SALVA (Sturmflut) (German Edition)
Dinge
nachzudenken.
„Okay, wir sollten noch über die dritte
Fluchtmöglichkeit sprechen. Auf die würde ich ehrlich gesagt auch am meisten
setzen.“ Veit rutschte ein Stück zu mir und hob die Hände vor sich. Es sah aus,
als wollte er gleich ein Orchester dirigieren. Scheinbar hatte er sehr
gründlich über die Ausführung dieses Plans nachgedacht und wollte, dass ich die
Ernsthaftigkeit davon erkannte. Ich setzte mich ebenfalls auf und konzentrierte
meine ganze Aufmerksamkeit auf ihn. Ich hoffte nur, dass bei diesem Plan die
Überlebenswahrscheinlichkeit höher war, als bei den anderen beiden. „Es führt
ein Fluss durch diese Stadt und dort, wo dieser Fluss auf die Mauern und
Begrenzungen trifft, wird er durch Schleusen reguliert und ist durch Gitter
geschützt. Normalerweise kommt man da nicht durch. Die letzten Wochen hat es
jedoch so heftig geregnet, dass die Schleusen immer sehr weit geöffnet sind,
damit die gesamte Stadt nicht sofort überflutet wird. Trotzdem ist der Strom
des Wassers so kraftvoll, dass er einen enormen Druck auf die Gitter ausübt.
Ich habe es mit eigenen Augen gesehen. Der Fluss steht weit über den Ufern, sie haben die Schleusen
fast voll geöffnet und es hilft nur wenig, ein Teil der Stadt steht schon unter
Wasser. Und es wird sicher noch schlimmer werden. Es würde nicht viel Aufwand
kosten um dafür zu sorgen, dass das Gitter oder vielleicht die ganze
Schleusenvorrichtung nachgibt. Wenn wir an ein paar Handgranaten kämen, könnte
ich eine Bombe bauen, die das mit Links erledigt. Normalerweise haben
Handgranaten keine richtige Sprengkraft, sie sollen bloß die Menschen in ihrer
nächsten Umgebung tödlich verletzen. Sie splittern viel mehr, als dass sie
wirklich explodieren. Aber nicht die Handgranaten, die hier so im Umlauf sind.
Die probieren gerne die neusten und brutalsten Sachen an den Menschen in dieser
Stadt aus. Die Soldaten haben Granaten bei sich, die jemanden wirklich in
tausend Fetzen reisen können. Drei vier Stück davon und die Schleuse müsste
nachgeben. Der Fluss spült uns raus und Bum! Wir sind frei.“ Dieser Plan klang
in der Tat gar nicht so dumm, aber ich konnte mir die ganze Ausführung noch
nicht im Detail vorstellen. „Dann bestünde nur noch die Gefahr zu ertrinken...
Du kannst doch gut schwimmen, oder?“ Er grinste mich etwas verschmitzt an, doch
diesmal erwiderte ich es nur.
„Stell dir vor, das kann ich
tatsächlich.“ Veit lachte und streckte die Hand aus. Ich brauchte einen Moment
um zu kapieren, dass ich einschlagen sollte und tat es. Ehrlich betrachtet, war
er keine schlechte Gesellschaft. Sein Ehrgeiz von hier zu entkommen, steckte
mich an. Für einen Moment hielt ich es für möglich mit ihm an meiner Seite,
sogar Branko zu entkommen und Aljoscha wieder zu finden. „Müssen wir beide
Schleusen sprengen?“
„Eigentlich nicht. Um auf Nummer Sicher
zu gehen, sollten wir uns auf die Schleuse am unteren Teil des Flusses
konzentrieren. Wenn wir die sprengen, dann schießt das gesamte Wasser nur so
aus der Stadt raus und wir werden mit rausgespült. Das würde so schnell gehen,
die hätten nicht mal mehr die Gelegenheit durchzuladen.“
„Dann müssen wir Granaten besorgen. Wie
kommen wir da am besten ran?“ Ich fühlte mich wie gefangen in einem
Strategiespiel, nur würde Game Over wirklich das Ende der Fahnenstange
bedeuten.
„Tja, der ein oder andere Soldat hat
welche bei sich, nur leider nicht jeder von den Bastarden. Bei den
Schutztruppen bin ich mir nicht sicher, manche von denen sind auch echte
Freaks. Wir werden uns einfach an die Fersen von ein paar Soldaten hängen und
das Beste hoffen müssen.“ Dieser Teil des Plans gefiel mir schon weniger. Ich
konnte mir einfach nicht vorstellen, wie das klappen sollte. Wie sollten wir
die Jäger zu Gejagten machen? Ich hatte noch nicht mal eine richtige Waffe bei
mir.
„Ich weiß nicht Veit... und wie soll
das ablaufen, wenn wir welche mit Handgranaten gefunden haben?“ Mein Blick war
mit Skepsis gefüllt, doch Veit machte nur eine Geste, als würde er gerade
jemanden erwürgen. Es fiel mir wieder ein, er hatte genau das schon einmal geschafft,
er hatte also keinen Grund skeptisch zu sein, aber ich wusste nicht, ob ich das
konnte. Veit hatte bereits jemanden getötet, tatsächlich war er schon vorher
bereit gewesen Menschen zu töten. Was für einen Zweck hatte ein Bombe sonst?
Ich
Weitere Kostenlose Bücher