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Sakramentisch (German Edition)

Sakramentisch (German Edition)

Titel: Sakramentisch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannsdieter Loy
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okay. Kein Alkohol im Blut und kein
Blut im Urin. Aber so geht die Geschichte nun mal nicht weiter.
    Denn der Anruf aus der Klinik hatte einen einzigen Zweck: neuer
Termin! Nachuntersuchung! Man habe sich geirrt. Was das bedeutete, konnte sich
Artur an den Fingern abzählen. Schonungslos, wie Ärzte nun mal sind, wurde ihm
das Nachuntersuchungsergebnis eröffnet.
    Man hatte die Streifen des EKG s
verwechselt. Er habe eine gravierende Herzmuskelschwäche, eine sogenannte
Kardiomyopathie. Im Lauf der Zeit vergrößere sich bei diesem Makel der Muskel,
werde dicker und versteife sich. Das Herz könne das Blut nicht mehr ausreichend
in den Körper pumpen, was gewöhnlich Herzversagen bedeutete.
    »Das kann jederzeit zum Tod führen. Muss nicht, aber kann. Sie
können vorher grauenhafte Schmerzen haben, das muss aber nicht sein. Im
schlimmsten Fall muss eine Herztransplantation durchgeführt werden. Aber da
wird ein Spenderherz gebraucht.«
    Sorgenvolles Wiegen des Arztkopfes.
    Die feinfühlige Schonungslosigkeit der Ärzte. Artur war, als würde
ihm ein Bagger über den Kopf fahren. Er sah nur mehr zwei Möglichkeiten für
sein Leben: Steilwand oder Wirtschaft.
    Artur entschied sich für Letzteres. Er ging hin und bestellte sich
seinen Depressionsdrink, nämlich einen halben Liter Edelvernatsch, unterspült
mit drei Sorten heimischem Birnenschnaps, einem Zwetsch und einem gemeinen
Obstler. Das Ganze ohne Eis und Wasser, gerührt und geschüttelt.
    Am Tisch nebenan saß der Kriminalrat Ottakring. Offenbar hatte er
das gleiche Bedürfnis gehabt. Artur kriegte heiße Ohren. Eine Zeit lang saßen
die beiden still und friedlich und getrennt voneinander unter all den anderen
Gästen beim Schmiedwirt.
    An einem langen Tisch hatte sich die Blaskapelle einquartiert,
lauter junge Leute in Tracht, zwei Burschen trotz der Kälte in kurzen Hosen. Am
runden Stammtisch saßen die alten Herren. Im Moment schwiegen sie und schauten
zustimmend in ihr Bier. Wem ihre Zustimmung galt, darüber waren sie sich wohl
nicht so recht im Klaren. Hinten in der Ecke links hockte Guggi Schmeißl. Eine
berühmte Volksschauspielerin aus München, die jedes Jahr zum Skifahren herkam.
Artur erkannte sie sofort. Eine Frau Mitte der sechzig mit imposantem Kopf und
üppigem Rotschopf. Auch sie hatte ein Schnapsglas vor sich.
    Es war wieder lauter geworden in der Wirtschaft. Doch Artur war
entschlossen, sich zu behaupten und weiter etwas gegen seine Depression zu tun
statt nach Hause zu gehen und sie zu schüren. Herzmuskelschwäche!
Transplantation! Er konnte es nicht glauben. Was stand ihm bevor? Ein Leben
ohne Herz? Überhaupt ein Leben, welches und wenn ja, wie lange noch?
    Er nahm einen tiefen Schluck. Sein Glas war fast leer. Artur nahm
den Kriminalrat aufs Korn und raffte sich zu einem etwas herb klingenden »Auch
mal wieder im Land?« durch.
    Ihm war durchaus klar, welches Risiko er damit einging. Dieses
Treffen war von höchster Brisanz. Er und der Kriminalrat kannten sich, außerdem
war Ottakring das am meisten betroffene Überfallopfer beim Dirndl-Gachinger
gewesen. Täter und Opfer so dicht beieinander, dichter ging’s nicht.
    »Wie geht’s Ihnen, Herr Kriminalrat?«
    Der ältere Herr mit den zugeschwollenen Augen, der aussah wie Leo
Kirch, winkte wortlos ab und blickte stumpf in sein Glas.
    Schweigen ist schon die halbe Einwilligung, dachte Artur, sonst
selbst der große Schweiger, und begab sich weit hinaus auf unsicheres Eis.
    »Sie waren doch bei dem Überfall auf den Dirndl-Gachinger dabei?«,
fragte er. »Diesmal in ungewohnter Rolle. Als Opfer.«
    Ottakrings Kopf fuhr herum. Der Kriminalrat bohrte seine Augen in
die des anderen, als wollte er sie durchlöchern. Doch aufgrund von Arturs
standhaftem Blick schien er zu begreifen, dass er alles falsch machte, wenn er
die harte Tour wählte.
    »Hören’S auf damit!«, sagte er leise, dennoch mit warnendem
Unterton.
    »Hat die Kripo schon eine Spur?«, setzte Artur nach. Er spürte, wie
ihm der Alkohol in den Kopf stieg.
    Eine ganze Weile ging es noch hin und her. Dann gab sich der
Kriminalrat einen Ruck und setzte sich zu Artur an den Nachbartisch, wie es in
Oberbayern so üblich ist. Artur lächelte ihn auf seine unbeholfen herzliche Art
an. Der Rest des Abends verlief harmonisch, und die beiden leidgeprüften Herren
schütteten sich gegenseitig ihr Herz aus, obwohl das überhaupt nicht ihre Art
war, weder die von Artur noch die von Ottakring.
    Ein Indiz dafür war der Anruf, der am

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