Salai und Leonardo da Vinci 01 - Die Zweifel des Salai
von Bizanz zu kopiren mit all den andren komplizirten Apparaten drauf, und hernach tut er so, der Schlaumeier, als hätte er sie selbst erfunden vor allem diese Apparate zum Fliegen, obwohl er doch genau weiß dass sie nicht funktioniren, und so einer sie ausprobirt fällt er nach unten als wie ein Stein, aber ich muss so tun wie wenn nichts wär denn wenn ich bloß ein einziges Wörtchen sage jammert er mir den halben Tag lang die Ohren voll und sagt, Salaì, seit ich dich zu mir genommen hab hast du noch rein gar nichts zuwege gebracht, kannst nur fressen stehlen und lügen und halsstarrig sein, und jetzt halt den Mund und hab Respekt vor deinem Ziehvater, ach was soll ich Euch sagen, Signior Padrone, Ihr kennt Lionardo auch, man muss ihn halt stumm ertragen sonst wird er zu einer bösen alten Vettel. Aber danken wir lieber dem Himmel dass mein Ziehvater der wegen höchst geheimer Dinge hier in Rom ist, so blöd war mich mitzunehmen, denn so kann ich all seine Geschäffte ausspioniren und Euch dann berichten. Trotzdem, wann ich zum Barbier geh hab ich das Gefühl dass wir all die Zeit die wir in Rom bleiben in großer Gefahr sein werden, und drum muss ich außer zu Jesus auch zur Jungfrau Maria und allen Heiligen beten damit sie uns beschützen, denn sonst endet das hier ganz böse.
Euer ergebenster
Salaì
11.
Allerehrwürdigster Padrone,
zum Glück ist der Besuch beim Barbier nützlich gewesen denn als erstes hab ich rausgefunden dass er aus unsrer Heimat also aus der Toskana kommt, drum er auch der Pisaner genannt wird, weil er ist von Pisa, Gottseidank, denn die Pisaner gehn mir ein bisschen weniger auf den Sack als wie die Leute von Siena (Padrone, auch Ihr wisst dass ein Toskaner nichts mehr hasst auf der Welt als einen Toskaner vom Nachbarort). Dann will ich wissen was es kostet wenn er mir Bart und Haare schneidet (für meinen Ziehvater sind die Barbiere immer zu teuer) und nutz die Gelegenheit um ihn nach dem Viertel zu fragen wo Lionardo und ich einquartirt sind.
Der Pisaner ist geschwätzig und gutmütig wie alle alten Männer und erst erzählt er mir ein paar Sachen von sich, nemlich von dem Laden den er vorher hatte und wo es ihm besser gegangen, und dann von seinen Problemen mit Geld und dann von seiner Tochter die geheiratet hat, also alles Sachen die mich einen feuchten Kehricht interessiren, aber ich hör zu und hab gut dran getan, Signior Padrone, weil dann erklärt er mir dass die Herberge de la Fontana mitten zwischen drei sehr wichtigen Orten liegt, nemlich dem Palazzo de la Cancelleria wo die päpstliche Kanzlei ihren Sitz hat, sodann dem großen und prächtigen Palazzo der Familie Orsini und dem Campo di Fiore wo’s viele Herbergen und Läden aller Art gibt, und ist darum einer der besten Handelsplätze von Rom. In der Nähe liegt das Viertel Pozzo Bianco das so heißt indem dass dort viele Steinmetze und Bildhauer arbeiten, und aus ihren Werkstätten steigt immer weißer Marmorstaub auf, das ist der wo mir so verdrießlich in den Augen brennt. Das Viertel Pozzo Bianco ist aus zwei Gründen berühmt in Rom, nemlich weil hier steht der Palazzo de la Cancelleria und außerdem passieren hier lauter üble Dinge wie Hurereien Diebereien Totschlägereien. Und zuletzt gibt’s hier noch einen wichtigen Palazzo das ist der von dem Zeremonienmeister Seiner Heiligkeit.
Jedenfalls wohnen zwischen Campo de Fiore und Pozzo Bianco allerlei Schurken und Hungerleider aber auch wichtige und respektable Personen, und darum hab ich wann ich zurück in der Herberge bin meinen Ziehvater gefragt wer dieser Mensch mit den verbeulten Eiern war den er getroffen. Das ist ein Spion der im Palazzo de la Cancelleria ein und ausgeht hat Lionardo gesagt, und er wird uns sehr nützlich sein. Er kann uns Kundschaft geben von allem was sich in Rom ereignet besonders in unsrem Viertel wo viele ruchlose Dinge geschehn, und drum sind solche Kundschafter un e rl r äslch unlcräslr verflixt, drum sind sie nötig. Dann frag ich Lionardo wer dem Mensch gesagt hat er soll in unsren Dienst treten, und er antwortet, das war mein lieber Freund Bramante, und ich seh in seinen Augen das ärgerliche Blitzen das er immer kriegt wenn er an die Baumeister denkt die mehr Glück haben als wie er, denn dem Bramante haben sie in Mailand klotzig viel Geld gezahlt und in Rom noch mehr, aber Lionardo dem muss ich das Geld leihen und abends hol ich’s mir dann wieder aus seinen Taschen und am nächsten Tag leih ich’s ihm noch mal und so
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