgerechnet ein Geschenksack! Wie
viel Geld es wohl werden würde? Tausend Euro? Zweitausend?
    Quietschende Bremsen, aufwirbelnder Schnee rissen ihn aus seinen
Überlegungen. Ein brauner UPS -Lieferwagen hielt
knapp neben ihm. Salzburger Nummer. Der Fahrer öffnete die Tür und sprang
heraus. Er trug einen dicken Rollkragenpullover und eine knallrote
Baseballkappe. Eine Zigarette steckte im Mundwinkel.
    »Was’n das?«, fragte der Fahrer beleidigt. »Alles schon zu? Hast du
eine Ahnung …?«
    »Nein, hab ich nicht.« Manchmal konnte Artur schlagfertig sein, wenn
er wollte. »Die haben heut früher weg müssen. Ich soll hier so lang aufpassen
und Bescheid geben.«
    Der Fahrer stemmte die Arme in die Hüften und musterte ihn lange.
    »Hey, was bist’n du für einer? Total

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