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Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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lassen würde.
    Natürlich sollte er nicht trinken. Die Soldaten, die am Spätnachmittag an ihm vorübergezogen waren, würden zurückkommen, wenn sie herausgefunden hatten, daß die Höhlenwerkstatt nicht mehr existierte. Ihre mißtrauischen Blicke hatten ihn der Hoffnung beraubt, es mochte sich um von Görenczys Verbündete, um Hilfe gar handeln.
    Danach hatte es gewiß nicht ausgesehen.
    Ihr Auftauchen war ominös. Sie würden ihren Verbündeten in Gössl befragen, und der würde ihnen – hoffentlich – erzählen, daß es einen Gebirgsschlag gegeben hatte und daß niemand überlebt hatte. Man konnte sich freilich auf Zaubersprüche nie hundertprozentig verlassen. Das menschliche Gedächtnis war eine zu komplexe Angelegenheit. Sie würden forschen und um den kleinen See herum nach Antworten suchen.
    Keiner konnte wissen, was Leutnant von Görenczy ausgeplaudert hatte. Diese plötzliche militärische Aktivität mochte auf seine Aussage zurückzuführen sein. Man brauchte nicht unbedingt einen Meister des Arkanen, um Menschen zum Sprechen zu bringen. Andere Mittel erfüllten gemeinhin auch ihren Zweck.
    Die Soldaten würden zurückkehren. Ein Gasthaus voller Ausländer so nahe an einem Waffenprojekt konnte sie nur mißtrauisch machen. Aber jetzt noch mit einer Handvoll Schutzbefohlener durch die Nacht zu fliehen, war noch verdächtiger, als zu bleiben.
    Also sollte er nicht trinken. Er mußte wachsam und aufmerksam bleiben. Doch er war müde, ausgebrannt und hohl und wußte, wenn er sich jetzt hinlegte, würde er nicht schlafen können. Er würde nur Corrisandes blasses, blutverschmiertes Gesicht sehen, ihren zarten, sterbenden Körper in seinen Armen fühlen und die Stimme des Vampirs hören, die ihm riet, sie als Mensch sterben zu lassen.
    Was wußte der verfluchte Kerl vom Tod? Für ihn war das menschliche Leben nichts als eine gedeckte Tafel.
    Unfair. Offenbar konnte er so etwas wie Liebe fühlen. Wenn er so lange gelebt hatte, mußte es Wesen gegeben haben, die ihm wichtig waren. Vielleicht jedoch war einem nach einem so langen Leben nichts mehr besonders wichtig. Menschen starben. Sí lebten weiter.
    Er kippte ein weiteres Glas Schnaps hinunter und fluchte. Schreckliches Zeug. Die ortsansässigen Männer schienen es allerdings zu mögen. Vielleicht gewöhnte man sich daran.
    Er blickte vor sich auf den Tisch. Seine Pistolen waren geladen – zur Sicherheit. Seine Messer waren in seinen Ärmeln verstaut – für alle Fälle ... selbst ein Kalteisenmesser hatte er aus der Höhle mitgehen lassen; es lag nun auch vor ihm. Die Männer in ihrem Berggrab brauchten es nicht, und vielleicht würde es von Nutzen sein. Er konnte es wieder bei sich tragen. Corrisande war nicht mehr da.
    Wieder füllte er das Glas. Er sollte nicht mehr trinken. Wenn er seine eiserne Fassung verlor, mochte er wieder zu einem blindwütigen Mörder werden, einem Gefäß für den Haß aus der Tiefe des Abgrunds. Sein persönlicher Dämon war nie besonders weit von ihm entfernt. Er konnte ihn in sich fühlen. Er hatte ihn gerufen, und Corrisande hatte den Preis dafür bezahlt. Kleine Corry, die ihre Augen geschlossen hatte, ohne sich seiner Liebe sicher zu sein.
    Mit einem weiteren kleinen Schluck wischte er den Gedanken nachhaltig aus seinem Sinn. Liebe – war kein Thema mehr.
    Er hoffte, McMullen ginge es gut. Der Meister hatte Delacroix ein Amulett gegeben – nur so zur Sicherheit – und war frisch gestärkt durch eines seiner Tränklein losgezogen. Gerne nahm er diese Tränke nicht, und das sollte er auch nicht. Sie verliehen ihm nur geborgte Kraft. Energie entstand nicht aus dem Nichts. Was man sich nahm, war man gezwungen zurückzugeben.
    Selbst der Vampir hatte eine Pause gebraucht, um sich von Sonne und Kalteisen zu erholen. Aus den nicht unterdrückten Klängen heftigen Liebesspiels zu schließen, die durch die Holzwände gedrungen waren, war Erholung für den Sí allerdings etwas anderes. Die gute Cérise hatte ihren Spaß gehabt, und kräftig. Er hatte sie stöhnen und aufschreien gehört in den ihm wohlbekannten Tonlagen.
    Als sie noch Delacroix’ Liebste gewesen war, war er vor Zorn fast zersprungen über ihre Untreue. Wütend war er gewesen, enttäuscht, ärgerlich und bitter. Doch nicht gebrochen. Sein Stolz hatte mehr gelitten als sein Herz.
    Er hielt inne, versagte sich ein weiteres Glas Schnaps, das schon auf dem Weg zu seinem Mund war. Er mußte aufhören. Zu brüten. Zu grübeln, ob es richtig gewesen war, Corrisande

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