Sams im Glück
weitergehen:
Auch seine Frau, die ich schon kannte,
als sie sich noch Frau Rotkohl nannte.«
»Nicht schlecht!«, lobte das Sams.
Herr Taschenbier dichtete weiter:
»Ich mag euch wirklich sehr, euch zwei …«
Er überlegte.
»Genau wie euren Papagei«, schlug das Sams vor.
»Noch lieber als Kartoffelbrei«, sagte Betty, die sich bis jetzt noch nicht zu Wort gemeldet hatte.
»Jetzt werdet bitte nicht albern«, sagte Frau Taschenbier. »Was reimt sich denn auf ›zwei‹?«
»Wieso? Herr Mon ist doch stolz auf seinen Rotschwanzpapagei«, maulte das Sams.
»Ich hab’s«, sagte Herr Taschenbier:
»Ich mag euch wirklich sehr, euch zwei,
und komme jetzt bei euch vorbei.«
Frau Taschenbier schüttelte den Kopf. »Du kannst nicht behaupten, dass du jetzt vorbeikommst, wenn du schon längst drinnen bist und deine Rede hältst.«
»Auch wieder wahr«, sagte Herr Taschenbier.
»Opa, dann sag doch: und komme immer gern vorbei«, schlug Betty vor und wurde dafür sehr gelobt.
»Jetzt musst du aber endlich zur Gratulation kommen«, sagte Frau Taschenbier.
»Ja, ja.« Herr Taschenbier überlegte. Dann hatte er es:
»Zum heutigen Geburtstagsfeste
wünsche ich das Allerbeste.
Glück und Freude sowieso …«
»… und viel Erfolg mit deinem Zoo«,
vollendete das Sams und wurde ebenfalls sehr gelobt.
»Nun lies bitte mal das ganze Gedicht vor!«, bat Herr Taschenbier seine Frau.
»Hören wir uns an, ob es so geht«, sagte sie.
»Unsern lieben Nachbarn Mon
kenne ich seit Jahren schon.
Auch seine Frau, die ich schon kannte,
als sie sich noch Frau Rotkohl nannte.
Ich mag euch wirklich sehr, euch zwei,
und komme immer gern vorbei.
Zum heutigen Geburtstagsfeste
wünsche ich das Allerbeste,
Glück und Freude sowieso
und viel Erfolg mit deinem Zoo!«
»Ich bin zufrieden«, sagte Herr Taschenbier.
»Sehr schön gut, wenn nicht sogar brauchbar«, stellte auch das Sams fest.
»Am besten, du lernst das Gedicht auswendig, Bruno«, schlug Frau Taschenbier vor. »Wenn Anton es hört, kann er nicht mehr böse sein. Glaub mir: Das wird eure Versöhnung.«
»Ich kann mir das Gedicht bestimmt nicht merken«, sagte Herr Taschenbier. »Ich bleibe in der Mitte stecken und weiß nicht weiter.«
»Hier, nimm den Zettel!«, sagte seine Frau. »Nimm ihn mit. Dann liest du das Gedicht einfach ab. So kann nichts schiefgehen.«
Leider sollte sie nicht recht behalten. Es ging einiges schief bei Herrn Taschenbiers Rede!
Zwei Tage später war es so weit.
Herr Taschenbier und seine Frau hatten sich fein gemacht. Er hatte sich sogar eine Krawatte umgebunden. Betty hatte ihr rosafarbenes Lieblingskleid aus einem ihrer Koffer geholt und angezogen. Alle Koffer hatte sie nämlich immer noch nicht ausgepackt, obwohl ihre Oma angeboten hatte, ihr dabei zu helfen.
Das Sams hatte zu Hause bleiben müssen. Herr Taschenbier hatte Angst, es könnte den ganzen Geburtstagskuchen auffressen und damit gleich für schlechte Stimmung sorgen.
Erst hatte das Sams laut protestiert. Aber als Frau Taschenbier versprochen hatte, ihm drei Stück Kuchen mitzubringen, war es zufrieden gewesen.
Der Kaffeetisch bei Mons war fein gedeckt. Frau Mon hatte wieder ihren berühmten Apfelkuchen gebacken, Frau Taschenbier hatte eine Schokoladentorte mitgebracht.
Außer Herrn und Frau Taschenbier mit Betty saßen noch sechs andere Gäste am Tisch. Alles Verwandte von Herrn und Frau Mon.
Als die ersten Kaffeetassen geleert waren, flüsterte Frau Taschenbier ihrem Mann zu: »Jetzt sollte deine Rede kommen, Bruno. Hast du den Zettel mit dem Gedicht?«
»Ja, den habe ich«, sagte Herr Taschenbier, zog den Zettel aus der Anzugtasche und klopfte mit dem Löffel an die Tasse. Sofort stockten alle Gespräche. Man schaute ihn erwartungsvoll an.
Herr Taschenbier fing an:
»Unsern lieben Nachbarn Mon
kenne ich seit Jahren schon.«
Hier machte er eine Pause und blickte grinsend in die Runde.
»Sprich doch weiter!«, flüsterte ihm seine Frau zu.
Herr Taschenbier wiederholte:
»… seit Jahren schon.«
Wieder hörte er auf, betrachtete den Zettel in seiner Hand, roch daran und begann ihn genüsslich zu verspeisen.
»Papier schmeckt niemals nicht schlecht«, belehrte er die verblüfften Gäste. »Aber Buntstifte sind ziemlich viel besser, wenn nicht sogar schmackhafter.«
Frau Taschenbier schlug entsetzt die Hände vors Gesicht.
Herr Taschenbier sagte zu ihr: »Keine Angst, Mara. Ich kann auch ohne Zettel dichten.«
Zum dritten Mal wiederholte
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