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Salvatore, R.A. - Todfeind2

Salvatore, R.A. - Todfeind2

Titel: Salvatore, R.A. - Todfeind2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
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über den See nach Süden zu schauen. »Ihr habt bei der einzigen Aufgabe versagt, die von Bedeutung war und die uns Jahre des Streits und der blutigen Kämpfe hätte ersparen können. All das Leid, all die Tode, all die Ströme von Blut sind Euch zuzuschreiben, nur weil Ihr nicht den Mut hattet, Euch voll und ganz einzusetzen und zu tun, was getan werden musste.«
    »Das fasse ich nicht«, stieß Dantanna keuchend hervor.
    »Ich glaube allerdings auch, dass ich mich bei Euch bedanken sollte«, fuhr Altvater Badden fort, als hätte er die Bemerkung gar nicht gehört. »Die Altvorderen hielten es für richtig, meinen Orakelteich mit Bildern der Schlacht um die Kapelle Pellinor zu füllen. Sogar mit dem Gejammer und Geschreie. Es war einfach herrlich.«
    »Wie könnt Ihr so etwas sagen?«, fragte Dantanna leise und trotz seiner Befürchtungen.
    »Männer wie Kinder weinen zu hören!«, bemerkte Altvater Badden kichernd. »Die Schreie der Frauen zu hören, die wussten, dass sie wegen ihrer Ketzerei dem Untergang geweiht waren und dass ihre Kinder zur Strafe auseinandergerissen würden! Ein Hoch auf die Gerechtigkeit! Und wisst Ihr, was der größte Sieg war?«, fragte Altvater Badden, drehte sich herum und sah mit funkelnden großen Augen den bestürzten jungen Samhaistaner an, der nur matt den Kopf schüttelte, als könnte er nicht fassen, was er da hörte.
    »Die Gefangenen!«, erklärte Altvater Badden. »Endlose Reihen, Hunderte von ihnen, aneinandergefesselt und auf einem langen Marsch hierher.«
    Dantanna blickte zu den Riesen hinüber, die die Keile ohne große Hast ins Eis schlugen. Er betrachtete die hängenden Eistrolle, deren Blut ins Schmelzwasser hinabtropfte und ein neuerliches Gefrieren des Gletschers verhinderte. Eine weitere Plattform war in ihrer Nähe errichtet worden. Diese war mit einer Kurbel und einem langen Seil versehen. Mithilfe dieser Vorrichtung würden die vorgesehenen Opfer tief in die Spalte hinuntergelassen, wo der weiße Wurm schon auf sie wartete. Als sich Dantanna wieder Altvater Badden zuwandte, erwies sich das selbstgefällige Lächeln des Mannes als äußerst aufschlussreich.
    »Sie werden D’no sättigen, und seine Ekstase und Hitze wird die Trennung begünstigen«, bestätigte Altvater Badden Dantannas Verdacht und benutzte den weihevollen Ausdruck, den er sich für sein Wirken am Rand des Gletschers ausgedacht hatte. »Während sich D’no tiefer hineingräbt und das Eis schmilzt, geben wir ihm mehr Nahrung. Wir verhelfen ihm zu mehr Kraft und Gewandtheit, damit er zu den Steinen im Eis gelangt und uns in unserem Bemühen unterstützt, die Erdmagie der Altvorderen zu unserem Nutzen einzusetzen.« Er hielt inne und betrachtete den jungen Samhaistaner mit einem Kopfnicken, das beinahe wohlwollend erschien. »Ich werde Euch gestatten, ihm noch viele von ihnen darzubieten«, sagte er und wandte abermals den Kopf ab, um in die Weite zu blicken – vorwiegend aber, um sein belustigtes Lächeln über Dantannas entsetzte Reaktion zu verbergen.
    »Ihm darzubieten?«, stammelte Dantanna. »Ihr wollt sie ermorden und als Nahrung missbrauchen, um hier Eure ehrgeizigen Ziele zu erreichen?«
    »Ermorden«, wiederholte Altvater Badden mit einem abfälligen Lächeln. »Ein Wort, das Ihr gern benutzt. Ihre Leben sind verwirkt, und zwar durch ihre eigenen Taten. Sie haben sich mit den Ketzern verbündet, daher werden wir – werdet Ihr – sie angemessen bestrafen. Wenn ich Euch lehre, das Messer, mit dem Ihr belohnt wurdet, zu schärfen, werdet Ihr uns in Zukunft vielleicht nicht mehr so leicht enttäuschen, wenn bei allem, was Euch heilig ist, von Euch verlangt wird, es wirkungsvoll einzusetzen.«
    Während er sprach, rief er seine Magie auf, seine Sinne zu schärfen, und er konnte deutlich hören, wie sich Dantanna näherte. Daher überraschte es ihn auch nicht, als der Mann plötzlich dicht hinter ihm stand, etwas rief und ihm einen heftigen Stoß versetzte. Nicht dass sich Altvater Badden gegen den Stoß wehrte, sondern er breitete die Arme aus, während er vom Gletscherrand verschwand und dem Dunst in der Tiefe entgegenstürzte.
    Dantanna stieß ein heftiges Keuchen hervor und gab sogar einen reumütigen Klagelaut von sich, als der oberste Meister, der Altvater der samhaistanischen Religion, dem sicheren Verderben entgegentaumelte.
    Altvater Badden hörte es, und sein Lächeln vertiefte sich noch, wusste er doch, dass er den jungen Narren damit in die tiefste Verzweiflung gestürzt hatte.

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