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SALVA (Sturmflut) (German Edition)

SALVA (Sturmflut) (German Edition)

Titel: SALVA (Sturmflut) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Suslik
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Hilfe können wir dir und anderen helfen.
Durch ihr Blut lässt sich ein Gegenmittel erschaffen.“ Bei diesem Gedanken
wurde mir schlecht. Es war das Blut von jemandem, das mir half immun zu werden?
Ich dachte an Bluttransfusionen, aber das war etwas anderes. Diese Menschen
lebten nur aus dem einen Grund: anderen zu helfen. Sie hatten keine Wahl.
Dieser Gedanke nagte an mir. Was für ein Ort, war der Rest der Welt? „Das kommt
dir wahrscheinlich komisch vor, aber es ist besser als eine Droge.“ Anna
glaubte offensichtlich daran aber ich war mir nicht so sicher, was ich davon
halten sollte.
             „Bist du so ein Mensch mit veränderten
Genen?“
             „Nein. Aber Aljoscha.“ Ich hätte es mir
denken können, trotzdem überraschte es mich. Er wirkte nicht wie ein genetisch
veränderter Mensch auf mich. Ich wusste zwar nicht genau, wie solche Leute
waren, aber ich stellte sie mir anders vor. Er wirkte fröhlich, völlig
zufrieden mit sich selbst. Er hatte nicht die Ernsthaftigkeit, die ich bei
Menschen mit solch einer Aufgabe erwartete. „Ich bin nur in den
medizinischen Grundlagen geschult um die Leute hier durch den Prozess der
Immunisierung zu bringen.“
             „Ich kann jetzt also nicht mehr von der
Medikation abhängig werden?“
             „Richtig.“ Diese Information beruhigte
mich zumindest ein wenig.
             „Aber was ist mit euch? Merkt niemand,
dass ihr die Medikation nicht bekommt?“
             „Nein, es fällt nicht wirklich auf. Wir
haben manipulierte Chips. Du wirst die nächsten Tage auch einen bekommen. Und
außerdem bekommen die Menschen in höheren Positionen keine Medikation mehr.“
Diese Information traf mich wie ein Schock, auch wenn ich es mir schon gedacht
hatte. Ich musste wieder an Ihsans Geschichte über Branko denken. Wie konnte es
sein, dass niemand davon wusste? Ich spürte, wie sich unglaublicher Zorn in mir
aufbaute. Alles war noch viel schlimmer, als ich es mir vorgestellt hatte. Das
Leben der Menschen auf unserem Kontinent war eine Farce. Ich war sprachlos.
„Ich verstehe, dass du jetzt sehr wütend bist. Aus diesem Grund, wollte dir
Aljoscha nicht gleich alles erzählen. Es ist ziemlich viel, was du in der
nächsten Zeit noch erfahren wirst und nichts davon ist sehr schön oder leicht
zu ertragen. Man hält sehr viel vor euch geheim.“ Ich nickte nur langsam, mein
Körper war gelähmt vor Wut. Erst nach ein paar Minuten konnte ich meine
Gedanken beiseiteschieben und mich wieder konzentrieren.
             „Warum bist du an diesem Tag damals in
Novi zu mir gekommen? War das nicht gefährlich?“
             „Schon, aber du schienst in einem sehr
schlechten Zustand zu sein und ich wollte sicher gehen, dass es dir gut geht.
Wir wollten dich unbedingt retten und dieses Risiko war es wert, um sicher zu
gehen, dass du auch durchhalten würdest.“
             „Also habt ihr mich die ganze Zeit
beobachtet.“ Ich stellte keine Frage, denn die Antwort war offensichtlich. Auch
Anna sagte nichts. Vermutlich hatte sie Angst vor meiner Reaktion. Ich hatte in
der letzten Stunde wirklich keinen besonders stabilen Eindruck gemacht. Hätte
ich mich selbst sehen können, hätte ich wahrscheinlich auch Angst mit mir zu
reden. Ich entschuldigte mich bei Anna und verließ die Küche. Ich legte mich
wieder ins Bett und versuchte zu schlafen, denn ich fühlte mich immer noch
schwach. Mir gingen all die Dinge durch den Kopf, die ich eben erfahren hatte
und sie hielten mich vom Schlafen ab. Ich musste auch an Boris und Radu denken.
An mein Zuhause. Einfach alles, was ich zurückgelassen hatte. Auch, wenn ich
zuletzt nicht wirklich glücklich war, fiel es doch schwer an mein altes Leben
zu denken. Ich hatte so sorgsam darauf geachtet, die letzten Dinge bewusst zu
tun und mir klar zu machen, dass ich alles vielleicht zum letzten Mal sah oder
tat, aber trotzdem war das Gefühl von Verlust da. Für mich war nicht einmal
ersichtlich, wohin mein Weg mich jetzt führen würde und was alles noch vor mir
lag. Ich befand mich in einem ungewissen Schwebezustand ohne eine
Vergangenheit, in die ich zurückgehen könnte oder eine Zukunft, die ich
ansteuern konnte. Es gab keinen Halt für mich. Ob man Radu und Boris gesagt
hatte, ich sei tot? Vielleicht wussten sie von nichts und suchten nach mir. Es
tat mir so leid. Ich hatte alle Menschen um mich herum in eine schreckliche
Situation geworfen und würde nie zurück

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