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SALVA (Sturmflut) (German Edition)

SALVA (Sturmflut) (German Edition)

Titel: SALVA (Sturmflut) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Suslik
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laufen, konnte ich spüren, wie sich die Stacheln des Drahtes
in das Gummi meiner Sohlen bohrten, und das Vorankommen erschwerte. Als wir
endlich auf der anderen Seite waren, kam es mir geradezu lächerlich einfach
vor, doch im gleichen Moment kam mir der Grund in den Sinn. Warum sollte es
schwer sein? Die Menschen in Europa hatten gelernt, Befehlen zu gehorchen. Mehr
als ein Zaun war nicht nötig. Mehr hätte vermutlich nur Aufmerksamkeit erregt
und Fragen aufgeworfen. Außerdem gab es ja sowieso keine Straße mehr zu diesem
Ort. Und wer doch so dumm war über den zaun zu steigen, wusste gar nicht was
ihn wirklich dahinter erwartete. Diese Person würde mit größter
Wahrscheinlichkeit nie zurückkommen um von dem Gesehenen zu berichten.
    Ich
wusste nicht, wie viele Kilometer wir schon zurückgelegt hatten, aber langsam
wurde es wieder dunkel. Aljoscha wirkte nicht besorgt. Wenn er es war,
versteckte er es zumindest gut. Nach einer Weile konnte ich ein merkwürdiges
Geräusch wahrnehmen, das immer lauter zu werden schien, je weiter wir kamen. Es
war ein seltsames, vibrierendes Surren. Nach einer Weile dröhnte es in meinen
Ohren, wie ein ganzer Bienenschwarm.
             „Was ist das?“ Aber Aljoscha gab mir
keine Antwort, sondern nur ein Zeichen, die Stimme zu senken. Dann blieb er
stehen und auch Veit und ich wagten uns keinen Schritt mehr weiter.
             „Ich denke, das ist die provisorische
Abwehrlinie. Es sind Türme, die eine Art energetisches Kraftfeld um sich herum
erschaffen. Kommt etwas Mechanisches in ihre Nähe, wird es sofort
funktionsunfähig. Halten Menschen sich zu lange in ihrer Nähe auf können sie
einen Hirntod auslösen. Miese kleine Massakertürme, wenn du so willst. Bis
jetzt das fieseste, was Europa so gegen unsere Truppen einsetzt. Wir nehmen sie
unter Beschuss und nur wenige Stunden später, haben sie hundert Neue aufgestellt.
Es ist ein Kampf gegen Windmühlen.“ Aljoscha sah etwas besorgt aus.
             „Wie kommen wir da durch?“ Mein Kopf
fing von dem unaufhörlichen Dröhnen langsam an zu schmerzen.
             „Wir laufen.“ Mir entglitten die
Gesichtszüge. War das sein Ernst?
             „Was ist mit Hirntod ?“
             „Wenn wir es in unter fünf Minuten aus
dem Hochenergieradius schaffen, haben wir nichts zu befürchten.“ Veit sah
skeptisch aus. Er blickte nach Vorne und dann zu mir.
             „Mit Millas Verletzung schaffen wir das
nie.“
             „Ich trage sie.“ Mit diesen Worten warf
mich Aljoscha über seine Schulter und mir entwich ein kleiner Aufschrei. „Es
gibt keinen anderen Weg. Wir müssen da durch. Also los!“ Bevor ich die Chance
hatte irgendwie zu protestieren, lief er los. Seitlich konnte ich die Türme
erkennen. Sie sahen aus wie riesige Obelisken. In ihrer unmittelbaren Nähe war
das Dröhnen so stark, dass es Schwindel und Übelkeit in mir auslöste. Schon
nach ein paar Sekunden hatte ich das Gefühl, mein Bewusstsein zu verlieren.
Trotz mir als zusätzliche Last auf Aljoschas   Schultern, kamen wir sehr schnell voran. Veit war ein Stück hinter uns
und schien immer öfter fast das Gleichgewicht zu verlieren. Die Türme lagen nun
hinter uns, aber die Gefahr war noch nicht gebannt. Aljoscha lief noch ein
ganzes Stück weiter, bevor er mich wieder runter ließ. Mir war immer noch
schwindelig und ich sah mich um. Veit war nicht mehr bei uns. Panisch sah ich
zurück. Er war gestürzt und schien nicht mehr hoch zu kommen.
             „Veit!“ Ich wollte los laufen, doch ich
konnte nicht. Stattdessen rannte Aljoscha zu ihm. Er riss ihn vom Boden hoch
und schleppte ihn im Lauf neben sich her. Kaum waren sie wieder bei mir, fiel
Aljoscha auf die Knie und ließ Veit neben mir ins Gras sacken. Für einen Moment
dachte ich, er wäre tot, doch dann rollte er sich herum und übergab sich.
             „Veit, bist du in Ordnung?!“ Er hustete
nur und schien nicht in der Lage mir eine Antwort zu geben. Ich befürchtete,
sein Gehirn hätte ernsthaft Schaden genommen.
             „-Kay... alles... Okay...“ Ich atmete
erleichtert auf und sah mit einem dankbaren Ausdruck zu Aljoscha. Er war völlig
außer Atem, doch sonst so fit wie immer. Wieder einmal war ich so unendlich
froh, dass er da war. Ohne ihn wäre Veit dem Tode geweiht gewesen. Ich hätte
gar nichts tun können. Im Gegenteil, ich wäre wahrscheinlich noch vor ihm
gestorben. Ich sah nach Vorne und

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