Salvatore, R.A. - Todfeind2
De Guilbe und Bruder Giavno warteten nur einen kurzen Augenblick, ehe sie ins Arbeitszimmer des Paters zurückkehrten.
»Sie können uns nicht besiegen, daher versuchen sie zu verhandeln«, meinte ein junger Mönch hoffnungsvoll einer Gruppe gegenüber, die sich nicht weit von Cormack versammelt hatte. »Sie werden aufgeben und uns schon bald in Ruhe lassen.«
»Das werden sie nicht«, verbesserte Cormack ihn, und viele Augen wandten sich in seine Richtung. »Sie werden bis zum letzten Mann gegen uns kämpfen.«
»So dumm werden sie nicht sein«, widersprach der Mann.
»Aber sie sind so gläubig«, sagte Cormack, machte sich auf den Weg zu den Tunneln und zum Teich und achtete, als er dort vorbeiging, diesmal eingehender auf die vier Gefangenen und das Verlies, in dem sie gefangen gehalten wurden.
Vier angespannte Tage verstrichen vor der nächsten Attacke, und einige der Brüder begannen hinter vorgehaltener Hand davon zu sprechen, dass die Barbaren eher die Kapelle belagern würden, als sie erneut anzugreifen.
Dieses Glück war ihnen nicht beschieden, und der Grund für die Verzögerung wurde sehr schnell offenbar: Die Barbaren hatten geübt und nachgedacht und sich besser vorbereitet. Das wurde niemals deutlicher als zu dem Zeitpunkt, als sich zwei Brüder ins Kampfgetümmel hinauswagten, so wie Faldo und Moorkris es getan hatten. Die Horde zog sich schnellstens von ihnen zurück, während weiter entfernt andere einen wahren Regen von Speeren und Steinen auf die Brüder schleuderten, der sie zur Mauer zurücktrieb.
Die Verfolger setzten sofort nach, und zur Ehre der Mönche muss man festhalten, dass sie die ganze Zeit den Schlangenschild aufrechterhalten hatten und daher bereit waren, mit einem lodernden Feuerball zu kontern.
Aber die am weitesten vorgerückten Alpinadoraner, offensichtlich in Erwartung der Feuerattacke, wichen schnell zur Seite aus und, was besonders beeindruckend war, hatten sich für diesen Angriff in Decken gehüllt, die mit Wasser getränkt waren! Zwei von ihnen wurden verwundet – nur gering –, aber plötzlich lagen die beiden armen Brüder unter heftigstem Beschuss.
Von der Mauer riefen Giavno, Cormack und die anderen ihnen zu, sie sollten sich in Sicherheit bringen, und schon rannten sie. Doch den Speeren konnten sie nicht entkommen.
Blitze zuckten zusammen mit einer Steinlawine von der Mauer herab. Mehrere Barbaren wurden schwer verwundet und fielen.
Aber auch die Brüder wurden getroffen und blieben liegen.
Sie hätten ihre Wunden höchstwahrscheinlich überlebt, hätten die Mönche auf der Mauer den Beschuss der heranstürmenden Horde nicht fortgesetzt. Denn die Angreifer wollten Gefangene machen, um einen Austausch vorzunehmen. Sie kamen jedoch angesichts der herabregnenden Wurfgeschosse nicht an die Brüder heran, daher entschieden sie sich für die zweitbeste Lösung.
Die Alpinadoraner schossen eine weitere Salve von Speeren auf die wehrlosen Brüder ab.
Auf der Rückseite der Kapelle schlich sich eine zweite Welle Angreifer an und begann unter lautem Gebrüll einen Sturmangriff, wohl wissend, dass die meisten Mönche auf der Vorderseite waren und ihren gefallenen Brüdern zu helfen versuchten.
»Los! Los! Los!«, rief Giavno Cormack und einigen anderen zu, und die Gruppe sprang von der Mauer herab und eilte hinüber zur gegenüberliegenden Brustwehr, wo sich Brüder bereits gegen den rasenden Feind zur Wehr setzten. Eine Reihe von Blitzen erschütterte den Grund unter ihren Füßen, während sie sich beeilten, die Verteidigung zu verstärken. Cormack erkannte, dass die unmittelbare Gefahr vorerst gebannt war, obgleich das Kampfgetümmel nicht nachließ.
Die anderen rannten vor Cormack her, während er seinen Schritt verlangsamte und stehen blieb. Er warf einen Blick zurück zu Bruder Giavno und dem Kampfgeschehen an der Ostmauer und zuckte ständig unter den grässlichen Schreien zusammen, die dort ertönten.
Er ging zum Anbau neben dem Hauptturm und zur Sicherheitstür, wo er sich eine Fackel nahm und in die Tunnel eindrang.
Der Kampfeslärm blieb hinter ihm zurück, aber mehr als ein geschlossenes Schott wäre nötig gewesen, um Cormack von seiner Gewissensnot zu befreien. Die Wirklichkeit sorgte jedoch dafür, dass er sich den Tunnel zum Verlies noch zielstrebiger hinunterbewegte, wo die vier Barbaren unglücklich nebeneinanderhockten. Cormack stellte sich vor, welche Aufgabe ihnen bevorstand, und fragte sich, ob überhaupt eine Chance bestand, dass sie sie
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