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Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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Maschine zu verlieren, wo sie hoffentlich kräftig stören würden. Man hatte ihn nicht erwischt. Wahrscheinlich war es dumm gewesen, es zu versuchen, doch irgend etwas hatte er tun müssen. Nichts zu tun war ihm nicht mehr möglich.
    Die Begegnung mit dem Wassermann hatte ein Bild in seine Gedanken geätzt. Halb wollte er glauben, er habe nur geträumt, halb schalt er sich unmännlich, weil er die unangenehme Wahrheit nicht erkennen wollte. Es war geschehen. Höchstwahrscheinlich. Askos gesamtes Sein wehrte sich gegen das Erlebte.
    Zudem gab es da seine eigene unerklärliche Wollust, mit der er sich auseinanderzusetzen hatte. Er war als gehorsamer katholischer Junge aufgewachsen. Manche Dinge waren für ihn indiskutabel, und in der Tat hatte er sie noch nie erörtert. Er hatte sich nicht einmal erlaubt, darüber nachzudenken. Daß er sich von einem Mann angezogen fühlen konnte, hatte er nie glauben wollen, nicht so, und schon gar nicht von einem Feyon.
    Dennoch hatte er innerlich gelodert, hatte ein Begehren nach einer Kreatur verspürt, die lediglich herablassend mit ihm spielte, ihn in seinem moralischen Gefüge hin und her schubste, seinem Charakter einen Schlag auf die Justierung gab. Was hatte der Sí damit gezeigt, außer daß es ihm leichtfiel, Sterbliche zu manipulieren? Nicht mehr als das. Asko war sicher, das Wesen hätte einen Weg gefunden, seinen Widerstand zusammen mit Schuldgefühlen und Hemmungen hinwegzufegen, hätte es ihn tatsächlich besitzen wollen. Sie wären zu nichts zerbröselt wie sein Schutzamulett. Allein der Gedanke, daß ihm das hätte widerfahren können, brannte als Beweis seiner eigenen Schwäche in seiner Seele und schmerzte um so mehr, als er den Nachhall seiner Reaktion noch spüren konnte. Er verbot sich jede Spekulation darüber, ob er es vielleicht gemocht hätte.
    Er hatte niemandem von der Begegnung erzählt. Marhanor hatte aber gespürt, daß etwas geschehen war, und ihn gefragt, wo sein Amulett war. Er habe es verloren, hatte er gesagt. Der Meister hatte ihm ein neues gegeben, einen Silberanhänger, der auf seiner wunden Haut rieb.
    Die Laune in den Höhlen war auf dem Tiefpunkt, die Disziplin der Männer nie schlechter gewesen. Wenigstens waren die beiden Männer, die ausgezogen waren, um mehr über die ersten vier Jäger zu erfahren, Gärtner und Karner, wieder da und hatten etwas zu berichten. Die vier Kollegen hatten keinen Feyon gefunden, waren dann jedoch gen Aussee gegangen, um eine Spur zu verfolgen.
    Diese Nachricht hatten sie vom Verbindungsmann in Grundlsee. Jetzt mußten sie abwarten. Bislang war keiner zurückgekommen, was dafür sprach, daß sie vielleicht wirklich etwas Wichtiges entdeckt hatten.
    Asko hoffte, daß es nicht Udolf war. Oder Corrisande.
    Er erinnerte sich an den Kuß, den einen Kuß, den sie ihm geschenkt hatte, bevor er wußte, was sie war, und bevor Delacroix sie eroberte. Ein süßer Kuß war es gewesen, zärtlich und unschuldig.
    Er verbannte die Erinnerung aus seinen Gedanken. Vorbei und vergessen.
    Dann sah er wieder die schmalgliedrige Feyonhand, wie sie über das Haar der Menschenfrau strich, die auf dem Boden lag, im Dunkel, hilflos und zerschlagen. Ihm wurde plötzlich klar, daß der Mann, mit dem sie unterwegs war, sich nicht sehr von jenem unterschied, der ihn am Nachmittag herausgefordert hatte. Er würde sie nehmen, wenn und wann immer er wollte. Wenn seine manipulatorischen Fähigkeiten denen des Wasserfürsten ähnelten, hatte sie keine Chance, ihm zu widerstehen, und der Sí hielt nicht den angemessenen Abstand. Die Hand in ihrem Haar wirkte tröstlich, doch sie brachte auch einen Anspruch zur Geltung. Er hatte sie angefaßt wie jemand, der an seinem Recht dazu nicht zweifelte, und sie hatte sich gegen die Zärtlichkeit nicht gewehrt. Er schloß die Maschine und sah den Professor an.
    „Mehr können wir nicht tun, Herr Professor“, sagte er. „Wir haben alles überprüft. Was wir jetzt brauchen, ist Munition.“ Graf Arpad. Er sprach von einem Lebewesen.
    Der Erfinder sah ihn an und nickte. „Sie haben wahrscheinlich recht. Machen wir Schluß. Für morgen haben wir alles überprüft. Morgen haben wir Munition. Marhanor sagt, er kommt näher. Morgen können wir testen.“
    Asko hielt seinen Gesichtsausdruck neutral und nickte.
    „Was ist mit dem Mädchen?“ Er sah seinem Vorgesetzten direkt in die Augen, als wolle er den Mann zwingen, sich damit zu befassen.
    Doch der Professor lächelte.
    „Mein lieber junger Freund.

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