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Samtpfoten im Schnee

Samtpfoten im Schnee

Titel: Samtpfoten im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathleen Clare
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der wie sie nur ein Buch zurückstellen oder eines holen wollte. Wer immer es auch sein mochte, er schien an den Schreibtisch gegangen zu sein und dort zu verweilen.
    Meghan spähte um die Ecke des Sofas. Justin. Nun, er war der Letzte, den sie im Augenblick sehen wollte. Aber wenn er nicht in ein paar Minuten wieder gehen würde, müsste sie sich ihm bemerkbar machen.
    Erneut wurde die Tür geöffnet und dann geschlossen.
    War er endlich gegangen? Meghan lugte hinter der Lehne hervor und zog sich rasch zurück, als sie die einschmeichelnde Stimme Georgina Hamlins hörte.
    »O Justin. Ich bin so glücklich, dass wir diesen Augenblick zusammen haben.«
    »Miss Hamlin? Gibt es etwas Besonderes, das Ihr wünscht?
    Es ist nicht schicklich für Euch, mit mir allein zu sein. Aber das wisst Ihr ja vermutlich selbst, nicht wahr?« In seiner Stimme schwang ein Hauch von Ironie mit.
    »Pah!« Meghan hörte, dass Miss Hamlin mit den Fingern schnippte. »Um dummes Gerede kümmere ich mich so viel!«
    »Mag sein«, erwiderte er. »Aber ich bin überzeugt, Eure Eltern - besonders Eure Frau Mama - vertreten eine konser-vativere Ansicht über die Etikette, nach denen sich die Gesellschaft richtet.« Meghan hörte eine Bewegung und nahm an, dass Justin zur Tür gegangen war.
    Es folgte das Rascheln von Röcken, dann die kehlige Stimme des Mädchens. »Aber Justin, mein Liebling, freust du dich nicht über die Gelegenheit, ungestört mit mir zusammen zu sein?«
    Meghan drückte sich tiefer in das Sofa. Warum hatte sie Justin nicht sofort wissen lassen, dass sie hier war? Wie peinlich wäre es für alle Beteiligten, wenn sie sich jetzt bemerkbar machte!
    »Miss Hamlin. Georgina.« Seine Stimme klang gedämpft.
    Meghan schloss daraus, dass er versuchte, sich von Georgina zu befreien.
    »Möchtest du mich nicht küssen?« Miss Hamlin hörte sich an, als spräche sie mit gespitzten Lippen. »Unser Kuss auf dem Ball war wie ein Versprechen ...«
    »Miss Hamlin. Bitte.« Seine Stimme klang noch immer ge-dämpft. »Ihr habt das missverstanden. Das war kein ... ich will sagen ... solche Dinge nimmt doch niemand ernst.«
    Ist das so?, dachte Meghan und hielt den Atem an, während sie darauf hoffte, ihm möge bald die Flucht gelingen.
    Denn das schien das Einzige zu sein, was er beabsichtigte.
    Plötzlich wurde die Tür zur Bibliothek aufgestoßen, und die schroffe Stimme Lady Hamlins ertönte. »Ich muss schon sagen! Was geht hier genau vor? Georgina? Lord Justin?«
    »O Mama ... ich ...Justin und ich haben nur ...«
    »Du nennst ihn bereits Justin    »Ihr einen Antrag machen?« Justins Stimme klang verzerrt. »Sie ist seit weniger als fünf Minuten in diesem Raum.
    Sogar ich brauche für das, woran Ihr offensichtlich denkt, länger als das.«
    »Wie soll ich wissen, wie lange ihr zwei schon allein und vertraulich gewesen seid?«, fragte Lady Hamlin.
    »O Justin, mein Geliebter, ich fürchte, wir sind ertappt worden!«, rief Georgina in einem Ton aus, der nicht ganz frei von Triumph war.
    Ein lautes Geräusch ließ Meghan zusammenzucken. Es hatte sich angehört, als habe jemand mit der Faust auf hartes Holz geschlagen. »Jetzt hört mir gut zu, Madam«, knurrte Justin, »ich habe nicht die Absicht, Eurer Tochter einen Antrag zu machen. Selbst wenn ich zuvor einen solchen Gedanken gehegt haben sollte, würde diese Szene diesen sicherlich im Keime erstickt haben.«

    »Bitte, Justin, Liebling«, flehte Georgina. »Mein Ruf wird ruiniert sein. Und wir könnten doch so glücklich sein ...«
    »Glücklich?« Er klang verächtlich. »Ich könnte glücklich sein mit einer hohlköpfigen, kleinen Intrigantin? Das glaube ich nicht, Miss.«
    »Mama!«
    Lady Hamlins Antwort kam hart und drohend. »Und ich glaube, Ihr werdet Eure Entscheidung noch einmal überdenken, Lord Justin. Schließlich ist der Einfluss Eures Bruders auf die derzeitige Regierung nicht unbegrenzt. Aufgrund seines Sitzes im Oberhaus könnte mein Gatte jeden von Lord Everleighs Reformplänen sehr leicht zum Scheitern bringen.
    Ganz zu schweigen davon, dass mein Bruder, Lord Angley, beim Premierminister stets ein offenes Ohr findet.«
    Ehe Justin darauf etwas erwidern konnte, entschied Meghan, dass sie genug gehört hatte.

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