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Samstags, wenn Krieg ist

Samstags, wenn Krieg ist

Titel: Samstags, wenn Krieg ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Wolf
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Ich hab ihm mal eine geballert, als er in die Mädchenkabinen geguckt hat. Mensch, Siggi, der hat zwar den Verstand eines Dreijährigen, aber den Körper eines erwachsenen Mannes. Der fordert sein Recht. Sein Schwanz ist vom vielen Wichsen doch schon ganz wund.“
    „Weiß es jemand? Ich meine, hast du es irgendwem erzählt?“
    Für einen Moment fürchtet Wolf, Siggi könnte ihn als lästigen Zeugen aus dem Weg räumen wollen, aber dann sagt er es doch: „Nein. Natürlich nicht.“
    „Danke, Wolf. Danke.“
    Wolf hat zunächst gewonnen und fühlt sich gut. Aber er ahnt, dass Siggi über kurz oder lang drauf kommen wird. Zu viel in ihm sträubt sich dagegen.
    Er wird Gründe suchen, warum Yogi es nicht gewesen sein kann und wenn er das konsequent zu Ende denkt, dann kann nach dem, was heute hier vorgefallen ist, nur noch einer der Mörder sein: Du! sagt die hämische Stimme, die Wolf keinen Sieg gönnt und noch nie einen gegönnt hat.

60
    Maria geht zu Fuß nach Hause. Ihre Schwägerin ist angekommen. Sie freut sich darauf, sie wiederzusehen. Die ganze Familie glaubt an Ginos Unschuld.
    Zwei Onkel sind mit dem Nachtzug unterwegs. Sie werden morgen eintreffen. Einer ist Rechtsanwalt. Ziemlich reich. Er vertritt eine Immobilienfirma. Aber in Deutschland ist er als Anwalt nicht zugelassen. Trotzdem wird sein Erscheinen etwas nutzen.
    Der Fahrstuhl kommt. Maria steigt ein. Die Tür schließt sich mit metallenem Geräusch. Sie ist nur noch einen Spalt breit offen, da hält jemand eine Hand zwischen die Lichtschranke.
    Die Tür öffnet sich wieder. Noch bevor Maria sein Gesicht sieht, weiß sie, wer es ist: Dieter Koslowski.
    Sie schreit und versucht hektisch, ihre Tasche zu öffnen. Das neue Reizgasfläschchen! Schnell!
    Er packt ihre Tasche, reißt sie ihr von der Schulter. Die Tasche fliegt in eine Ecke.
    Schon ist er bei Maria im Fahrstuhl. Die Tür schließt sich hinter ihm, als ob alles in Ordnung wäre. Sie sitzt in der Falle.
    „Ich hab den Bullen nichts verraten. Lass mich in Ruhe! Wir vergessen das ganz einfach, ja?“
    Maria redet, und die Angst in ihrer Stimme geilt Dieter auf. Sie wird jetzt alles sagen, nur um ihn zu besänftigen. Sie wird versuchen, ihn zu umgarnen und zu bezirzen, und sie wird doch wissen, dass es sinnlos ist.
    Das macht ihm Spaß. Es ist der halbe Genuss. Er sagt nichts. Es ist nicht nötig. Die Angst ist geschwätzig, wenn sie nicht stumm macht.
    Dieter drückt auf K. Kellergeschoss.
    Maria lächelt ihn an. „K…komm doch mit zu mir rauf. Es ist niemand da. W…wir haben die ganze Wohnung für uns. Ich will dich nicht reinlegen, wirklich nicht. Im Grunde mag ich dich. Ehrlich. Ich kann dich eigentlich richtig gut leiden. Ich erinnere mich sogar an deine Lieblingspizza. Margherita, stimmt’s? Oder nein, warte, Tonno. Ja, genau, mit Thunfisch und Peperoni. Dazu ein Bier. – In dir steckt doch ein guter Kerl. Ich meine … wenn du nicht immer versuchen wurdest, so auf hart und brutal zu machen …“
    Der Fahrstuhl hält. Sie spürt es im Magen.
    Die Tür öffnet sich viel zu schnell. Er stößt sie hinaus ins Dunkle. Er nimmt ihre Tasche vom Boden und folgt ihr.
    „Was … was hast du denn jetzt vor?“
    Sie geht rückwärts. Das Gesicht immer ihm zugewandt.
    Dieter zieht sein Messer aus der Tasche, lässt es aufspringen und hält es ihr an den Hals. Dorthin, wo die blaue Ader pocht. Er lässt das Messer tiefer gleiten. Immer im Kontakt zu ihrer Haut. Jetzt ist die Spitze auf dem T-Shirt angekommen. Er piekst ihr in die Brust, umrundet ihre Warzen. Er möchte gern ihr T-Shirt mit einem Schnitt zerteilen. Er hat das mal im Kino gesehen und es hat ihn damals sehr angemacht. Allein wegen der Szene ist er dreimal in den Film gegangen. Öfter war es nicht möglich, denn er wurde abgesetzt.
    Er fürchtet aber, es könnte nicht klappen. Im Film sieht so etwas gut aus. Im Leben kann es schiefgehen, denkt er. Das Messer ist zu stumpf oder der Stoff zu gut. Es gibt viele Möglichkeiten.
    Darum sagt er so entschlossen wie möglich: „Zieh dich aus, Itakerschlampe.“
    Vielleicht ist es das Wort „Itakerschlampe“, das den Widerstandsgeist in Maria erneut entfacht. In ihr flammt etwas auf, das nicht mehr schicksalsergeben ist.
    Sie springt nach hinten, bringt so eine Distanz zwischen sich und die Messerspitze und dann rennt sie los. Sie springt über Kisten und Bretter, wirft Fahrräder um und sucht eine Waffe.
    Da ist ein Lichtschalter. Aber sie knipst das Licht nicht an. Die Dunkelheit

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