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Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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seines. Du bist viel redlicher. Du weißt, was du bist. Das kann ich akzeptieren. Mit Leopold verglichen bist du ein Heiliger. Ja, du hast mir unendliche Angst eingejagt. Doch die Gefühllosigkeit, mit der du mich zu morden versucht hast, war viel furchtbarer als die Tatsache selbst. Ich bin nicht dumm. Ich weiß, wie das hier enden wird. Mit jeder Minute, mit jeder Sekunde werde ich mehr und mehr zu deiner Beute. Ich hatte Angst vor dem Schmerz. Du hast mich nicht davor geschützt. Doch ich wußte, daß du nicht du selbst warst, nichts tun konntest. Du warst nicht mehr der Mann, der mich durch den – wenn du mir diesen Lapsus linguae vergeben willst – gottverdammten Berg geleitet hat, der mir Wiegenlieder vorgesungen hat. Jener Angriff in meinem Zimmer war anders. Leopolds Handlanger wollte nicht meinen Tod, er wollte mich demütigen, und das ist ihm gelungen. Er hat mir die Seele zerfetzt. Du hast versucht, sie wieder zu heilen. Ich kann nicht behaupten, daß ich keine Angst vorm Sterben hätte. Ich denke, jeder hat Angst davor, selbst du in gewisser Weise. Doch diese Angst hast du überwunden, als du über das Wasser sprangst – für mich. Fast hast du dich selbst dabei verloren, und mich auch, und ich weiß gar nicht mehr, was ich hier rede. Ich möchte nur, daß du weißt … ach, ich weiß nicht ... daß ich weiß, was du bist. Daß ich respektiere, was du zu sein versuchst. Daß dein Schlaflied in mir schwingt, wenn ich Angst habe.“
    Nun war es an ihm, eine Weile zu schweigen.
    „Gehen wir weiter?“ fragte sie dann. „Ich mag diese Höhle nicht. Ich war mir sicher, daß mich etwas beobachtet hat, als du … geschlafen hast. Nicht, daß ich etwas gesehen hätte, aber ich habe mich wie auf dem Präsentierteller gefühlt. Ich gehe lieber in die Dunkelheit mit dir, als länger allein dieses schimmernde Wasser zu sehen.“
    „Dann gehen wir weiter.“ Er drehte sich um, hielt noch ihre Hand. Seine Züge waren gespannt und unlesbar.
    „Hier ist niemand außer mir, und ich werde dich nicht demütigen. Ich bin ein Jäger, kein Mörder. Ich bin ein Liebhaber, kein Vergewaltiger. Ich demütige meine Opfer nicht. Ich peinige meine Beute nicht. Davor mußt du keine Angst haben.“
    Er fing eine Strähne ihres Haars und befestigte sie an den Überresten ihrer Frisur. Dann grinste er, und sein Gesicht leuchtete auf.
    „Ich kann nicht fassen, daß du überhaupt noch Haarnadeln hast, die die Frisur oben halten. Wäre es nicht einfacher, das Haar offen zu lassen?“
    Sie faßte nach dem jämmerlichen Knoten, in den sie ihre wirren Locken gesteckt hatte, und lächelte reuig.
    „Das ist meine Verbindung zur Zivilisation. Viel ist es nicht, aber es ist alles, was ich habe.“
    Er zog sie hoch und stützte sie.
    „Das stimmt nicht. Dein Geist und deine Seele sind deine Verbindung zur Zivilisation. Sie sind rein und klar wie Diamanten, prickeln wie Champagner und leuchten im Dunkeln.“
    Sie war überwältigt und errötete.
    „Danke für deine hohe Meinung, Arpad.“
    „Gern geschehen.“
    „Hast du je Champagner gekostet?“
    Er lachte.
    „Sie sind phantastisch, Fräulein von Sandling. Mußt du in einem Kompliment nach dem logischen Fehler suchen? Warum kannst du es nicht einfach hinnehmen?“
    „Weil ich es nicht gewohnt bin, Komplimente zu bekommen. Weil nur mein kritischer Verstand mich weitermachen läßt, Arpad.“
    „Dein Intellekt ist beachtenswert. Ordne ihn niemals einem mittelmäßigen Gatten unter!“
    „Die Wahrscheinlichkeit ist nicht groß.“
    „Um auf deine Frage zurückzukommen – ja. Ich habe Champagner gekostet. Er löscht mir weder Durst noch Hunger. Er macht mich nicht betrunken, doch ich mag seinen Geschmack.“
    Einen Augenblick standen sie reglos voreinander. Immer noch hielt er ihre Hand.
    „Wirst du mir noch vertrauen können?“
    Sie antwortete, wie sie es schon einmal getan hatte, und versuchte, es selbst zu glauben.
    „Von ganzem Herzen.“
    Sein Zauber berührte ihren Sinn, und sie erbebte. Seine Hände umfaßten ihr Gesicht, er zog sie zu sich und küßte sie keusch auf die Stirn. Sie schloß die Augen, nahm Abschied von der magischen Helligkeit der Höhle und ließ sich wieder blind in die Dunkelheit führen.

Kapitel 9
    Asko war stolz auf sich. Unter dem prüfenden Blick des Professors und obwohl er nicht allein an der Maschine gearbeitet hatte, war es ihm gelungen, unbeobachtet zwei Verbindungen zu verbiegen und einige Schrauben zu lockern, um sie in den Eingeweiden der

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