Samtpfoten im Schnee
warten schon.«
»Oh, darf ich mich anschließen?«, fragte Miss Hamlin.
»Ich würde die Kinder so sehr gern begrüßen - besonders den kleinen Liebling Joy. So ein süßes Kind.« Sie warf dem Vater des süßen Kindes einen bedeutungsvollen Blick zu.
»Natürlich. Ihr alle seid dort herzlich willkommen.« Irene machte eine einladende Armbewegung.
»Später, bitte«, sagte Meghan. »Ich möchte zuerst den Rei-sestaub loswerden.«
»Ihr jungen Leute geht schon mal voraus.« Lady Hamlin winkte auffordernd. Ihre Tochter, die rasch ihr Cape abgelegt hatte, schloss sich Justin Wingate an, und das Quartett überließ die verbleibenden drei Gäste der Obhut Mrs. Ferris'.
Meghan lächelte wehmütig darüber, zu den Älteren ge-zählt zu werden, aber sie war froh, dass sie den Besuch bei den Kindern hatte aufschieben können. Sie plauderte liebenswürdig mit Mrs. Ferris, die sie von früheren Besuchen her kannte. In ihrem Zimmer legte Meghan das Reisekostüm ab und machte sich frisch. Nachdem sie das Miniaturporträt ihres Sohnes behutsam auf den Nachttisch gestellt hatte, legte sie sich hin, um sich ein wenig auszuruhen, während Betsy verschwand, um das Kleid zu richten, das Meghan am Abend tragen wollte.
Nun, das ging nicht allzu schlecht, sagte sie sich. Sie wür-de sich bei Lord Justin noch entschuldigen müssen, aber zumindest bei der Begrüßung war er sehr freundlich gewesen.
Zu ihrer Überraschung schlief sie tatsächlich ein, denn plötzlich war Betsy da, schüttelte sie an der Schulter und sagte ihr, dass die Ankleideglocke geläutet habe.
Meghans Kleid war von einem tiefdunklen Blau, das die blaue Schattierung ihrer grauen Augen betonte. Der eckige Ausschnitt war sittsam und ließ nur ansatzweise die Rundung des Busens ahnen. Betsy richtete ihr das Haar auf die gewohnt schlichte Weise - eine Frisur, die ganz und gar zu einer Frau passte, die Witwe war und dies auch zu bleiben gedach-te. Mit diesem Gedanken steckte Meghan noch eine Locke fest, die sich vorwitzig aus der strengen Frisur gelöst hatte.
Als sie das Gesellschaftszimmer betrat, stellte sie fest, dass während des Nachmittags noch weitere Gäste eingetroffen waren. Die Zahl der Anwesenden war auf mehr als ein Dutzend angestiegen. Meghans Aufmerksamkeit richtete sich auf Lord Justin Wingate. Lady Hamlin und ihre Tochter standen nah bei ihm und schienen sich in seiner Gesellschaft ganz und gar wohl zu fühlen, denn Georginas perlen-des Lachen klang oft auf. Meghan war nicht überrascht, als sich herausstellte, dass die junge Schönheit seine Tischdame war. Was sie jedoch mit Überraschung zur Kenntnis nahm, war, dass ihr dies einen neidvollen Stich versetzte.
Später, nachdem die Damen sich zurückgezogen hatten, ergab sich für Meghan ein ungestörter Augenblick, in dem sie Irene fragen konnte: »Verfällst du in alte Gewohnheiten, liebe Freundin?«
Irene reagierte mit gespieltem Ärger. »Wie bitte? Was meinst du nur damit?«
»Versuchst du, eine Ehe zwischen dem Bruder deines Gatten und deiner Cousine zu stiften?«
»Hm, eigentlich nicht. Warum fragst du?«
»Nur so. Sie ist ein sehr schönes Mädchen, und man hat mir einmal gesagt, dass die Wingates sich ihren Ehegatten üblicherweise unter den Hamlins auswählen. Und du bist dafür bekannt, gern die Ehestifterin zu spielen.« Meghan schmunzelte, als die Freundin sie bedeutungsvoll ansah.
»Wenn auch nicht immer unbedingt erfolgreich ... Aber, um deine Frage zu beantworten - j a und nein.«
Meghan verdrehte die Augen. »Oh, das beantwortet sicherlich die Frage.«
»Es ist richtig, dass auch Belinda meine Cousine war -
ein anderer Zweig der Familie als der Georginas. Und Justin gefällt es, verheiratet zu sein, glaube ich zumindest, aber ich bin nicht sicher, dass sein Interesse in diese Richtung geht.«
Irene wies mit einem Kopfnicken in Richtung Georgina.
»Und ihre?« Die Frage war heraus, ehe Meghan denken konnte.
»Oh, ich denke, an ihrem Interesse gibt es keinen Zweifel.
Schließlich ist Justin ein sehr begehrtes Objekt auf dem Heiratsmarkt.«
»Also spielst du doch wieder die Ehestifterin!«
Irene zuckte die Schultern. »Was sein wird, wird sein. Ich habe eine Reihe von Leuten eingeladen, die ungebunden sind - einschließlich dir, meine Liebe.«
»O nein! Du vergeudest deine Zeit, wenn du versuchst, deine Kunst bei mir wieder anzuwenden!« Die Worte waren heftiger herausgekommen, als Meghan es beabsichtigt hatte.
Irenes Augen waren voller Mitgefühl. »War es so
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