Salai und Leonardo da Vinci 01 - Die Zweifel des Salai
Beispiel könnt ich’s zu dem tun was mir Sander gegeben hat, ach übrigens hab ich Lionardo natürlich nicht gesagt dass der Sekretarius vom Burkard mir einen ordentlichen Batzen Geld gegeben, wer weiß wieviel Lionardo sich sonst von mir leihen will, und dann seh ich mein schönes Geld nie wieder.
Bevor ich auch in meine Kammer schlafen geh entdecke ich dass Lionardo ein ledernes Säckchen auf dem Boden abgelegt hat was ich noch nie gesehn, ich mach’s auf und steck eine Hand rein aber gleich zieh ich sie wieder raus, denn es fühlt sich an als wär da ein haariges Tier drin. Dann drück ich es in der Faust und sehe dass bloß ein Haufen Haare in dem Säckchen sind, und gleich ist mir klar worum es sich handelt: Lionardo hat es so leid getan sich seine Haarpracht und vor allem den Bart abzuschneiden dass er alle Haare in diesem Säckchen aufbewahrt, kaum zu glauben auf was für einen närrischen Mumpitz diese Künstler in ihrem Leben manchmal kommen.
Nachdem ich mir nochmal die Augen ausgespült geh ich ins Bett, hoffentlich hat das arme Mägdlein inzwischen ihre Arbeit mit Sander diesem Schwein beendet, obwohl er hat uns ja einen Batzen Geld gegeben und das ist sehr gut. Verflucht noch eins, wenn Ihr wüsstet wie mir jetzt die Hand wehtut nach diesem endlos langen Brief, und stünde ich nicht im Dienst eines so erhabenen Herrn als wie Ihr einer seid, den Teuffel würd ich tun und nachts um diese Zeit so viel Papier vollschreiben.
Mit unerschöpflichem Eifer in Euren Diensten
Salaì
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1 * Auch hier lügt Salaì nicht. Wie der große Islamist F. Babinger in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts herausfand, bot Leonardo dem Sultan Bayazid II. wirklich an, die Brücke über den Bosporus zu bauen und andere Arbeiten auszuführen.
2 * In seinen Lebensläufen der berühmtesten Maler, Bildhauer und Architekten (1550) berichtet Vasari tatsächlich, dass Michelangelo die Absicht bekundete, in den Dienst des Sultans zu treten.
49.
Hochwohlgeborener Padrone,
wann wir aufgewacht hat Lionardo noch immer das Gesicht von einem der alle wo er auf der Straße trifft zur Hölle schicken möcht, also haben wir um den Tag gut zu beginnen im Gasthaus de la Vacca gegessen wo viele Leute Lionardo angeschaut haben wie wenn sie sich denken würden, was ist denn mit dem passirt?, weil mit so kurzen Haaren und ohne Bart scheint er ein andrer Mensch, und so meinen die Leute fast an seiner Stelle wär jetzt ein Fremder in der Herberge. Aber wir werden sehr gut behandelt, man bringt uns Brot Gebäck Wein Salami Käse Schinken und Salat und dann zwei gebratne Tauben und köstliche frische Früchte, und wir bezahlen nur sehr wenig, und wie zwei Römer die am Nebentisch essen den Preis hören den wir gezahlt machen sie große Augen und fragen uns, sagt mal, ihr zwei, woher kommt ihr und was macht ihr in Rom?, denn das konnte auch ein Blinder sehn dass die Leute aus der Küche von der Vacca uns einen Gefallen tun wolln indem dass sie uns all das gute Zeug auftischen und für so wenig Geld. Ich hab mich auch gewundert und bin in die Küche gegangen um mich zu bedanken, aber da hört keiner von den Dienern mir zu, weil sie müssen alle mächtig schuften, und so frag ich ob die Köchin da ist, die fette hässliche die hier kommandirt und sie antworten mir, nein, sie ist nicht da, schön wär’s wenn sie öfter käme, du hast keine Ahnung Junge, wenn du glaubst du findest sie hier, und so versteh ich dass die Köchin in letzter Zeit recht oft nicht zur Arbeit gekommen ist und die Küchendiener stinksauer sind weil sie auch noch ihre Arbeit mit machen müssen. Jedenfalls steht fest dass es nichts mit Lionardo zu tun hat wenn die aus der Küche so freundlich zu mir sind, so wie ich erst gedacht hab, denn ob ich allein da bin oder mit meinem Ziehvater ist einerlei, und kommt immer ein Haufen guter Speisen aus der Küche und gelobet sei der Herr dafür. Nach dem Essen haben wir Grassi getroffen, aber der kocht erstmal so vor Wut dass er meinen Ziehvater praktisch nicht reden lässt und sagt, Ser Lionardo, wo zum Teuffel habt Ihr die ganze Zeit gesteckt, seht Euch vor, die Geduld vom Valentino ist nicht grenzenlos und Ihr habt den Auftrag angenommen diese Nachforschung in kurzer Zeit zu machen, ist Euch überhaupt klar wie wichtig das auch für den Heilgen Vater ist, weil er ist das Opfer von diesen ruchlosen Schmähungen etcetera etcetera. Dann sagt er plötzlich, entschuldigt, Ser Lionardo, aber was habt Ihr mit Eurem Bart und Euren
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