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SALVA (Sturmflut) (German Edition)

SALVA (Sturmflut) (German Edition)

Titel: SALVA (Sturmflut) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Suslik
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aus der Ecke und setzte sich zu mir.
             „Wir wissen nicht viel. Salva hält sich
sehr wahrscheinlich in Novi auf. Wie genau man an ihn heran kommt kann ich dir
nicht sagen. Du bist auf dich allein gestellt.“ Ich war mir nicht sicher, aber
es klang so, als würde sich Bedauern in den Ton seiner Stimme mischen. Er war
wirklich gut darin sich zu verstellen, es klang einfach glaubwürdig. „Salva
muss extrem misstrauisch sein, da wir nie auch nur in seine Nähe gekommen sind.
Deshalb können wir dich nicht mit etwas ausstatten, das dir hilft uns zu
kontaktieren.“ Diese Aussage war für mich erleichternd und ernüchternd zu
gleich. Ich wollte keine laufende Wanze sein, ich hatte aber auch nur sieben Tage,
da zählte vielleicht jede Minute. Die Krankenschwester verließ den Raum und ich
war mit einem Mal allein mit ihm. Er sah zu Tür, als wollte er sicher gehen,
das sie wirklich gegangen war und mich überkam ein ungutes Gefühl. Ich war
immer noch ans Bett gefesselt und vor mir saß ein Mann mit unberechenbarem
Charakter.
             „Falls du ihn finden solltest, ist das
hier deine Verbindung zu mir.“ Er zog etwas aus seiner Tasche und drückte es
mir in die Hand. Ich konnte fühlen, dass es nicht weiter war, als ein Stück
Papier. „Sieh es dir an, präge es dir ein und dann iss es am besten auf.“ Nur
für eine Sekunde dachte ich, es wäre ein Witz. Er stand auf und band mich los.
Ich hatte Mühe aufzustehen, meine Beine waren taub und mein Körper schmerzte
durch die Dauer meiner erzwungenen Liegeposition. Erst jetzt sah ich, dass sich
hinter meinem Bett eine Trennwand befand.
             „Du kannst dich dort duschen und
anziehen. Ich komme dann später um dich abzuholen.“ Er ging Richtung Tür und
mich überkam eine unbestimmte Panik.
             „Warte.“ Er blieb stehen und drehte
sich zu mir um. „Das war‘s? Das waren alle Informationen die ich bekomme? Ich
kann das nicht schaffen, das ist Ihnen bewusst?“
             „Ich bin mir da nicht sicher. Ich muss
in jedem Fall das Beste hoffen.“ Er lächelte und verließ den Raum. Ich war
allein. Schlimmer noch, ich war verlassen. Nichts würde mir helfen aus dieser
Situation zu entkommen. Ich blickte auf meine Hand runter und faltete den
Zettel auseinander auf ihm stand:

 
    Flut

 
    Sonst
Nichts. Das war verrückt. Wie sollte ich so Kontakt mit ihm aufnehmen? Anstatt
mir zu helfen, irgendwie diesen Salva wirklich zu finden und Ihsans Leben zu
retten, gaben sie mir noch mehr Rätsel auf. Das war nicht fair. Das war einfach
pervers und abscheulich. Ich setzte mich hin und betrachtete den Zettel noch
einmal von allen Seiten, aber ich es gab nichts weiter zu sehen, nichts zu
durchschauen. Das war alles. Ich faltete ihn wieder zusammen, steckte ihn in
den Mund und aß ihn auf. Danach ging ich duschen, zog die Sachen an, die für
mich bereit lagen und wartete auf Aljoschas Rückkehr.
    Es
dauerte nicht lange, bis die Tür wieder auf ging. Es war nicht Aljoscha,
sondern eine andere Krankenschwester. Sie brachte mir ein Tablett mit Essen und
verließ sofort wieder den Raum. Ich erwartete Versorgungsessen aber es war
richtiges Essen. Gekochtes Hähnchen, Kartoffeln und grüne Bohnen. Am Rand des
Tabletts stand noch ein kleines Schälchen mit cremig-weißem Inhalt. Ich stippte
den Löffeln hinein und stellte fest, dass es Joghurt war. Ich hatte ewig keinen
Joghurt mehr gegessen. Milchprodukte waren eine absolute Ausnahme, da es schon
vor der großen Krise kaum noch Kühe gab. Der Duft des Essens machte mir erst
bewusst, wie hungrig ich war. Ich wollte alles hinunter schlingen, aber ich
riss mich zusammen und aß so langsam ich konnte. Was hätte es für einen Sinn,
wenn ich es dann vielleicht nicht drin behielt.
    Ich
war gerade bei den letzten Bissen vom Hähnchen, als die Tür erneut aufging. Es
war Aljoscha. Zu wissen, dass Ihsan noch am Leben war zügelte meinen Hass gegen
die Schutztruppen zwar ein wenig, verringerte mein Misstrauen ihm gegenüber
jedoch nicht wirklich.
             „Bist du soweit?“ Ich starrte auf
meinen Teller und beschloss, das ich fertig war. Ich aß ohnehin seit gut fünf
Minuten nur noch aus Gier, nicht weil ich noch wirklich hungrig war. Ich schob
das Essen von mir und stand auf. „Du wirst das hier brauchen.“ Er reichte mir
ein Regencape.
             „Es regnet immer noch?“ Andauernder
Regen war nichts wirklich Ungewöhnliches. Man hatte sich längst mit

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