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SALVA (Sturmflut) (German Edition)

SALVA (Sturmflut) (German Edition)

Titel: SALVA (Sturmflut) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Suslik
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an, wie in einen Schraubstock
geklemmt. Immer noch hielt ich den Griff des Messers fest umschlossen. Meine
Finger fingen bereits an taub zu werden und ich steckte es zurück. Etwas
berührte meinen Arm und ich zuckte zusammen. Mein erster Gedanke waren Ratten.
Vermutlich waren sie hier überall. Ich fürchtete mich nicht vor Ratten, aber
ich wusste welche Krankheiten sie übertrugen und wollte sie nicht an meinem
Körper haben. Ich nahm all meine Kraft zusammen und versuchte mich
aufzurichten, als plötzlich eine Hand meine Schulter ergriff und mich wieder zu
Boden drückte. Ein panischer Laut entwich meinen Lungen und sofort war eine
zweite Hand auf meinen Mund gedrückt. Ich versuchte zu erkennen, wer mich gefunden
hatte, aber ich konnte noch immer nichts in der Dunkelheit erkennen. Wieder
schoss das Adrenalin durch meinen Körper und ich griff wieder nach dem Messer
doch zog es nicht, denn für eine Sekunde hoffte ich, dass es Aljoscha war. Ein
schwaches Licht ging an und ich erkannte endlich, wen ich vor mir hatte. Es war
der blonde Junge aus dem Zug. Die Anspannung wich Erleichterung und mein Körper
begann wieder zu zittern. Ich ließ das Messer los.
             „Du bist am Kopf verletzt, besser du
bleibst liegen.“ Er flüsterte so leise, dass ich ihn kaum verstand, vielleicht
kam es mir auch nur so vor. Erst jetzt normalisierte sich mein Hören langsam
wieder und der schrille Ton in meinen Ohren wurde leiser. Mit einer Hand dämmte
er das schwache Licht noch weiter runter. Erst nach einer ganzen Weile, schien
er sich zu entspannen und setzte sich neben mich. Er nahm die Hand weg und ich
erkannte, dass das schwache Licht von einer Taschenlampe in seiner Hand kam. Er
legte sie neben mich auf den Boden und ich konnte erkennen, worauf ich mit dem
Kopf aufgeschlagen war. Es waren Schienen. Nun sah ich auch, warum mich die
Männer nicht gefunden hatten. Wir lagen in einer kleinen Ausbuchtung unter dem
Bahnsteig. Ich war auf die Schienen gestürzt und als ich mich zusammengerollt hatte,
war ich aus ihrem Sichtfeld verschwunden. Ich sah wieder zu dem Jungen und
bemerkte erst jetzt, dass auch er nicht unverletzt war. Eine lange Schnittwunde
zog sich vom unteren Teil seines Halses bis zur Brust. Sein Hemd war
durchtränkt von seinem Blut und eine zweite Schnittwunde zog sich über seinen
linken Unterarm. Er griff an seine Seite und ich sah, dass er einen Rucksack
bei sich hatte. Er war kompakt und olivfarben, so wie die Rucksäcke der
Soldaten. Es war derselbe Rucksack. Mir stockte für einen Moment der Atem, bei
dem Gedanken, wie er an so etwas herangekommen war. Der Rucksack und die
Verletzungen an seinem Körper fingen an, ein einheitliches Bild zu ergeben.
Mein erster Eindruck von ihm war scheinbar richtig gewesen. Er war nicht
einfach ein harmloses Kind. Vielleicht schätzte ich sein Alter auch völlig
falsch ein. Er wirkte jung, doch in seinem Blick war die Ernsthaftigkeit eines
erfahrenen Mannes. Auf jeden Fall war ich froh darüber, dass er mich gefunden
hatte. Endlich war ich nicht mehr allein. Er zog eine Flasche Wasser aus dem
Rucksack und ließ etwas davon auf meinen Kopf laufen. Ich kniff die Augen
zusammen und stöhnte kurz auf. Nun konnte ich die Kopfschmerzen mit einem Punkt
verbinden.
             „Du hast da eine ganz schöne Platzwunde
an der Stirn. Ich habe leider nichts zum Verbinden.“ Er holte ein Messer aus
dem Rucksack und schnitt ein Stück Stoff vom Ärmel seiner Jacke ab. Es war das
gleiche Messer, das auch ich bei mir hatte. „Die ist sowieso schon im Arsch,
also was soll's.“ Er drückte das Stück Stoff vorsichtig gegen die Wunde auf
meiner Stirn. „Drück' das dagegen, bis es aufhört zu bluten.“ Ich war froh, die
Wunde nicht sehen zu können, so konnte ich mir einreden, dass es halb so wild
war. Mein Kopf pulsierte immer noch wie verrückt und mir wurde wieder schlecht.
„Wie heißt du?“
             „Ludmilla. Und du?“
             „Veit.“ Das war ein ungewöhnlicher
Name. Vermutlich kam er aus einer ganz anderen Ecke Europas. Ich konnte den
Namen nicht gut zuordnen, aber in Verbindung mit seinem Aussehen, tippte ich
auf den skandinavischen Teil oder Mitteleuropa.
             „Warum bist du hier?“ Es interessierte
mich tatsächlich sehr. Was konnte jemand wie er verbrochen haben?
             „Ich habe eine Bombe gebaut.“ Es fiel
mir nicht schwer das zu glauben, obwohl ich nichts über ihn wusste. „Aber sie
haben mich

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