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Sam & Emily: Kleine Geschichte vom Glück des Zufalls (German Edition)

Sam & Emily: Kleine Geschichte vom Glück des Zufalls (German Edition)

Titel: Sam & Emily: Kleine Geschichte vom Glück des Zufalls (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Goldberg Sloan
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später wieder aufwachte, lag Sam mit offenen Augen da und starrte auf die dicken Wolken, die sich über ihnen zusammengebraut hatten. Hoffentlich fing es nicht an zu regnen.
    Riddle sah seinen Bruder an und sagte: »Ich hab Hunger.«
    Sam nickte kaum merklich.
    »Ich hab kleine Fische im Fluss gesehen.« Das sagte
Riddle gleichermaßen zu sich wie zu seinem Bruder.
    Er mochte keinen Fisch. Aber Sam mochte ihn. Deshalb sagte er: »Ich würde jetzt sogar ein Fischsandwich essen. Sogar eins mit dieser ekligen Soße drauf.«
    Riddle wühlte in seiner Hosentasche, zog alle Teile des zerlegten Kugelschreibers heraus und spielte wieder mit der lang gezogenen Spirale herum.
    Sam sah ihm zu und fand, dass das Metall scharf aussah. »Pass auf damit. Schneid dich nicht an dem Ding.«
    Sam schloss die Augen.
    Riddle zerrte weiter an dem verbogenen Metalldraht. Sam schlug die Augen wieder auf. Riddle spielte immer noch mit dem Ding. Aber Sam war nicht in der Verfassung, sich mit ihm herumzustreiten. Er schloss die Augen. Riddle holte tief Luft und sagte: »Vielleicht können wir ja einen Fisch fangen.«
    Sam lag weiter mit geschlossenen Augen da. »Vielleicht.«
    Jetzt hatte Riddle Tränen in den Augen. »Ich weiß aber nicht, wie man Fische fängt.«
    Sam öffnete die Augen.
    Wenn Riddle sich erst mal auf was versteifte, dann ließ er nicht mehr so schnell locker. Nicht einmal an den guten Tagen. An einem Ende war die Metallfeder noch ein klein wenig eingerollt, und Riddle versuchte, sie gerade zu biegen. Das Licht fing sich in ihr und hob ihre scharfe Spitze noch hervor.
    »Leg jetzt mal die Kugelschreiberteile weg. Und nimm lieber die hier…«
    Sam trug immer noch die alte goldene Armbanduhr von Emilys Großvater am Handgelenk. Sie hatte den Sturz überlebt.
    Riddle war von Anfang an fasziniert von ihr gewesen. Er hatte Sam schon oft gefragt, ob er die Rückseite abnehmen und ihr Innenleben anschauen dürfe, aber Sam hatte es ihm nie erlaubt.
    Jetzt sah ihn Riddle mit großen Augen an. »Darf ich sie auseinandernehmen? Ich passe auch gut auf.«
    Sam antwortete nicht mal. Seinen Arm konnte er nicht bewegen, das tat viel zu weh. Aber er spürte, wie
Riddle das Uhrenarmband öffnete und ihm die Uhr vom Arm streifte. Es war das Letzte, woran er sich an diesem Tag erinnern konnte.
    ***
    Mit dem Daumennagel hebelte Riddle die Rückseite der Armbanduhr auf. Das Uhrwerk war unfassbar schön. Schon der Anblick der sich bewegenden glänzenden Einzelteile wirkte beruhigend auf Riddle. Jetzt wollte er natürlich gleich den ganzen Mechanismus auseinandernehmen. Mit Hilfe des Clips am oberen Ende des Kugelschreibers gelang es ihm, den Glasdeckel von der Oberseite der Uhr zu lösen. Behutsam legte er ihn auf die Kiefernnadeln neben sich am Boden und fuhr mit seiner Arbeit fort.
    Die Sonne schien noch immer warm auf ihn herunter und Riddle bekam Durst. Er stand auf und schöpfte mit seinem Schuh Wasser aus dem Fluss. Als er an seinen Platz zurückkam, fiel zufällig ein Wassertropfen, der noch an seinem Kinn hing, auf das leicht gewölbte Uhrenglas.
    Und während Riddle fortfuhr, den komplizierten Mechanismus der goldenen Uhr zu untersuchen, fiel ein Sonnenstrahl auf ebendiesen Tropfen auf dem gewölbten Glas und die intensive Lichteinstrahlung verwandelte einen winzigen Fleck in einen Brennpunkt.
    Eine der Kiefernnadeln, die trocken war wie Zunder und genau im richtigen Winkel zu dem Brennpunkt lag, begann zu schwelen. Riddle roch es schon, bevor er es sah.
    Und er brauchte nicht lange, um zu begreifen, dass er rein zufällig auf etwas sehr Bedeutsames gestoßen war: auf Feuer.
    ***
    Sam schlug die Augen auf. Kaum hatten sie sich an die Dunkelheit gewöhnt, erblickte er Riddle, dessen Gesicht in den rötlichen Schein der Flammen getaucht war.
    Er musste in der Hölle gelandet sein. »Nein…!«
    Doch Riddle wirkte absolut euphorisch. »Ich habe Feuer gemacht. Mit dem Uhrenglas. Jetzt haben wir es endlich warm. Und können uns was zu essen kochen. Aber wir haben nichts, was wir kochen könnten. Ich werde uns was suchen. Versprochen. Weil wir jetzt Feuer haben.«
    ***
    Aber am nächsten Tag aßen sie wieder die weißen knackigen Rohrkolbenstiele und tranken dazu von dem eisigen Wasser.
    Als Riddle, um sich abzulenken und zu trösten, wieder mal die Kugelschreiberteile aus der Hosentasche kramte, fiel Sams Blick erneut auf die Spirale, die, wie ihm erst jetzt auffiel, durchaus das Zeug zu einem Haken hatte.
    Riddle hatte einen ausgeprägten

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