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Salz und Asche - Roman

Salz und Asche - Roman

Titel: Salz und Asche - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Nachmittag bei Lossius eintraf, war es dunkel, und von Liebhild gab es noch immer keine Spur.
    Ein Suchtrupp aus Gildebrüdern und Bekannten, den Martin und ihr Vater zusammenriefen, durchstreifte in der Dunkelheit mit Fackeln und Laternen laut rufend die Stadt
und ihre nahe Umgebung. Susanne ließ sich nicht nach Hause schicken, sondern beteiligte sich an der Suche. Auch als die Helfer kurz nach Mitternacht auf dem Marktplatz wieder zusammenkamen und meldeten, dass sie durch jede Gasse gegangen waren und besonders alle Stellen abgesucht hatten, die für ein Kind gefährlich waren, wollte sie noch nicht aufgeben. Sie tat es nur, weil sie bemerkte, wie ihr Vater beim Gehen keuchte. Im Laufe der Suche hatte er sich immer häufiger ans Herz gegriffen. Entschlossen hakte sie ihn unter. »Gewiss hat jemand sie aufgenommen, und sie schläft ruhig und friedlich. Morgen wird sie nach Hause kommen, als wäre nichts gewesen. Komm, Vater, wir haben für heute Nacht getan, was wir konnten.«
    Auch wenn sie nicht daran glaubte, schienen ihre Worte überzeugend zu klingen. Als der Suchtrupp sich auflöste, protestierten weder ihr Vater noch Martin. Schweigend und niedergeschlagen kehrten sie heim.
    Susanne half ihrem erschöpften Vater ins Bett und hätte dann gern noch einige Worte mit Martin gewechselt, doch der hatte sich schon zu Dorothea ins eheliche Gemach zurückgezogen.
    Sehnlichst wünschte Susanne sich Till herbei. Er hätte nicht aufgehört zu suchen, sondern wäre mit ihr wieder in die Nacht hinausgegangen. Auch Jan hätte nicht so leicht aufgegeben. Beide hätten Einfälle gehabt, wo man noch suchen und fragen konnte - so wie sie selbst. Doch ohne Begleiter konnte sie vor dem Morgen nichts tun. Sie musste warten, bis die Hähne krähten, bis es so hell war, dass Frauen sich wieder allein auf die Straße wagen durften. Dann würde sie Kathi bitten, sich umzuhören und die Schiffer auf die Suche zu schicken. Und sie würde Kowatz ausfindig machen. Sie wollte einen Knüppel mitnehmen
und ein zweites Messer unter dem Rock verstecken. Sollte der Halunke etwas mit Liebhilds Verschwinden zu tun haben, dann würde sie es aus ihm herausbringen.
    Sie fluchte auf die kalte, dunkle Nacht, wegen der sie abwarten musste, statt gleich gehen zu können. Jede Stunde konnte Liebhild weiter von ihr fortbringen. Die Angst, dass ihrer Kleinen ein noch schlimmeres Leid geschehen könnte, lag wie eine kalte Hand um ihr Herz, doch sie schob jeden Gedanken daran weit von sich. Sie wollte nur daran denken, Liebhild zu finden und sie wohlbehalten zurückzuholen.
     
    Der Nachtfrost hatte die Dächer mit Reif überzogen, und auch die Morgenluft war noch so eisig, dass Susanne weißer Hauch vor den Lippen stand.
    Sie hatte nicht darauf gewartet, dass es hell wurde und die anderen sich von ihren Lagern erhoben. Keine Menschenseele war ihr auf ihrem Weg begegnet. Nun stand sie im überfrorenen Schmutz der leeren Gasse und warf Holzstückchen gegen Kathis und Jockels Fensterladen. Wohlweislich hatte sie eine ganze Schürze voll in der alten Werkstatt aufgesammelt und musste alles hochwerfen, bis oben das Fenster geöffnet wurde und Jockel herausschaute. Er zog den strubbligen Kopf sogleich zurück. »Kathi, die Böttcherdeern! Geh mal hinab. Und sag ihr, sie soll pfeifen lernen.«
    Gleich darauf stand Kathi ihr im Nachtgewand und mit unbedeckten Haaren auf der Gasse gegenüber. »Wo brennt es?«
    »Liebhild ist seit gestern Mittag fort. Wir haben die ganze Stadt abgesucht. Sie hat sich nicht nur verlaufen, Kathi. Ich weiß nicht warum, aber jemand hat sie gestohlen. Vor
einer Weile habe ich am Sande Kowatz gesehen. Vielleicht hat er etwas damit zu tun. Kannst du mir helfen? Du und die Schiffer?«
    »Herrje, Mädchen, du siehst aus wie ein Spökegeist. Warte, ich zieh mich an und hole Jockel. Dass du nicht wegläufst!«
    Jockel begrüßte sie mit einem Handschlag. Erst danach knöpfte er sein Wams zu. »Morgen hab ich Arbeit auf einer Kalkfuhre bis Lauenburg. Wenn wir was zu klären haben, dann besser heute. Wie sieht sie aus, deine Schwester?«
    Gleich nachdem Susanne ihm Liebhild beschrieben hatte, küsste er Kathi und lief los. Ebenso wie für seine Frau schien es für ihn zwischen Stehen und Eile keine Gangart zu geben. Diesmal war Susanne dankbar dafür.
    »So, und du und ich, wir gehen erst mal und suchen uns ein Frühstück. Dann machen wir eine Runde und hören uns um.«
    »Ich will kein Frühstück. Können wir nicht gleich gehen?«
    »Wir

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