SALVA (Sturmflut) (German Edition)
auch nicht viel Zeit.
Weniger als sieben Tage, das ist ziemlich unmöglich.“
Ich
war zwar immun gegen die Medikation aber ich war mir nicht sicher, auf wie
viele Leute hier dies noch zu traf. Von mir abgesehen vermutlich nur noch
Aljoscha.
„Nicht zwangsläufig.“ Meine Augenbrauen
zogen sich zusammen und sofort schmerzte meine Wunde wieder. War er etwa auch
immun?
„Wie meinst du das?“ Veit zog die Luft
ein und gab so etwas wie ein kleines Grunzen von sich. Die Aussage war
deutlich, meine Worte mussten ihm lächerlich vorkommen.
„Was soll das heißen, wie ich das
mein? Wir sind hier in einem Kriegsszenario richtig? Wie bin ich an das
Essen und die Waffen gekommen?“ Wieder ein Kopfschütteln von Veit. Langsam
bekam ich einen Eindruck von seiner Persönlichkeit und wusste nicht, ob ich sie
mochte. Zumindest teilten wir den Hass auf die Regierung und das war für hier
und jetzt genug Gemeinsamkeit um ihn sympathisch zu finden, egal wie oft er
noch den Kopf über mich schütteln würde. „Die Soldaten brauchen auch
Medikation, da holen wir sie uns, wenn wir welche brauchen. Hier gibt es keine
Krankenschwestern oder Ärzte, die haben alle ihre eigene Ration dabei und
setzen sich die Injektionen selbst. Die wollen hier Krieg spielen? Dann gelten
die Regeln auch für uns! Welcher Gegner wehrt sich nicht dagegen ausgelöscht zu
werden? Die bekommen die volle Breitseite, anders können wir nicht überleben,
verstehst du? Widerstand ist angesagt.“ Veit sah mich an und ich erkannte, dass
er meine Zustimmung wollte, also nickte ich diesmal wieder. Er hatte Recht, das
hier war Krieg, dann mussten wir auch kämpfen. Nicht weniger hatte ich mir auch
geschworen und nun erkannte ich, dass es auch keinen anderen Weg gab. Es war
kein fairer Kampf. Wenigstens war das Überraschungsmoment auf unserer Seite.
Die Soldaten fühlten sich vermutlich sicher, denn sie waren bewaffnet und
organisiert und sie gingen davon aus, dass auf uns das Gegenteil zu traf.
„Ich bin mir nicht sicher, ob wir andere
von dem Plan überzeugen können. Oder überhaupt genug Leute zum Überzeugen
finden.“ Nach meinem ersten Eindruck, waren die Chancen zu überleben sowieso
schon verschwindend gering, wer würde also auf ein Himmelfahrtskommando mit
einer Frau und einem Teenager gehen?
„Ja, die meisten sind am Ende doch nur
feige Schweine oder die Angst zu sterben macht sie verrückt. Das bedeutete aber
nicht, dass der Plan nicht funktionieren könnte. Diese Stadt hat zum Glück eine
eigene Dynamik.“ Mal wieder fiel es mir schwer Veits Ausführungen zu folgen und
langsam war ich etwas genervt davon.
„Eigene Dynamik? Und wag' es nicht,
wieder so zu Grunzen.“ Er sah mich etwas verwirrt an und gab stattdessen ein
beleidigtes Husten von sich.
„In diesen Städten herrscht der Ausnahmezustand.
Es ist wie richtiger Krieg, das heißt, du kannst Regeln und Sanktionen
jeglicher Art vergessen. Wenn die Schutztruppen und Soldaten hier her geschickt
werden, dann lässt man sie wissen, dass auch sie sterben können. Die wissen
sehr wohl Bescheid, dass wir uns auch wehren. Deshalb kommen auch Freiwillige
hier her. Sie können ohne Konsequenzen töten. Das gilt für beide Seiten. Wir
sind ja schon mit dem Tode bestraft. Was wollen die uns noch antun?“ Ich sah in
mal wieder verwirrt an. Ich war mir nicht sicher, ob seine Worte wirklich das
bedeuteten, was ich glaubte. „Es gibt Menschen, die kein Problem damit haben,
hier zu landen. Sie wollen Soldaten und Schutztruppen töten und sie machen es
so gut, dass sie hier Monate, manche sogar Jahre, überleben.“ Ich konnte es
nicht fassen.
„Das ist absolut sinnlos. Wem nützt
das? Sie töten nur, ohne jemandem damit zu helfen.“
„Wow, Frauen. Willkommen in der
Wirklichkeit! Die meisten Menschen sind kranke und egoistische Arschlöcher,
noch nicht erkannt?“ Langsam war ich wirklich sauer und warf ihm einen giftigen
Blick zu. Veit lachte nur und legte den Kopf leicht in den Nacken.
„Okay, kapiert. Aber warum sollten
ausgerechnet solche Leute uns helfen hier rauszukommen?“
„Ich sagte, die haben kein Problem
damit hier zu sein, ich sagte nicht, die wollen hier nicht raus. Was man hier
in der harten Schule des Überlebens lernt, hilft dir da draußen erst recht
dabei, einen ganz schönen Havoc
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