SALVA (Sturmflut) (German Edition)
Gebiet?“ Ich konnte das
nicht fassen. Es gab wirklich schon Krieg an Europas Grenzen?
„Ja, ich hab' es dir doch erzählt. Seit
kurzer Zeit gibt es eine aktive Offensive. Sie haben etwas Land gewonnen, aber
seit dem gab es nicht wirklich Fortschritte.“
„Also wird es verdammt gefährlich...“
„Oh ja. Rein kommen ist für unsere
Truppen extrem schwer, raus kommen wird da auch nicht viel leichter.“ Aljoscha
hatte zwar wie immer ein unbeschwertes Gesicht aufgesetzt, doch er meinte es
todernst.
„Was können wir tun?“ Mit dieser Frage
wurde mir auch klar, aus dieser Stadt zu kommen, würde vielleicht nicht der
schwerste Teil, dieser Flucht werden. Außerhalb dieser Mauern würde unser
Überlebenskampf von neuem beginnen.
„Unser Vorteil ist, dass wir eine
kleine Gruppen sind. Vielleicht werden wir sogar allein unterwegs sein, sollten
wir einander nicht wieder finden. Wir können also darauf hoffen, unbemerkt
durch das Grenzgebiet zu kommen. Wir müssen uns nur in Acht nehmen vor
Landmienen, Selbstschussanlagen, Dronen und automatischen Barrieren.“ Veit
lachte spöttisch auf.
„Na wenn's sonst nichts ist!“
„Es ist zu schaffen, man muss nur die
Augen offen halten und vorsichtig sein. Glaubt mir. Ich habe das schließlich
regelmäßig gemacht.“ Diese Worte gaben mir etwas Hoffnung. Wenn Aljoscha es
schon so oft geschafft hatte, durch das Grenzgebiet zu kommen, dann würden wir
es auch schaffen. Allerdings kannte er das Gebiet und hatte im Gegensatz zu dem
Rest von uns, schon Erfahrungen mit der europäischen Abwehr. Ich erwischte mich
dabei, wie ich nervös auf meiner Unterlippe kaute. Ich wünschte, ich hätte alles
schon hinter mir. Der Gedanke daran, wie weit das Ziel noch von uns entfernt
war, machte mich fast verrückt.
„Dann lasst uns nicht weiter Zeit
vergeuden und unseren Plan in die Tat umsetzten.“ Mit diesen Worten leerte ich
meinen Rucksack und legte vorsichtig die Bombe hinein. Ich ließ die Fäden
heraus hängen und legte sie lose um den oberen Trageriemen des Rucksacks. So
würde ich nicht aus Versehen irgendwo damit hängen bleiben und die Bombe
auslösen. Ich hätte sie aber auch schnell zur Hand, hatte ich den Rucksack erst
einmal am Gitter befestigt. Ich stand auf und ging voran. Die anderen folgten
mir. Aljoscha half Veit. Er hatte zwar in den letzten Stunden einen ganz guten
Eindruck gemacht, aber er war nach wie vor schwer verletzt. Man sah ihm sein
Leiden nicht unmittelbar an, doch er hatte starke Schmerzen. Radu war direkt
hinter mir als ich die Stufen hinab ging. In meinen Kopf ging ich den Plan
immer wieder durch und versuchte mir zu überlegen, was ich tun konnte, wenn
irgendetwas schief gehen würde. Aljoscha hatte Gry gesagt, wir könnten die
Bombe auch durch Schüsse auslösen, aber ich hatte gar keine Waffe mehr. Es war
auch fraglich, ob sie noch funktionierte, wenn ich damit erst mal abtauchen
würde. Die Strömung würde vermutlich so heftig sein, dass ich auch nicht zu den
anderen zurückkommen würde. Direkt an der Mauer gab es auch keine Gebäude, die
einem Halt bieten würden um sich Stück für Stück zurück zu kämpfen. Wenn alle
Fäden reißen würden gebe es wohl nur noch eine Möglichkeit, wie die anderen entkommen
konnten. Ich würde von Hand einen der Stifte ziehen müssen. Innerlich machte
ich mich mit diesem Szenario vertraut und hoffte gleichzeitig, es würde nicht
dazu kommen.
17
Es
war noch immer dunkel draußen, doch die Nacht würde nicht mehr lange dauern.
Wir wussten alle, dass das Zeitfenster von Minute zu Minute kleiner wurde. Wir
versuchten so schnell wie möglich voran zu kommen um ins tiefe Wasser der
überschwemmten Gebiete zu gelangen. Es war schon unangenehm nur bis zur Brust
in dem eiskalten Wasser zu stehen, durch selbiges zu schwimmen war eine wahre
Härteprobe, aber ich ließ mir nichts anmerken. Veit war mit seiner Schulter
nicht in der Lage von allein zu schwimmen. Er hatte einen Arm um Aljoschas Hals
gelegt und ließ sich von ihm durch das tiefe Wasser bringen. Im Schutz der
Dunkelheit schwammen wir so nah es ging an die Schleuse heran. Als wir eine als
Deckung geeignete Hauswand erreichten, war die starke Strömung bereits deutlich
zu spüren. Wir mussten uns alle festhalten um nicht mitgerissen zu werden. Ich
sah immer
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