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Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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hinter seinem Rücken, aus der Richtung, aus der Herr Meyer gekommen war. Bevor sie noch genau hinsehen konnte, gellte ein Schuß durch die Höhle, und ihr Freund stürzte ihr entgegen. Er wandte sich um, sprang noch im gleichen Moment, doch ein zweiter Schuß streckte ihn nieder. Zum zweiten Mal innerhalb von drei Tagen hatte man ihn ins Herz getroffen.

Kapitel 17
    Charly schrie und warf sich ihrem Freund entgegen, als könnte sie ihn schützen oder halten oder ihm Schmerz ersparen. Sie ging in die Knie, mit ihm im Arm. Seine Augen waren geschlossen. Er sah tot aus.
    Sie hielt ihn in ihren Armen umschlungen und fühlte, wie klebriges Blut auf seinem Rücken durchs Hemd sickerte. Die Kugel hatte ihn nicht durchschlagen. Wo er das Hemd noch nicht zugeknöpft hatte, konnte man seine nackte Brust sehen, bleiche, seidige Haut.
    „Arpad! Arpad, bitte! Sag etwas!“
    Er hing leblos in ihren Armen, und ihr wurde erst bewußt, was für einen Anblick sie bot, als sie der vier Paar Beine gewahr wurde, die um sie herum standen. Ohne ihren Freund loszulassen, blickte sie hoch und fand Leopolds Blick. Dieser war wie der von Meyer voller Verachtung.
    Sie wußte, was er sah, ein verweintes, verquollenes Gesicht voller roher Emotion. Ein zerrissenes Kleid, unbedeckte Beine. Ihr Haar fiel ihr ungekämmt in wirren Locken den Rücken hinunter. Sie war schmutzig, völlig verdreckt. Wahrscheinlich roch man, daß sie tagelang keine Seife gesehen hatte. Und sie hielt einen unkorrekt bekleideten Mann in den Armen.
    „Nun denn“, sagte der Mann, den sie hatte heiraten wollen. „Du siehst grauenhaft aus. Genau wie die Hure, die du bist. Hattest du Spaß? Hat dich dieser Idiot, Meyer, mit einer widernatürlichen Kreatur zwischen den Beinen vorgefunden?“
    Beinahe. Er hatte sie beinahe so vorgefunden. Doch sie sagte nichts. Sie sah in die giftigen grünen Augen und verlor vollständig das Interesse an ihnen. Sie blickte wieder auf die totengleiche Gestalt, die sie in den Armen hielt. Leopold bedeutete gar nichts.
    Aus dem Augenwinkel konnte sie sehen, wie er zwei Männern ein Zeichen gab. Die nahmen sie bei den Armen und zogen sie von dem Feyon fort. Sie wehrte sich kaum. Sie war nicht mehr stark genug für einen Kampf. Gegen vier Männer konnte sie nur verlieren. Vielleicht würden sie sie in Ruhe lassen, wenn sie sich nicht wehrte.
    Sie spürte und roch Arpads Blut. Ihre Sinne waren seltsam wach.
    „Ich muß schon sagen, ich bin ein wenig erstaunt, daß du überhaupt noch lebst“, fuhr von Waydt fort. „Ich hätte gedacht, du wärst schon längst tot. Seid ihr gemeinsam durch den Berg gezogen? Hat er alle deine Bedürfnisse befriedigen können, meine Liebe?“
    Sie antwortete nicht darauf, sah den Mann, der zu ihr sprach, nicht einmal an. Er war nichts, sagte sie sich. Er war gar nichts. Und es war unerheblich, was er über sie dachte.
    „Willst du mir nicht antworten, Charlotte?“
    Diesmal sah sie hoch. Ein stattlicher Mann war er, sah recht gut aus. Wieder sah sie den hoch aufgeschossenen Jungen vor sich, der sie vor Jahren besucht hatte. Sie hatte ihn nie gemocht, das wurde ihr eben klar. Doch die Freiheit, ihn nicht zu mögen, hatte ihr nicht zugestanden. Nun leuchtete sein Charakter aus seinen Augen, und sie konnte ihn mit einer Klarheit erkennen, die sie nie zuvor gefühlt hatte. Heirate ihn nicht, er ist kein netter Mann, hatte ihr dunkler Gefährte ihr gesagt, ohne je mit ihm gesprochen zu haben. Jetzt sah sie es auch. Ihre Wahrnehmung war eigentümlich scharf.
    „Nein“, gab sie zur Antwort und lächelte ihn kalt an. „Er konnte nicht alle meine Bedürfnisse befriedigen. Ich bin sehr hungrig. Ich habe tagelang nichts gegessen. Und – auch wenn du weder das Herz, noch den Verstand hast, das zu begreifen, Leopold – er war ein Gentleman wie du in deinem ganzen, unwichtigen Leben nie einer sein wirst. Ich weiß nicht, was du mit soviel brutalem Ehrgeiz zu erreichen suchst, doch vermutlich ist es einfach nichts. So wie du auch einfach nichts bist. Einmal tief durchatmen, und man hat dich schon vergessen.“
    Sein Gesichtsausdruck änderte sich geringfügig. Sie hatte ihn getroffen. Er wollte ernst genommen werden, respektiert werden. Das konnte sie spüren. Sie konnte nichts gegen ihn unternehmen, nur den Respekt konnte sie ihm verweigern. Das war nicht viel, doch es war alles, was ihr blieb.
    Er begann jedoch nicht mit ihr zu streiten. Sein Blick schwenkte von ihr fort, hinüber zum bewußtlosen Meyer hinter ihr. Sie

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