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SALVA (Sturmflut) (German Edition)

SALVA (Sturmflut) (German Edition)

Titel: SALVA (Sturmflut) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Suslik
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geschnappt, bevor ich sie fertig hatte.“
             „Diese Explosion da draußen, warst du
das?“ Er sah mich verwundert an.
             „Nein. Ist nicht so leicht hier drin an
Sprengstoff zu kommen.“
             „Aber dieser Rucksack ist von einem
Soldaten, wie bist du da ran gekommen?“ Ich sah wieder auf seine Verletzungen,
die noch ziemlich frisch zu sein schienen.
             „Ich hab mich von hinten an einen ran
geschlichen, als er gerade seine Waffe nachladen wollte. Dann hab ich ihm ein
dünnes Stück Draht um den Hals gelegt, das ich gefunden hatte, und so lange
zugedrückt, bis er sich nicht mehr gewehrt hat. Er hat es noch geschafft das
Messer zu ziehen und mich damit zu verletzen, aber er hatte keine Chance. Es
war auch ziemlich bescheuert von ihm allein unterwegs zu sein. Man braucht
immer jemanden, der dir den Rücke frei hält.“ Das er geschafft hatte, sich an
den Soldaten heranzuschleichen wunderte mich nicht. Auch ich hatte nicht den
kleinsten Laut gehört, bis er plötzlich vor mir stand. Aber ich musste mir
selbst zu Gute halten, dass Hören in dem Moment auch nicht unbedingt gut
funktioniert hatte. In meinen Ohren rauschte es immer noch leicht.
             „Du hast also eine Waffe und Munition?“
Er sah zu mir rüber und nickte kurz.
             „Und du?“
             „Nur ein Messer, ich hab es an einem Toten
gefunden.“ Es schien mir klug, das zu erwähnen. Er sollte nicht glauben, dass
ich irgendwelche Fähigkeiten besaß, die ich definitiv nicht hatte. „Du scheinst
hier ganz gut klar zu kommen.“ Meine Worte klangen für mich selbst sehr
merkwürdig. Veit schienen sie nicht zu stören. Er nickte nur wieder leicht.
             „Mein Elternhaus liegt ziemlich
abgelegen. Ich hab viel Zeit in der Wildnis verbracht und habe von meinem Onkel
das Jagen gelernt. Und auch noch andere, nützliche Dinge... Er war ein
Aktivist.“ Man benutzte dort, wo ich herkam nicht das Wort Aktivist, aber
ich wusste sofort, was er meinte. Für eine Sekunde wollte ich ihm sagen, dass
ich ihn verstand. Das er letzten Endes vermutlich aus den gleichen Gründen hier
war wie ich. Das wir beide das System, in dem wir aufwuchsen verabscheuten,
weil uns jemand gelehrt hat, was es wirklich bedeutete, doch ich schwieg. Ich
hatte mir geschworen, das Kreuz meines Vaters nicht länger zu tragen. Meine
eigenen Taten hatten mich hierher gebracht und sonst nichts.
             „Warum bist du hier?“ Es war ganz so,
als hätte er meine Gedanken gelesen und wollte nun nicht der einzige sein, der
mit offenen Karten spielte. Leider wusste ich nicht genau, was ich auf diese
Frage antworten sollte. Warum war ich hier? Die Ereignisse der letzten Woche
hatten für mehr als nur einen Grund gesorgt und einer war triftiger als der
andere.
             „Ähm... Ich weiß es ehrlich gesagt
nicht genau.“ Ehrlicher konnte ich es nicht ausdrücken. Veit lachte leise auf
und schüttelte dann den Kopf, als würde er mir nicht glauben. Ich konnte das
gut nachvollziehen.
             „Wie kann man nicht wissen, wofür man
mit dem Tode bestraft wird?“ Ein guter Einwand. Technisch gesehen wusste ich
es, die Liste war nur sehr lang und es war schwer zu sagen, welcher Grund
letztlich wohl am meisten wog.
             „Ich habe versucht aus Europa zu
fliehen.“ Diese Antwort erforderte die wenigste Erklärung und brachte es in
meinen Augen so ziemlich auf den Punkt.
             „Das hat nicht viel von einer
Aktivistin.“ Veit lachte wieder kurz auf und ich konnte nicht anders, als mich
durch seine Worte angegriffen zu fühlen. Ich hatte vielleicht nicht offen gegen
die Regierung rebelliert, aber ich war auch nicht einfach feige davon gelaufen.
Ich versuchte meine Verärgerung runter zu schlucken. Ich hatte nichts gesagt, also
konnte er auch nichts von meinen Fähigkeiten als Hackerin wissen, aber für
Aljoscha waren genau diese damals sehr interessant gewesen. Zumindest kam es
mir so vor. Ich konnte in dieser Todesstadt nicht viel ausrichten aber meine
Fähigkeiten waren scheinbar Bedrohung genug, um sogar einen Spitzel in mein
Institut zu schleusen und mich letztlich hierher zu verschleppen. „Aber ich
wollte dir nicht zu nahe treten, immerhin sitzen wir hier im gleichen Boot.“ Er
musste den Ärger aus meinem Gesichtsausdruck gelesen haben, denn dieser Satz
wirkte wie eine Entschuldigung auf mich. Er griff noch einmal in den

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